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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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sogenannten Bauchgefühl als nach irgendwelchen rationalen Erwägungen zu richten. Entweder ich traue einer Person oder nicht. Entweder ich habe im ersten Moment ein gutes Gefühl oder Bauchschmerzen.
    »Ich brauche etwas Bedenkzeit«, sagte ich.
    » Sie wissen, wie die Lage ist, Rudenko! Niemand weiß darüber besser Bescheid als Sie.« Rendor Johnson atmete tief durch.
    »Ich weiß noch nicht alle Fakten, was Ihren Plan betrifft.«
    »Dann hören Sie mir gut zu, Admiral …«
     
     
    Ich betrat den kahlen Raum, in dem der Krisenstab tagte. Neue, alarmierende Nachrichten waren eingetroffen. Hans Benson, der Vorsitzende des Hohen Rates, gehörte diesem Gremium ebenso an wie Oppositionsführer Julio Ling.
    Rendor Johnson war ebenfalls anwesend. Er wich meinem Blick aus, als fürchte er, dass man ihm an der Nasenspitze anzusehen vermochte, sich mit einem Admiral des Star Corps über einen bevorstehenden Putsch unterhalten zu haben.
    Der sechzehnköpfige Kommandostab von Admiral Dan Roshek nahm an den Sitzungen teil. Außerdem die Ratsvertreter sämtlicher Planeten des Sol-Systems. Als letzter traf der Chef des militärischen Geheimdienstes ein, ein Mann namens Greg Sung. Er bekleidete den Rang eines Colonel im Marine Corps des Star Corps of Space Defence und ich gestehe gerne, dass ich ihn bis dahin nicht als sonderlich wichtig eingestuft hatte. Dasselbe galt für seine Organisation. Natürlich brauchen Streitkräfte immer auch einen Abschirmdienst, nur erschien mir unserer nicht besonders effektiv zu sein und seine Kompetenzen überschnitten sich teilweise auch mit denen der Solaren Abwehr. Eine klare Trennung der Zuständigkeiten wäre wünschenswert gewesen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass man sie in Wahrheit gar nicht trennen wollte. Der militärische Geheimdienst kochte sein eigenes Süppchen. Und als ich sah wie Rendor Johnson Greg Sung einen Augenblick lang zur Seite nahm, begann ich zu ahnen, was für ein Süppchen das war.
    Der gerade vom Captain zum Commodore beförderte Jay Thornton gab eine Lagebeurteilung ab. Thornton hatte seit der Zerstörung der CAMBRIDGE vor zwei Jahren kein Raumkommando mehr angenommen, sondern stattdessen im Verteidigungsstab des Sol-Systems Karriere gemacht. Jetzt koordinierte er zusammen mit Admiral Dan Roshek, dem zuständigen Gebietskommandanten des Star Corps, die Abwehroperationen.
    Wenn man überhaupt von einer organisierten Abwehr sprechen konnte.
    Commodore Thornton aktivierte eine Bildschirmwand, auf der eine maßstabsgetreue dreidimensionale Darstellung des inneren Sonnensystems angezeigt wurde. In einem Teilfenster war eine Positionsübersicht zu sehen.
    »Unsere Einheiten haben inzwischen das Trans-Venus Gebiet vollkommen aufgeben müssen«, erklärte er. »Sie sehen an der markierten Stelle eine Position auf Höhe der Venus-Bahn, wo sich unsere Flotte – oder das, was von ihr noch übrig ist – neu formiert. Commander Leslie von der STERNENFAUST meldet leichte Schäden an seinem Schiff. Desgleichen Commander van Deyk von der PLUTO und Commander Levonian von der CATALINA. Sehr viel schwerer scheint es die BAIKAL unter Commander Craig Manninger erwischt zu haben. Und auch die ALLISON – den einzigen Dreadnought im weiten Umkreis, muss es, den Schadensberichten nach, schwer erwischt haben. Die Verluste unter den Raumbooten sind hoch. Einige dümpeln noch im Trans-Merkur Bereich herum, sind aber manövrier- und kampfunfähig. Wir können für sie leider ebenso wenig tun wie für die Bevölkerung des Merkur und die Besatzungen der dortigen orbitalen Raumforts.«
    »Wie sieht es mit einer möglichen Verstärkung aus?«, fragte Hans Benson.
    Der Vorsitzende des Hohen Rates schien mir in den letzten Tagen um Jahre gealtert zu sein. Er wirkte fahrig und unkonzentriert. Die Hiobsbotschaften folgten so dicht aufeinander, dass kaum eine Möglichkeit zu reagieren blieb. Davon abgesehen hatte ein Vorsitzender des Hohen Rates auch nur sehr eingeschränkte Kompetenzen. Immer wieder war er auf das Wohlwollen der Mitgliedswelten angewiesen.
    »Verstärkung ist ein gutes Stichwort«, sagte Jay Thornton. »Sie wissen, dass der größte Teil unserer Streitkräfte derweil im New Hope-System gebunden ist. Dort sind furchtbare Kämpfe mit den Kridan ausgebrochen, die jetzt mit großen Flotten angreifen.«
    New Hope hatte sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Systeme der Solaren Welten entwickelt. Man hatte errechnet, dass die Wirtschaftskraft von New Hope II in zwei

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