Die letzten Tage der Solaren Welten
Msssarrr-Körpers.
Wenn ich an diese erste Invasion des Sol-Systems denke, fallen mir auch nicht in erster Linie die zum Teil völlig konfusen Sitzungen des Krisenstabes ein und der verzweifelte Versuch eines überforderten Star Corps Oberkommandos, Löcher zu stopfen, die dafür einfach zu groß waren. Unsere Kräfte reichten nicht aus, um gleichzeitig der Invasion von dem direkt aus dem Inneren der Sonne getretenen Doppelplaneten Vulkan und auch noch dem Ansturm der Kridan auf das New Hope-System am Rande des Niemandslandes standzuhalten.
Davon abgesehen war die Lage der Solaren Welten auch an den verbleibenden Grenzen alles andere als stabil. Wiederholt hatten J'ebeem und Starr versucht, die Menschheit in ihren schwelenden Dauerkrieg hineinzuziehen. Lediglich das Verhältnis zu dem Königreich der insektoiden Mantiden war von einer gewissen Stabilität geprägt.
Wir wussten, dass unsere Nachbarn uns aufmerksam beobachteten und konnten daher nicht einfach sämtliche Kräfte aus den Grenzgebieten abziehen. Das wäre einer Einladung zur Invasion gleichgekommen.
Nein, das erste, woran ich im Rückblick an diese Krise denke, ist das Gesicht von Rendor Johnson, als er mich an Bord seiner Raumyacht mit dem Namen CAPESIDE bat, die er für den einzigen abhörsicheren Ort im ganzen Sonnensystem hielt und mir nicht mehr, aber auch nicht weniger vorschlug, als mich an einem Putsch gegen den Hohen Rat zu beteiligen.
Johnson trug die graue Uniform mit dem Emblem der solaren Abwehr und am Gürtel einen Nadler vom Typ Garrison 80. Ich kannte Johnson bereits von diversen Zusammenkünften und Sitzungen. Daher wusste ich, dass dies sozusagen sein Markenzeichen war.
Seine eigenen Sicherheitsvorschriften verboten eigentlich das Tragen von Waffen bei Meetings auf höchster Ebene, daher war die Waffe an seiner Seite häufig ungeladen, wie ich mir aus wohl unterrichteten Kreisen bestätigen ließ.
Ich hatte immer das Gefühl, einem Mann gegenüberzustehen, der unter anderen Umständen auf der anderen Seite des Gesetzes agieren könnte.
Eine hervorragende Ausbildung und glückliche Umstände hatten ihn jedoch ganz nach oben katapultiert. Die glücklichen Umstände bestanden dabei in erster Linie darin, dass er zu einer Zeit in den Geheimdienst eintrat, als sich dieser – ähnlich dem Star Corps of Space Defence – gerade im Aufbau befunden hatte. Diese Aufbauphasen bieten immer die besten Karriereleitern. Ich selbst habe das ja ebenfalls zu nutzen gewusst.
Der Vorteil ist, dass auf diese Weise kreative Außenseiter in ein System gelangen können, das ansonsten hermetisch geschlossen wäre. Der Nachteil besteht darin, dass manchmal auch Maulhelden und mangelhaft Begabte in Positionen geraten, die einfach ein paar Nummern zu groß für sie sind. Bei Rendor Johnson hatte ich von Anfang an dieses Gefühl.
Die Kreise, die auch mich gefördert hatten, schienen da anderer Ansicht zu sein. Johnson erwähnte, dass diese Leute ihn auf mich aufmerksam gemacht hätten. Er konnte damit nur *** meinen, ohne dass er dies klar ausgesprochen hätte.
»Die letzten Tage der Solaren Welten haben begonnen, Admiral. So oder so.«
So hieß, dass ich mich an die Spitze des Coup D'Etat setzte.
Das andere so stand wohl nur noch für die Möglichkeit, dass er es selbst tat. In diesem Augenblick war ich mir noch nicht einmal sicher, welche dieser Möglichkeiten ihm in Wahrheit lieber war. Vielleicht sprach er mich nur im Auftrag von *** und seinen Kreisen an.
Vielleicht war er aber auch einfach der Opportunist, als der er überall verschrien war und der wusste, dass es manchmal sehr viel leichter ist, im Windschatten eines anderen an die Spitze zu kommen.
»Warum ich?«, fragte ich ihn.
Er sah mich an. Ich besitze nicht die besondere Sensibilität der Christophorer, aber in diesem Moment lagen seine Gedanken wie ein offenes Buch vor mir. Eigentlich gefiel er sich im Habitus des Revolutionärs, der mit dem Nadler in der Seite das Rednerpult im Hohen Rat erstürmte, mit einem Schuss die Beleuchtung zerfetzte und die Versammlung für abgesetzt erklärte.
»Sie haben mächtige Förderer, Admiral. Aber ich denke, da verrate ich Ihnen nun wirklich kein Geheimnis.«
»Und Sie weichen meiner Frage aus.«
Rendor Johnson musterte mich auf eine Weise, die mir nicht gefiel. Ich konnte unmöglich sagen, was genau mir daran nicht gefiel, aber dieser Eindruck war einfach da. Ich hatte mir angewöhnt, mich in der Beurteilung von Personen immer eher nach dem
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