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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Schwindelgefühl, das wir in der Höhe empfinden, ist nicht allein auf die Angst vor dem Fallen zurückzuführen. Häufig ist es so, daß wir, wenn überhaupt, nur wegen des Schwindelgefühls selbst abstürzen könnten, womit es sich bei dieser Angst bestenfalls um eine ausgesprochen irrationale, sich selbst verwirklichende Befürchtung handeln würde. Nun haben wir aber in längst vergangenen Zeiten auf Bäumen gelebt. Wir sind von Baum zu Baum gehüpft. Gewisse Leute vertreten sogar die Ansicht, wir hätten etwas Vogelartiges in unserer Ahnenreihe. Falls das zutrifft, könnte also irgendein Teil unseres Bewußtseins angesichts eines Abgrunds meinen, er könne einfach reinhüpfen, und versuchen, auch uns dazu zu drängen. Was dabei am Ende herauskommt, ist also ein Konflikt zwischen einem primitiven, atavistischen Teil unseres Bewußtseins, der »Spring!« sagt, und einem modernen, rationaleren Teil des Bewußtseins, der »Um Himmels willen, laß es!« sagt.
Mit Sicherheit hat diese Höhenangst wesentlich mehr mit widerstreitenden inneren Konflikten und Verwirrung zu tun als mit schlichter Furcht. Falls es sich nämlich um Furcht handelt, dann um eine, mit der wir gern herumspielen, die wir als angenehmen Nervenkitzel empfinden und mit der Achterbahn- und Riesenradbauer ihren Lebensunterhalt verdienen.
Das Gefühl, das mich angesichts meines ersten Silberrücken-Gorillas in der Wildnis überkam, war schwindelerregend. Es war, als sollte ich irgend etwas tun, als würde eine Reaktion von mir erwartet, ohne daß ich wußte, was oder wie ich es tun sollte. Mein modernes Bewußtsein sagte einfach: »Lauf weg!«, aber ich konnte nichts weiter tun als dastehen, zittern und glotzen. Es war, als ob uns der richtige Zeitpunkt zwischen den Fingern hindurchglitt, zwischen uns und dem Gorilla in einen unüberbrückbaren Abgrund stürzte und uns hilflos gaffend auf unserer Seite zurückließ. Dem Gorilla war mittlerweile offenbar aufgegangen, daß wir gerade mit dem Fotografieren seines Kots beschäftigt gewesen waren, also stapfte er zurück ins Unterholz.
Wir nahmen die Verfolgung auf, waren aber – im Gegensatz zu ihm – nicht in unserem Element. Wir hätten nicht mal sagen können, wo ungefähr er eigentlich in seinem Element war, und nach einer Weile gaben wir auf und begannen, das Gebiet wieder etwas grundsätzlicher zu erforschen.
Der Gorilla, den wir gesehen hatten, war ein großer, männlicher Silberrücken gewesen. Silberrücken bedeutet, daß sein Rücken silbrig oder grauhaarig war. Nur die Rücken der Männchen verfärben sich, und das auch erst, wenn sie ausgewachsen sind. Gerüchte besagen, daß nur der männliche Anführer einer Gruppe einen silbernen Rücken bekommt, und zwar binnen weniger Tage oder gar Stunden, nachdem er die Führung übernommen hat, aber das ist offensichtlich Blödsinn. Weit verbreiteter und verlockender Blödsinn, aber eben Blödsinn. Und da wir schon beim Thema Blödsinn sind, sollte ich etwas erwähnen, das wir ein paar Tage später während eines Gesprächs mit Conrad Aveling erfuhren, einem Feldforscher aus Goma, der jahrelang für den Schutz der Gorillas in diesem Gebiet zuständig gewesen war.
Als wir Conrad erzählten, wie sehr uns Muraras und Serundoris Schilderungen vom Einfach-Losziehen-und-Wilderer-Umnieten beunruhigt hatten, ließ er sich in seinen Stuhl zurücksinken, klatschte sich auf die Schenkel und brüllte vor Lachen.
»Es ist einfach nicht zu fassen, was diese Burschen den Touristen so alles auftischen! Jetzt sagt bloß, die haben euch auch noch von ihrer Kommando-Vergangenheit erzählt?«
Einigermaßen schüchtern räumten wir ein, sie hätten. Conrad griff sich an die Augenbraue und schüttelte den Kopf.
»Das einzige, was an denen kommandomäßig ist«, sagte er, »ist ihre Uniform. Die kaufen sie nämlich von den Kommandos. Weil sie so gut wie nie bezahlt werden, verscherbeln die Kommandos die Dinger, um sich Essen leisten zu können. Das ist alles völliger Quatsch. Ich hab kürzlich schon mal so eine tolle Geschichte gehört. Ein Tourist hatte einen Führer gefragt – und zwar in Rawindi, wo es keine Gorillas gibt –, also dieser Tourist hatte gefragt: ›Was passiert, wenn ein Gorilla auf einen Löwen trifft?‹ Statt nun zu antworten: ›Tja, da Löwen und Gorillas in völlig verschiedenen Gegenden leben und gar nicht aufeinandertreffen können, ist das eine ziemlich dämliche Frage‹, meinte dieser Führer offenbar, er müsse sich eine originelle Antwort

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