Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
Vom Netzwerk:
Der Kivu-See. Jetzt war mir der Name wieder eingefallen. Ich fühlte mich noch immer ausgesprochen kribblig und schlotterig und kam zu dem Schluß, das Hinausstarren auf den See könne mir helfen.
Er lag freundlich und schimmernd da und ging in der Ferne, wo er auf die Ausläufer der ihn umgebenden Hügel traf, langsam in einen Grauton über. Das half.
Das Licht des frühen Abends warf lange Schatten über die belgischen Kolonialhäuser, die in leuchtende Blüten und Palmen gekuschelt am Hang vor dem Hotel standen. Auch das tat gut. Sogar die gewellten Dächer der weniger feinen, neueren Gebäude wirkten im sanften Licht weniger abweisend. Ich sah den schwarzen Falken zu, die über dem See kreisten, und merkte, daß ich ruhiger wurde. Ich stand auf, fing an, die Sachen auszupacken, die ich für die Nacht brauchte, und wurde von einem friedlichen, wohligen Gefühl erfüllt, einem Gefühl, das nur von der plötzlichen Erkenntnis beeinträchtigt wurde, daß ich bei unserer letzten Übernachtung mal wieder meine Zahnpasta vergessen hatte. Und mein Schreibpapier. Und mein Feuerzeug. Ich kam zu dem Schluß, daß es Zeit war, die Stadt zu erkunden.
Die Hauptstraße war eine finstere Anhöhe, breit, ungepflegt und mit Abfall übersät. Die Läden bestanden größtenteils aus Beton und Schmutz, und da Zaire eine ehemalige belgische Kolonie ist, war jeder zweite Laden, wie in Belgien und Frankreich, eine Pharmacie , nur mit dem Unterschied, daß man zu meiner Verwunderung in keinem dieser Läden Zahnpasta kaufen konnte.
Die meisten anderen Geschäfte waren unidentifizierbar. Als ein Laden auftauchte, dessen Angebot sich unter anderem aus Ghetto-Blastern, Socken, Seife und Hühnern zusammensetzte, erschien es mir nicht allzu abwegig, hineinzugehen und zu fragen, ob sie in einem ihrer Regale auch Zahnpasta oder Papier vergraben hätten, woraufhin sie mich ansahen, als sei ich vollkommen übergeschnappt. Ob ich denn nicht bemerkt hätte, daß dies ein Ghetto-Blaster-, Socken-, Seifen- und Hühnergeschäft sei? Nachdem ich mich eine halbe Meile weit die Straße rauf- und wieder runtergeschleppt hatte, fand ich schließlich beides bei einem winzigen Straßenstand, der, wie sich herausstellte, auch Kugelschreiber, Luftpostumschläge und Feuerzeuge verkaufte und wahrhaftig so ungewöhnlich auf meine Bedürfnisse zugeschnitten zu sein schien, daß ich beinahe gefragt hätte, ob sie nicht auch noch eine Ausgabe des New Scientist hätten.
Als nächstes fiel mir auf, daß man alles Lebenswichtige auf der Straße kaufen konnte. Zum Beispiel Fotokopien. Hier und da standen am Straßenrand alte Fotokopierer auf klapprigen Tapeziertischen, und ein- oder zweimal wurde ich von Straßengaunern abgefangen und gefragt, ob ich vielleicht irgend etwas fotokopiert haben oder mit ihren Schwestern schlafen wolle. Ich kehrte ins Hotel zurück, machte mir einige Notizen auf dem Schreibpapier, das aus unerfindlichen Gründen rosa war, und schlief wie ein Toter.
Am nächsten Morgen flogen wir nach Goma. Dort stellten wir fest, daß man auch bei Inlandsflügen in Zaire wieder die ganze Einwanderungs- und Zollsalbaderei über sich ergehen lassen mußte. Im Büro eines großen, verrohten Flughafenbeamten wurden wir von bewaffneten Männern zu der Frage verhört, weshalb wir aus Bukavu keine Devisen-Einfuhrbestätigung mitgebracht hatten.
Der Hinweis, daß in Bukavu die Formulare ausgegangen waren, zog nicht.
»Fünfzig Dollar«, sagte der Beamte.
Abgesehen von einem kleinen Schreibtisch, in dessen Schublade zwei Bögen Papier lagen, war sein großes, karges Büro leer. Er lehnte sich zurück und starrte an die Decke, die offenbar schon häufiger Zeuge solcher Vorfälle gewesen war. Dann beugte er sich wieder vor und fuhr sich mit den Handflächen langsam von oben nach unten über das Gesicht, als wolle er es abpellen. Er sagte wieder: »Fünfzig Dollar. Pro Person.« Dann starrte er hohl auf eine der Schreibtischecken und ließ einen Bleistift langsam zwischen den Fingern herumrollen. Eine Stunde lang waren wir dem ausgesetzt, dann hatte er unser erbärmliches Französisch satt und ließ uns gehen.
Blinzelnd verließen wir den Flughafen und trafen, wie durch ein Wunder, auf den Fahrer, den Freunde von Mark geschickt hatten und der uns zu den Virunga-Vulkanen bringen sollte, wo die Berggorillas leben.
Wir waren nicht nach Zaire gekommen, um uns die Gorillas anzusehen. Nur ist es kaum möglich, den weiten Weg nach Zaire auf sich zu nehmen und sie sich dann

Weitere Kostenlose Bücher