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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Empfang nehmen zu können. Sie wurden von den J'ebeem attackiert. Von der Oberfläche aus konnte man die Mini Black Holes sehen, die beim Einsatz der starr'schen Antimateriewaffen entstehen. Finsternis breitete sich aus. Eine absolute Dunkelheit, die alles verschlingt, alles in sich hineinsaugt und dann kollabiert. Glücklicherweise. Ansonsten würde sie nach und nach ein ganzes Sonnensystem zum Frühstück verspeisen und zu einem gewaltigen Ungeheuer heranwachsen.
    Wie die Starr das verhindern, ist uns bis heute nicht klar. Aber sie beherrschen diese Monstren, die bei Antimaterieexplosionen entstehen, das steht fest.
    Die Versuche der Menschheit, Antimaterie ihrerseits als Energiequelle oder als Waffe zu benutzen sind allesamt kläglich gescheitert.
    Mit Schaudern blickten wir zum Himmel und sahen zu, wie die Dunkelzonen sich aufblähten und wieder verschwanden. Eine Szenerie, die an Bedrohlichkeit nicht zu übertreffen ist und die mir einmal mehr bestätigte, was für ein Dschungel das Universum ist. Ein Dschungel, in dem ständig um das Überleben gekämpft wird und es schien mir schon damals so zu sein, dass die Menschheit dafür nicht so besonders gut ausgerüstet war. Und die Siedler Marinas schon gar nicht.
    Ein hilfloser Zuschauer des eigenen Schicksals zu sein, ist eine unangenehme Erfahrung. Eine, die ich nicht wiederholen möchte. Dieser Aufgabe habe ich auf politischer Ebene mein Leben verschrieben.
     
     
    Die Zeichen an der Brust des Starr malte ich aus dem Gedächtnis auf. Immer wieder. Sie übten aus irgendeinem Grund eine andauernde Faszination auf mich aus. Für mich war das eine Art Mantra. Eine Konzentrationsübung. Ähnliches hatte ich mit ganzen Schriftpassagen getan, die ich auf irgendwelchen Displays flüchtig zu sehen bekommen hatte, als ich noch nicht lesen und schreiben konnte.
    Formen und Strukturen erkennen. Das war immer schon eine meiner Stärken. Der Eignungstest, den ich beim Eintritt ins Star Corps und bei der Bewerbung für die Ganymed-Akademie abgeben musste, bestätigte das in eindrucksvoller Weise. Die Schwierigkeiten, die andere in diesem Bereich hatten, blieben mir immer ein Rätsel. Und ich musste stets sehr aufpassen, nicht zu ungeduldig zu werden. Wer seine Mitmenschen überfordert, gilt schnell als arrogant.
    Das war bei mir nicht anders und ich fürchte, dieses Vorurteil mir gegenüber hat sich eher verfestigt. Umso schwerer war es später für mich, über die Medien einen anderen Eindruck zu vermitteln. Den Eindruck eines Mannes aus dem Volke, wie es so schön heißt. Die Menschen wollen fähige Politiker, die gleichzeitig so wirken, als wären sie irgendjemand ganz gewöhnliches aus der Nachbarschaft, von dem sie annehmen, dass er ihre Sorgen und Nöte versteht. Das ist in sich völlig widersprüchlich, ich weiß. Ein Spagat, den nicht jeder Politiker zu vollbringen hat. Julio Ling zum Beispiel war genau die geizige Krämerseele mit dem begrenzten geistigen Horizont, die allen Steuerzahlern glaubwürdig vermitteln konnte: Wählt mich, dann braucht ihr wenigstens nicht noch mehr Steuern für so unnütze Dinge wie die Aufrüstung des Star Corps zu zahlen!
    Die Leute, die genauso beschränkte Krämerseelen waren, haben ihn dann ja schließlich auch ganz nach oben gebracht. Einer von der Sorte, die einem sagt, dass alles halb so schlimm werden wird – selbst wenn man nichts tut.
    Na ja, ich will fair sein. Während des Dronte-Krieges ist Julio Ling über sich hinausgewachsen und sein Einfluss dabei, eine verfrühte Verwicklung der Solaren Welten in den Konflikt zwischen J'ebeem und Starr zu verhindern, sollte auch nicht unterschätzt werden.
    Es gibt Menschen, die tun Gutes und wissen es nicht. Sie wissen nicht, was sie tun, aber die Wähler belohnen sie doch.
     
     
    Später besorgte ich mir ein Transkriptionsprogramm für den Zeichensatz der Starr-Schrift. Es war eines der ersten Programme dieser Art, die mit der Starr-Schrift wirklich zurechtkamen. Man konnte es über die Mediennetz-Domain der Brüderschule des Christophorer-Ordens auf Sirius bekommen. Mom und Dad dachten, dass ich vielleicht doch den Gedanken, ein Christophorer zu werden nicht aufgegeben hatte und Dad glaubte, mich vor einer noch größeren Enttäuschung bewahren zu müssen, indem er mir klarmachte, dass der Orden mich längst beobachtet hätte, wäre man dort der Ansicht, dass ich für die Gemeinschaft in Frage käme.
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Und ich weiß auch, dass ich nie ein Christophorer

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