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Die letzten ihrer Art

Die letzten ihrer Art

Titel: Die letzten ihrer Art Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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schnell Mark Vögel erkennen kann, die er noch nie gesehen hat, selbst wenn sie bloß Kleckse am Horizont sind.
»Der Flügelschlag ist unverwechselbar«, erläutert er. »Aber wenn wir nicht in diesem lauten Hubschrauber säßen, wären sie noch einfacher zu erkennen. Sie gehören zu den Vögeln, die während des Fluges hilfreicherweise ihren Namen rufen. Kea! Kea! Kea! Macht sie sehr beliebt bei allen Vogelbeobachtern. Es wäre toll, wenn der Streifenschwirl den Trick auch lernen könnte. Würde das Auseinanderhalten von Heuschreckenschilfsängerarten erheblich vereinfachen.« Er verfolgt ihren Flug noch einige Sekunden, bis sie einen großen Felsvorsprung umrunden und aus unserem Blickfeld verschwinden. Dann läßt er sein Fernglas sinken. Wir waren nicht hergekommen, um uns die Keas anzusehen.
»Sind trotzdem interessante Vögel, mit einigen komischen Eigenarten. Ausgesprochen penibel, was den richtigen Bau ihrer Nester angeht. Man hat mal ein Keanest gefunden, mit dessen Bau die Vögel 1958 begonnen hatten. 1965 haben sie noch immer rumprobiert und Teile dazugesteckt, aber richtig eingezogen waren sie noch nicht. Sind dir in dieser Hinsicht ziemlich ähnlich.«
Als wir den schmalen Ausgang der Schlucht erreichen, halten wir ein paar Meter von einem Wasserfall entfernt kurz an, der zwischen den Felsen hervorbricht, um den hundert Meter unter uns liegenden Fluß mit Wasser zu füllen. Wir starren ihn aus unserer fliegenden Glasblase an, und ich fühle mich plötzlich wie ein Besucher von einem anderen Planeten, der aus dem Himmel herabsinkt, um eine fremdartige Welt genau unter die Lupe zu nehmen. Außerdem fühle ich mich krank, beschließe aber, diese Information für mich zu behalten.
Mit einem kurzen Achselzucken hievt Bill den Hubschrauber wieder nach oben, aus der Schlucht und in den klaren Himmel. Schon die Unermeßlichkeit dieser Massen von Bergen und Raum, die uns lässig umkreisen, überwältigt die räumlichen Prozessoren des Gehirns. Und dann, wenn man gerade meint, all die Wunder entdeckt zu haben, die diese Welt einem zu bieten hat, kurvt man um einen Gipfel und glaubt plötzlich, man beginne das Ganze noch mal von vorn, nur diesmal unter Drogeneinfluß.
Wir gleiten über Gletschergipfel. Der urplötzliche, verschwenderische Lichtaufwand blendet uns für einen Augenblick, aber als das Licht dann zu festen Formen zusammenwächst, scheinen diese Formen aus einem Traum zu stammen. Große, kopflastige Türme, die an deformierte Gigantentorsos erinnern, mächtige, herausgemeißelte Höhlen und Bögen und hier und dort die rissigen und abgeschlagenen Überreste von etwas, das aussieht wie eine Reihe gotischer Kathedralen, die man aus beträchtlicher Höhe abgeworfen hat. Aber alles ist Schnee und Eis. Es sieht aus, als kämen die Geister von Salvador Dali und Henry Moore nachts vorbei, um mit den Urkräften zu spielen.
Wenn ich mit etwas vollkommen Unfaßbarem konfrontiert werde, reagiere ich instinktiv wie jeder zivilisierte Mensch: Ich greife nach meiner Kamera und fotografiere es. Ich spüre, daß ich sehr viel leichter damit klarkommen werde, wenn es bloß drei Zentimeter Farbe in einem Leuchtkasten sind und mein Stuhl nicht dauernd versucht, mich durch die Gegend zu schleudern.
Gaynor, unsere Rundfunkproduzentin, schiebt mir ein Mikrofon unter die Nase und bittet mich zu beschreiben, was wir gerade sehen.
»Was?« sage ich und fasele ein bißchen.
»Mehr«, sagte sie. »Mehr!«
Ich fasele noch ein bißchen weiter. Die Rotorblätter des Hubschraubers säbeln nur ein paar Zentimeter von einem Eisturm entfernt durch die Luft.
Sie seufzt. »Na schön«, sagt sie, »das läßt sich höchstwahrscheinlich zu irgendwas zusammenschneiden«, und schaltet das Tonband wieder aus.
Wir drehen eine weitere bewußtseinszerknüllende Runde um die riesigen Eisskulpturen und jagen dann zurück durch die Schluchten, die jetzt vergleichsweise spießig wirken.
In unserem Hubschrauber sitzt noch ein weiterer Passagier: Don Merton, ein gütiger Mann mit dem Gebaren eines Vikars, der für irgend etwas Abbitte leistet. Er sitzt ruhig da, stößt gelegentlich seine Brille auf dem Nasenrücken zurück und murmelt für sich »ja, ah, ja«, als bestätige all dies eine Vermutung, die er schon seit langem hegt. Tatsache ist, daß er das Gebiet sehr gut kennt. Er arbeitet für das New Zealand Department of Conservation und hat wahrscheinlich mehr als irgendwer sonst zum Schutz der bedrohten neuseeländischen Vogelwelt

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