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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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werde.«
    »Es tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht.«
    »Ach, nein?«
    »Die Phase ist vorbei, Dad.«
    »Und in welcher Phase befindest du dich im Moment – wenn ich fragen darf?«
    Ich zögerte. Schließlich sagte ich: »Eigentlich würde ich gerne Regierungschef sein. Dann könnte ich alles ändern, was nicht richtig läuft.«
    Ich meinte das in diesem Moment vollkommen ernst. Es war von immenser Bedeutung, genügend Macht zu haben, um die Dinge durchsetzen zu können, die wichtig waren. Das hatte ich inzwischen begriffen.
    Dad lachte und sagte: »Du meinst wirklich, dass durch eine Regierung alles besser würde?«
    Inzwischen weiß ich, dass das Problem nicht darin besteht, dass wir die falsche Regierung hätten. Das Problem besteht darin, dass wir gar keine Regierung haben, sondern stattdessen nur einen Hohen Rat, dessen Vorsitzende man nicht mit einem Regierungschef verwechseln darf – auch wenn er sich noch so sehr den Anschein geben mag, seine Kompetenzen seien annähernd vergleichbar.
     
     
    Als ich das Transkriptionsprogramm für die Starr-Schrift bekam, hatten wir Marina III längst verlassen. Man ließ uns keine andere Wahl. Ein Schutz der Kolonisten sei nicht möglich, hieß es lapidar. Aus außenpolitischen Erwägungen sei es auch nicht besonders ratsam, auf einer Welt Flagge zu zeigen, die mit einer mittleren Entfernung von 52 Lichtjahren von der Erde doch eigentlich knapp außerhalb des Bereichs lag, den man für die Menschheit beanspruchte.
    Unser Leben hatte sich komplett verändert. Es war nie mehr frei und farbig wie damals, als wir an Bord der WELLENBRECHER lebten. Außerdem vermisste ich Sarmona und Chuck. Das letzte, was ich von Sarmona hörte ist, dass sie als Bergwerksingenieurin auf Gliese 581c, auch bekannt unter dem Namen Super Earth, arbeitet. Chuck soll angeblich zur Far Horizon Akademie auf Sedna, Sol-System, gegangen sein. Wenn etwas Herausragendes aus ihm geworden wäre, hätte ich sicherlich davon gehört.
     
     
    Ich bekam den Namen heraus, der an der Tunika des Starr-Offiziers gestanden hatte. Er hieß Daramsharr.
    Jahre später gab es einen gewissen Daramsharr, der zwischen 2234 und 2238 Botschafter des Arashlan auf der Erde war. Da auch diese Position durch Wahlen jederzeit anders besetzt werden kann, war dieser lange Zeitraum von vier Erdenjahren schon recht ungewöhnlich. Normalerweise schafften es Starr in verantwortlichen Positionen nicht einmal halb so lang, ihre Ränge zu bekleiden, bevor sie dann in der Hierarchie entweder herabgestuft wurden oder sich durch Wahlen noch höher tragen ließen.
    Dieser dauernde Wechsel von Verhandlungspartnern war in der gesamten Zeit unseres Kontaktes zu den Starr eine der größten Schwierigkeiten. Man hatte sich gerade einigermaßen angenähert, da beschloss das Arashlan, wie die Starr nicht nur ihr Staatsgebiet, sondern vor allem auch die Gemeinschaft aller wahlberechtigten Bürger nennen, dass der betreffende Funktionsträger seiner Funktion beraubt und ganz woanders eingesetzt werden sollte. Der Nachfolger hatte in der Regel wenig Ahnung von der Materie und musste sich erst einmal in die Angelegenheit einarbeiten, was zu endlosen Verzögerungen führte, wie man sich lebhaft vorstellen kann. Viele politischen Entscheidungen waren den Augenblicklaunen des Arashlan unterworfen und mit jeder guten Rede im Konsens-Dom auf Namban musste man zittern, dass die politischen Vereinbarungen vom Vortag nicht einmal den Speicherplatz wert waren, auf dem man sie gesichert hatte.
    Leider war es auf Grund dieser Umstände immer wieder nötig, Verhandlungen von vorn zu beginnen und man konnte auch nicht unbedingt davon ausgehen, dass Punkte, auf die man sich geeinigt hatte, auch vom Nachfolger als erledigt angesehen wurden.
    Die Starr haben lange Zeit auf das in ihren Augen mit einem eklatanten Demokratie-Defizit behaftete politische System der Solaren Welten herabgeblickt. Ich habe in Gesprächen mit ihnen immer wieder festgestellt, dass es dieser Punkt war, der ihren oft unverhohlenen Hochmut uns gegenüber begründete – und nicht ihre technologische Überlegenheit, über die es keinen Zweifel geben konnte.
    Sie sahen auf uns herab, wie der heutige Mensch vielleicht auf die ersten unvollkommenen Versuche einer Volksherrschaft im antiken Griechenland herabblicken mag, da dort das wahlberechtigte »Volk« zunächst nur aus männlichen Bürgern bestand, die reich genug waren, sich Schwert und Rüstung leisten zu können.
    Als ich von

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