Die letzten Tage
zukommen lassen, musste bedeutend gewesen sein. Oder steckte mehr dahinter als ein bloßer Befehl, mit ihr zusammen zu arbeiten? Viele Teile von Kasrers Akte…
Zetoras, er will, dass ich ihn Zetoras nenne.
…waren geschwärzt. Das gleiche galt für die Karriere von Admiral Rodriguez. Sie bezweifelte, dass einer der Beiden ihr das verraten würde, aber es gab noch jemanden an Bord mit einer ähnlich stark geschwärzten Akte, Pilot James Tefas. Vielleicht würde er ihr mehr verraten. Oder vielleicht würde er beim ersten Zeichen von Fragen in dieser Richtung zum Kapitän rennen. Sie musste vorsichtig sein.
Zetoras vertraute ihr, aber wenn sie das Vertrauen missbrauchte oder etwas tat, was es aufs Spiel setzte, konnte das schnell vorbei sein. Sie musste sich also entscheiden, ob es ihr wichtiger war, das Vertrauen des Kapitäns zu behalten oder herauszufinden, was er mit Admiral Rodriguez zu tun hatte. Rodriguez war ein Rätsel, das sie seit langer Zeit knacken wollte, aber war dieses Rätsel wichtiger als ihre derzeitige Mission?
Nein, die Zukunft der Menschheit könnte von der Sicherheit der Hagner abhängen. Das Rätsel hinter Admiral Rodriguez konnte sie immer noch lösen, wenn die Menschheit überlebt hatte.
Und wenn wir alle sterben, dann ist es eh egal.
Auf der Krankenstation ließ sich die Saboteurin vom medizinischen Computer ein Mittel gegen Kopfschmerzen geben. Es war nur schwach und würde nicht lange vorhalten, aber es gab ihr genug Zeit, sich zu überlegen, wie sie an mehr und stärkere Mittel kam.
Sie hatte sichergestellt, dass geringe Mengen nicht sofort für einen internen Alarm sorgten. Schließlich konnte nicht jedes Mal das Sicherheitspersonal gerannt kommen, wenn jemand Kopfschmerzen hatte oder einem der Techniker etwas auf den Fuß fiel.
Und sie würde es nicht lange aushalten müssen. Das Ende war nah. Sie konnte spüren, wie es näher kam. Konnte spüren, wie ihre Kraft wuchs, selbst mit der geringen Menge an Acetylsalicylsäure in ihrem Blut.
Wenn sie an größere Mengen kommen sollte, würde der Kapitän sie nicht noch einmal durch etwas so Simples wie ein paar Kopfschüsse aufhalten können.
Kapitel 8
04. März 2270
Kriegsschiff
Hagner
– Im Orbit von Rateri IV
Als Zetoras die Brücke betrat, konnte er sehen, wie sich Liora mit zwei Mitgliedern der Schiffssicherheit unterhielt. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und konnte ihn nicht sehen, aber das gab ihm die Gelegenheit die beiden Sicherheitsleute zu erkennen, bevor er sich dazu stellte. Sergeant Misuka hätte er auch von hinten erkannt, aber die Frau nicht. Es handelte sich um die gleiche Frau, die am Tag zuvor den Tod von McOren festgestellt hatte.
Gefreite Leila König, rief er sich ihren Namen ins Gedächtnis. Er hatte sich sämtliche Akten des an der Verfolgung beteiligten Personals noch einmal angesehen und sie entsprechend aktualisiert.
Bevor er am Vorabend schlafen gegangen war, hatte er Liora noch eine Nachricht zukommen lassen, um sie über das kriminalistische Personal zu informieren, das an Bord gekommen war. Wobei er sie nicht über die wahre Mission von Mika Müller aufgeklärt hatte. Desto weniger Leute Bescheid wussten, desto besser. Das schloss auch seine erste Offizierin ein.
Offenbar war sie grade dabei, die beiden über diese Tatsachen in Kenntnis zu setzen. Die Wut auf Misukas Gesicht war unverkennbar, aber er sprach noch immer leise genug, dass Zetoras ihn vom Brückeneingang aus nicht hören konnte.
Immerhin etwas, aber ich werde wohl trotzdem ein Gespräch über Selbstkontrolle in der Öffentlichkeit mit ihm führen müssen.
Die Nervosität der Crew war groß genug, auch ohne dass die Unteroffiziere derart offen Befehle in Frage stellten. Aller Lockerheit zum Trotz, das konnten sie sich derzeit nicht erlauben.
Als Misukas Blick auf Zetoras fiel nahm er sofort Haltung an, woraufhin auch König ruckartig folgte. Liora drehte sich um und lächelte ihm schwach entgegen, bevor sie ein paar Schritte auf ihn zumachte und die beiden Sicherheitsleute alleine stehen ließ.
„Alles okay? Du siehst blass aus.“, fragte er leise, damit ihn niemand anderes hörte.
„Kopfschmerzen, schon seit gestern Abend.“, als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, unterbrach sie ihn, „Keine Sorge, ich kann meinen Dienst normal verrichten. Wenn es bis zum Ende meiner Schicht nicht besser wird, gehe ich nochmal auf die Krankenstation und lasse mich genauer
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