Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit

Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit

Titel: Die letzten Monate der DDR: die Regierung de Maizière und ihr Weg zur deutschen Einheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed Stuhler
Vom Netzwerk:
hat! Oder man wolle sich gerade ein neues gebrauchtes Auto kaufen, und man denke auch daran, in Urlaub zu fahren, da könnte man doch jetzt nicht einfach die Miete erhöhen! Man sah daran die W ertigkeiten , die ja noch verschoben waren. Eine Wohnung war nichts wert ! Die hat nichts gekostet, hat der Staat bereitgestellt.
      Wir waren zu diesem Zeitpunkt dankbar für jeden Investor. Im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern, die ja gleiche Voraussetzungen hatten – also Eiserner Vorhang, ähnliches politisches System und dann die Wende, ein neues System - , hatten wir den großen Vorteil, dass wir relativ schnell rechtliche Klarheit schaffen konnten. Rechtliche Klarheit heißt Sicherheit. Finanzierungssicherheit, für wen auch immer. Das meiste Geld, das damals in die DDR geflossen ist, kam von außen. Es kam nicht aus der DDR heraus. Für Wohnungsbau sowieso, aber auch für anderes. Es kam von außen und es kam deshalb, weil jeder wusste, das Geld ist sicher, das kriege ich irgendwann mal wieder, denn die sind auf dem richtigen Weg. Wenn da mal was passiert, dann gibt es ein Gericht, und dann geht das seinen Gang. Bei uns wurde unglaublich viel Geld investiert, und die Innenstädte sind wirklich innerhalb von zehn Jahren erblüht. Das ist schnell!«
      »Fahren Sie durch die ostdeutschen Innenstädte«, fordert auch de Maizière, »gucken Sie, was aus den historischen Altstädten geworden ist, und überlegen Sie sich, wie die aussähen, wenn die DDR noch 20 Jahre weiterexistiert hätte. Erfurt und Quedlinburg, aber auch Wismar und Görlitz. Die blühenden Landschaften, die Kohl versprochen hat und für die er viel verspottet wurde, wer die jetzt nicht sieht, ist entweder blind oder bösartig.«

    17. Beifall für den Minister

    »Wer soll das denn sonst machen?«
Rainer Eppelmann

    Abrüstungs- und Verteidigungsminister Eppelmann steht vor einer schweren und undankbaren Aufgabe: Die Abschaffung der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR. Als er das Amt antritt, ist er
    46 Jahre alt und hat eine, wie er sagt, »bunte Biographie«. Die letzten 15 Jahre war der Pazifist und ehemalige Bausoldat Pfarrer in der Berliner Samaritergemeinde:
      »Ich wusste, dass meine Situation eine völlig andere war als die eines neu installierten Bundesverteidigungsministers in der Bundesrepublik Deutschland, Kanzlerwechsel von der SPD zur CDU zum Beispiel oder umgekehrt. Dann wurde natürlich auch das Kabinett ausgetauscht, und da kam jetzt eben ein Mensch, der einer anderen Partei angehörte, auf die Hardthöhe. Der, der neu dahin kam, konnte davon ausgehen, dass die Offiziere und Generäle ihm genau so loyal dienen werden wie seinem Vorgänger, obwohl der einer anderen Partei angehörte.«
      Eppelmanns Vorgänger im Amt, Admiral Theodor Hoffmann, Verteidigungsminister im Kabinett Modrow, hatte schon eine Militärreform begonnen, alle Politoffiziere von ihren Posten genommen und eine ganze Reihe von Spitzengenerälen entlassen.
      »Mir war klar, du hast jetzt mit Menschen zu tun, die eine ganz bestimmte Planung für ihr Leben gehabt haben. Der Obrist oder der General der Nationalen Volksarmee, der hat sich doch über viele Jahre als ein gemachter Mann gesehen. Sein Leben lag klar strukturiert vor ihm. Wenn er keinen Fehler macht, wird er möglicherweise noch höher kommen, wird noch bedeutender sein oder sich zumindest auf der Ebene, wie er jetzt ist, halten können. Er hatte im Grunde ein gemachtes, klar geordnetes Leben.

    18.5.1990, Verteidigungsminister Rainer Eppelmann besucht das 3. Mot.-Schützenregiment in Brandenburg

      Und nun passierte auf einmal in dem Land, in dem er lebte, etwas, was überraschend und so anders war, dass er begann, zu begreifen, all seine Pläne, all seine Hoffnungen, all seine Sicherheit ist weg. Er muss neu planen. Wird er morgen noch Offizier sein können? Wird er es nicht sein können? Muss er was anderes machen? Ich habe erlebt, dass die allermeisten von diesen Männern bange waren, fragend waren, ängstlich waren, gespannt waren. Mir war also klar, es wird eine ganz große menschliche Herausforderung sein, den Leuten den Eindruck zu vermitteln, ich will euch in eurer Situation, die ich sehr wohl sehe, ganz ernst nehmen. Auch aus Egoismus ganz ernst nehmen. Sie hatten ja Möglichkeiten, hätten ja alles zertrümmern können. Das Waffenpotential haben sie dazu gehabt.
      Es ging mir also auch darum, mit denen eine menschliche Lösung zu finden, die sie akzeptieren konnten als

Weitere Kostenlose Bücher