Die letzten ihrer Art
hierherkam, unmöglich irgendwelche tansanischen Zahlungsmittel bei sich haben, folglich konnte sie auch niemandem etwas verkaufen.
Nach einer mehrminütigen, sinnlosen Diskussion mußten wir uns ihren makellosen Argumenten beugen und die restliche Zeit damit zubringen, mit von nutzlosen Dollar, Pfund, Franc und Kenia-Schillingen ausgebeulten Hosentaschen dazusitzen und den Kaffee und die Schokoriegel trübsinnig anzuschmachten. Das Mädchen sah abwesend die Fliegen an und hatte sich ganz offensichtlich damit abgefunden, daß sie niemals mit jemandem ins Geschäft kommen würde. Nach einer Weile beobachteten auch wir interessiert die Fliegen.
Schließlich sagte man uns, die Maschine sei jetzt wieder startklar, und wir kehrten zu unserer Flugzeugladung Missionare zurück.
Wo, wunderten wir uns, waren sie gewesen, während all das passiert war? Wir fragten nicht. Etwa eine Stunde später landeten wir endlich in Bukavu, und als wir auf die Terminalbaracken des Flughafens zurollten, hallte die Maschine von fröhlichen »Oh, wie schön, der Bischof ist gekommen, um uns zu begrüßen«-Rufen wider. Und da stand er. groß und freudestrahlend in seiner lila Tunika, und er trug eine Brille mit oben schwarzer und unten durchsichtiger Fassung. Die Missionare, die Missionsschullehrer und das amerikanische Paar, das sich sehr für Missionsarbeit interessierte, kletterten lächelnd aus der Maschine, und nachdem wir unsere Kamerataschen unter den Sitzen hervorgezogen hatten, folgten wir ihnen nach draußen.
Wir waren in Zaire.
Was in Zaire so grauenhaft schiefläuft, läßt sich, wenn man mich fragt, am besten durch den Abdruck einer Karte verdeutlichen, die uns einige Tage später von einem Beamten des Fremdenverkehrsverbandes überreicht wurde.
Ein Absatz ist den Touristen zuliebe in englischer Sprache abgefaßt. Er lautet wie folgt:
»Madam, Sir,
im Namen des Vorsitzenden und Gründers des MPR (Mouvement Populaire de la Révolution), des Präsidenten der Republik, seiner Regierung und meiner Landsleute wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen einen wundervollen Aufenthalt in der Republik Zaire.
Sie werden in diesem Land majestätische Sehenswürdigkeiten, eine üppige Flora und eine einzigartige Fauna vorfinden.
Die Aufgeschlossenheit und Gastfreundlichkeit der zairischen Menschen wird Ihnen den Einblick in die Traditionen und Gebräuche unseres Volkes erleichtern.
Unsere junge Nation erhofft sich viel von Ihren Anregungen und dankt Ihnen, daß Sie selbst uns durch Ihre Vorschläge dabei helfen, die Freunde, die Sie zu uns schicken, noch besser willkommen heißen zu können.
Der Fremdenverkehrsminister.«
Das klingt doch ganz anständig. Was einen ins Grübeln darüber bringt, was man denn nun wirklich vorfinden wird, ist der andere Absatz. Den soll man nämlich jedem Zairer zeigen, dem man begegnet, und er lautet wie folgt:
»ZAIRER, HELFT UNSEREN BESUCHERN!
Der Freund, der diese Karte bei sich hat, ist zu Besuch in unserem Land. Er ist unser Gast.
Falls er Fotos machen will, seid zuvorkommend und freundlich. Tragt dazu bei, daß er seinen Aufenthalt genießt, dann wird er wiederkommen und seine Freunde mitbringen.
Indem ihr ihm helft, helft ihr unserem Land. Denkt immer daran, daß uns der Tourismus mit Einnahmen versorgt, die uns die Schaffung neuer Arbeitsplätze, den Bau neuer Schulen, Krankenhäuser, Fabriken und anderer Einrichtungen ermöglichen.
Die Zukunft unseres Fremdenverkehrs hängt davon ab, wie wir unsere Gäste empfangen.«
Es ist schon alarmierend genug, daß eine Ermahnung wie diese überhaupt für notwendig erachtet wird, aber noch wesentlich alarmierender ist, daß dieser Abschnitt ebenfalls nur auf englisch abgedruckt ist.
Kein Zairer – oder »Zairois«, wie sie sich selbst normalerweise nennen – spricht englisch, oder jedenfalls kaum einer.
Das Prinzip, nach dem Zaire funktioniert und das zu korrigieren diese Karte ein herrlich hoffnungsloser Versuch war, ist ausgesprochen simpel. Jeder Beamte, an den man herantritt, wird einem das Leben so schwer wie nur irgend möglich machen, bis man ihn dafür bezahlt, es zu lassen. Mit amerikanischen Dollar. Danach reicht er einen an den nächsten Beamten weiter, der wieder von vorn beginnt, einem das Leben schwerzumachen. Verglichen mit den alptraumhaften Ausmaßen, die dieser Prozeß später annahm, war unser aus einem zweistündigen feuchten, elenden Hüttenaufenthalt bestehender Einstieg in Zaire bloß ein relativ sanfter Zermürbungsversuch.
Das erste, was
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