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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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wir in der Zollhütte sahen, war ein Bild, das uns eine Vorstellung davon vermittelte, was uns bei unserer Suche nach bedrohten Tierarten in Zaire erwarten würde. Auf dem Bild war ein Leopard zu sehen. Das heißt, auf dem Bild war nur ein Teil des Leoparden zu sehen. Der bewußte Leopardenteil war zu einem ziemlich adretten Pillenschachtel-Hütchen umgestaltet worden und schmückte den Kopf von Marschall Mobuto Sésé Séko Kuku Ngbendu Wa Za Banga, dem Präsidenten der Republik Zaire, der mit gebieterischer Ruhe auf uns herabsah, während zwei seiner Beamten uns in die Mangel nahmen.
Einer der beiden war ein eher freundlicher Mann, der uns gelegentlich Zigaretten anbot, und der andere war ein kleiner, fieser Mann, der unsere Zigaretten klaute. Was natürlich der klassischen Verhörmethode entspricht, die dem Zweck dient, das um Gnade winselnde Opfer an den Rand eines vollständigen seelischen Zusammenbruchs zu treiben. Offenbar hatten sie diese Vorgehensweise irgendwo gelernt und konnten sie sich jetzt einfach nicht mehr abgewöhnen, obwohl sie eigentlich nicht mehr von uns wissen wollten als unsere Namen, Paßnummern und die Seriennummern sämtlicher Ausrüstungsstücke, die wir mitführten.
Da vor allem der Große nichts gegen uns persönlich zu haben schien, während er uns pflichtgemäß durch den Irrsinn geleitete, dem er uns auszusetzen hatte, beschlich mich ein Gefühl merkwürdiger Nähe und bewegender Freundschaft, das ich aus den Beschreibungen der Beziehungen zwischen Folterknechten und ihren Opfern oder Kidnappern und ihren Geiseln kannte. Es entsteht das Gefühl, man sitze im gleichen Boot. Da im Briefkopf der Formulare, die wir ausfüllen mußten, »Belgisch-Kongo« durchgestrichen und mit Bleistift durch »Zaire« ersetzt worden war, mußten sie mindestens achtzehn Jahre alt sein. Das einzige Formular, das sie offenbar nicht vorrätig hatten, war jenes, das wir eigentlich brauchten. Wir waren von Freunden dringend darauf hingewiesen worden, daß wir uns bei der Einreise in Zaire eine Devisen-Einfuhrbestätigung besorgen sollten, um späteren Ärger zu vermeiden. Nach mehrfachem Bitten bekamen wir zu hören, die sei ausgegangen. Man sagte uns, in Goma könnten wir so was bekommen, und das sei dann schon in Ordnung.
Sie spielten mit dem Gedanken, meinen Laptop-Computer zu konfiszieren – für den Fall, daß wir die Regierung damit stürzen wollten –, aber am Ende begnügte sich der kleine, fiese Mann damit, lediglich Chris' Autozeitschrift zu beschlagnahmen – mit der Begründung, er möge Autos –, und dann waren wir frei, jedenfalls fürs erste.
Wir ließen uns von einem entfernt taxiähnlichen Gefährt nach Bukavu bringen. Wie sich herausstellte, war die Stadt enorm weit vom Flughafen entfernt, höchstwahrscheinlich, weil die Taxifahrer darauf bestanden hatten. Während wir über die erschreckend zerfurchte Straße hoppelten, die am Rand des Sees entlangführte und auf der ein Großteil der Bevölkerung von Zaire spazierenzugehen schien, tauchte unser Fahrer immer wieder für geraume Zeit unter das Armaturenbrett. Ich verfolgte das mit einiger Besorgnis, die sich schließlich, als ich mitbekam, was er da eigentlich tat, gehörig steigerte. Er bediente die Kupplung per Hand. Ich überlegte, ob ich den anderen davon erzählen sollte, entschied mich aber schließlich dagegen, weil es sie nur beunruhigt hätte. Mark erwähnte später, während der gesamten Fahrt sei kein anderes Fahrzeug auf der Straße zu sehen gewesen, abgesehen von ein paar Lastern, die schon so lange standen, daß sie keine Hinterachsen mehr hatten. Mir war das nicht aufgefallen, weil ich, nachdem mir klargeworden war, was der Fahrer mit der Kupplung anstellte, die Augen während der restlichen Reise einfach nicht mehr aufgemacht hatte.
Als wir endlich das Hotel erreichten, das für eine so verfallene Stadt wie Bukavu erstaunlich vornehm und geräumig war, waren wir zerschlagen und erschöpft und begannen uns ausgiebig anzugähnen. Das war eine Art wortloses Signal, daß jeder von uns den Anblick der beiden anderen gründlich satt hatte, auch wenn es erst sechs Uhr abends war. Wir gingen in die Zimmer und setzten uns zwischen unsere jeweiligen Gepäckberge.
Ich saß am Fenster und sah zu, wie die Sonne über dem See zu versinken begann, dessen Name mir nicht einfiel, weil alle Karten in Marks Zimmer lagen. Aus dieser Perspektive betrachtet, sah Bukavu, das auf einer in den See ragenden Halbinsel liegt, ziemlich idyllisch aus.

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