Die letzten Tage der Solaren Welten
Rissel. Vielleicht wird es Zeit, diese Verfahren etwas zu erweitern.«
»Bevor wir uns um den Doppelplaneten Vulkan kümmern können, haben wir wohl noch ein Rendezvous ganz anderer Art, Captain …«
»So?«
Mutawesi hob die Augenbrauen.
Rissel schwenkte den Bildausschnitt des Panorama-Schirms um dreißig Grad. Das riesige Msssarrr-Schiff, das den spinnenartigen Körper eines Arachnoiden nachbildete, geriet dadurch ins Blickfeld.
»Wir sind längst in Schussweite ihrer Strahlenkanonen«, erklärte Rissel.
»Die Gauss-Geschütze funktionieren ja noch«, ergänzte Waffenoffizier Vitranjan. »Wir können zwar die Position der SOLAR DEFENDER 11 nicht mehr entsprechend der Zielvorgabe ausrichten, aber falls dieses Riesenbiest so an uns vorbeiziehen sollte, dass …«
»Das lassen wir schön bleiben«, sagte Mutawesi. »Jedenfalls fürs erste.«
An dem angespannten Schweigen, das ihm jetzt entgegenschlug, merkte Mutawesi, dass er sich wieder mal völlig im Ton vergriffen hatte. Die mögen es nicht, wenn du den Besserwisser herauskehrst, bedenke das endlich!
Seine Finger glitten über die verschiedenen Sensorpunkte seines Touchscreens. Clintor vergaß beinahe, den Mund vor lauter Staunen zu schließen. Mutawesi öffnete und schloss Unterverzeichnisse des Systems mit einer rasenden Geschwindigkeit. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Captain der SOLAR DEFENDER 11 mit sämtlichen Systemen so vertraut gemacht, dass er sie besser beherrschte, als manch anderer, der schon seit Jahren an Bord eines solchen Raumbootes seinen Dienst tat.
»Unsere Trefferwahrscheinlichkeit wäre auf diese Distanz äußerst gering. Dazu müsste die Riesenspinne noch sehr viel näher an uns dran sein und uns dann auch gerade noch den Gefallen tun, unseren Gauss-Geschützen lange genug eine genügend große Trefferfläche zuzuwenden.«
»Was schlagen Sie vor, Captain?«, fragte Vitranjan gereizt.
Das Licht ging in diesem Augenblick aus. Die Touchscreens waren jetzt die einzigen Lichtquellen auf der SOLAR DEFENDER.
»Lebenserhaltung ist jetzt auf null«, meldete Kücük.
»Ich habe alle überflüssigen Systeme abgeschaltet«, erklärte Mutawesi. »Wie spielen toter Mann. Sonst brennen uns die Msssarrr noch ein paar Strahlenschüsse auf den Pelz – mit dem Ergebnis, dass wir bereits lange vor Erreichen der Sonnenkorona gegrillt werden.«
»Wir könnten durch einen Schub der noch funktionierenden Düsen etwas näher an die große Spinne herankommen«, schlug Clintor vor. »Was meinen Sie, Captain?«
»Damit wir dann sofort bemerkt werden und man uns mit einem letzten Treffer den Rest gibt?«, gab Mutawesi zurück. »Nein, schlagen Sie sich das aus dem Kopf. Wir werden einfach abwarten.«
»Die Riesenspinne drosselt die Geschwindigkeit«, stellte Crewwoman Rissel fest. Sie nahm eine Modifikation am Ortungssystem vor. Der Schein des Displays ließ ihr Gesicht in einem weichen Licht erscheinen.
In diesem Augenblick leuchtete etwas auf dem Panorama-Schirm auf.
Für Sekunden bildete sich eine Kunstsonne.
»Das Wrack der SOLAR DEFENDER 21 wurde soeben völlig eliminiert«, meldete Crewwoman Rissel.
»Warum haben sie das getan?«, fragte Clintor ungläubig.
»Ich nehme an, es hängt mit der Tatsache zusammen, dass ein steigendes Energieniveau zu verzeichnen war und man einen automatischen Notruf eingeschaltet hatte«, sagte Rissel.
»Das heißt, die Besatzung hat versucht, die beschädigten Triebwerke wieder in Betrieb zu nehmen«, schloss Clintor.
»Exakt«, stimmte Rissel zu.
Mutawesi nickte leicht. »Also werden wir so etwas nicht versuchen«, entschied der Captain der SOLAR DEFENDER 11.
Kapitel 3 – Der Kampf geht weiter
Beethoven City, Merkur …
»Warum weinst du, Mom?«
Der sechsjährige Junge stand in der Tür und sah, wie seine Mutter vor dem Bildschirm saß, der nichts weiter zeigte als Schlieren und Schnee . Die optische Entsprechung eines Rauschens …
Sandrine Ramirez wischte sich schnell über die Augen. Sie konnte sich jetzt nicht gehen lassen. Schon um des Jungen Willen nicht. Also zwang sie sich zu einem Lächeln.
»Es ist nichts, Lester.«
»Aber warum weinst du dann? Niemand weint wegen nichts.«
»Du solltest eigentlich längst schlafen.«
»Ich möchte erst eine Antwort, Mom.«
Sandrine Ramirez aktivierte den Touchscreen der Fernbedienung für den Bildschirm, über die sich auch die gesamte Telekommunikationsanlage der Wohnung regeln ließ. Außerdem noch ein paar Funktionen in der
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