Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
dienten dazu, sich festzuhalten, falls es zu Ausfällen der künstlichen Schwerkraft kam und waren bis zum Jahr 2230 auf allen Raumschiffen, Orbitalstationen, Raumforts und anderen Vehikeln, die sich im freien Weltraum bewegten oder auf die Verwendung künstlicher Schwerkraft angewiesen waren, Vorschrift gewesen. Eine vereinigte Initiative von Alpha Centauri, New Hope und Sirius hatte jedoch dafür gesorgt, dass diese Vorschrift abgeschafft worden war – aus wirtschaftlichen Gründen. Kleine Raumlinien wären durch die Verordnung unnötig gegängelt worden und es bestünde keine Notwendigkeit, dazu Bestimmungen auf Bundesebene zu erlassen.
    Inzwischen waren diese Griffe nur noch auf militärischen Schiffen obligatorisch – ganz gleich, ob sie dem Star Corps oder der jeweiligen Lokalverteidigung angehörten.
    Wie viele Opfer von Raumunfällen oder Fehlfunktionen an Bord von Raumschiffen mochten den Tag, an dem diese Bestimmung im Hohen Rat gekippt worden war, wohl schon verflucht haben.
    Clifford Ramirez' Hände klammerten sich an diesen Haltegriff. Die Knöchel traten weiß hervor. Er fühlte den beständigen Sog und fragte sich, wie lang er das noch durchhalten konnte. Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Kondensierte Atemluft drang ins freie All. Der Luftdruck sank rapide. Ein höllischer Schmerz machte sich in Cliffords Brust bemerkbar. Clifford wusste, dass sein Tod unvermeidlich sein würde. Gedankensplitter mischten sich in seinem Hirn auf groteske Weise mit den Bildern des verstümmelten Sanitäters, die er wenige Augenblicke zuvor vor Augen gehabt hatte.
    Sandrine …
    Lester …
    Ich hoffe, du wirst nicht so dumm sein, eines Tages auch zum Star Corps zu gehen – und schon gar nicht zu den Marines, wie du es dir vorgenommen hast. Aber bis dahin ist es ja noch lang … so lang … und ich werde nicht erleben können, wie du heranwächst und zu einem erwachsenen Mann wirst, der seine eigenen Entscheidungen zu treffen beginnt und damit vielleicht auch manchmal seine Eltern vor den Kopf stößt …
    Farben, Formen, abstrakte Gebilde und Erinnerungen bildeten ein Gewirr, dessen Sinn für Clifford rätselhaft blieb.
    Vielleicht war das bereits der einsetzende Sauerstoffmangel in seinem Gehirn.
    Vielleicht auch der Übergang ins Jenseits …
    Ein grelles Licht blendete ihn.
    Platinweiß.
    Die Schreie der anderen, die bis dahin wie ein furchtbarer Background-Chor seine Ohren und seine Psyche gleichermaßen gemartert hatte, wurden nun deutlich leiser. Es wirkte auf Clifford, als ob irgendein gnädiger Toningenieur sie ausblendete, um ihn zu schonen.
    Der Sog wurde jetzt plötzlich so stark, dass Clifford sich nicht mehr halten konnte.
    Er schrie aus Leibeskräften, als er fortgerissen wurde. Aber sein Schrei war nicht viel mehr als das krächzende Todesröcheln eines Menschen, dem der letzte Sauerstoff aus den Atemwegen gepresst wurde.
     
     
    »Katastrophe in Sektion 3. Doppelter Hüllenbruch. Es sind vornehmlich Mannschaftsquartiere betroffen.«
    Na Gott sei Dank! , durchfuhr es Commander Don Grams etwas voreilig. Die Mannschaftsquartiere waren während des Gefechts so gut wie unbesetzt. Die Liste der Verluste würde sich also in Grenzen halten.
    Nahm Grams zumindest an.
    Aber er sollte sich getäuscht haben.
    »Betroffen ist auch Aufenthaltsraum D«, stellte Sorini in der ihr eigenen nüchternen Art fest.
    Grams blickte auf. Ein Ruck durchlief seinen Körper.
    »Sind dort nicht die Havaristen des Shuttles, das auf dem Merkur abgestürzt war?«, fragte er.
    Sorini nickte.
    »Ja. Wir können leider für keinen von ihnen etwas tun. Die Abschottung ist in Gang …«
    Und wer es nicht rechtzeitig auf die richtige Seite der Schotts schaffte, hatte eben Pech, wusste Don Grams.
    Er erhob sich von seinem Kommandantensitz. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. »Sorini, Panorama-Schirm auf eine Innenkamerasicht an der am meisten betroffenen Stelle schalten.«
    »Wie bitte, Sir?«
    »Sofort!«
    Sorini schluckte.
    Vielleicht ist sie nicht besonders scharf darauf, zu sehen wie ein paar menschliche Körper ins All geschleudert werden und zu schockgefrorenen Eismumien werden! , erkannte Don Grams. Aber ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht ersparen, Lieutenant Sorini.
    Die Ortungs- und Kommunikationsoffizierin auf Mercury Castle führte den Befehl ihres Kommandanten sofort aus.
    Der Anblick, der sich der Brückencrew bot, war grauenhaft. Sie sahen Körper, die in den Raum geschleudert und an den scharfen Lochkanten oder

Weitere Kostenlose Bücher