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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Daramsharrs Amtsantritt auf der Erde erfuhr, ließ ich über ein paar Bekannte ein Treffen arrangieren. Schon zuvor war mir klar, dass es sich um jenen Starr handelte, der die kleine Sturmeinheit kommandiert hatte, die auf unserem Algensammler gelandet war. Der Starr-Botschafter hatte neben seinen persönlichen Daten auch ein Hologramm geschickt, das sein Gesicht in einer Dreidimensionalität wiedergab, wie sie unserer Technik nach wie vor nicht möglich ist. Jede Einzelheit war zu erkennen. Menschen sind nicht daran gewöhnt, in den echsenartigen Gesichtern von Starr zu lesen, aber meine fotographische Auffassungsgabe in Bezug auf optische Strukturen half mir, ihn eindeutig zu identifizieren. Da war diese eigenartige furchenartige Struktur, die sich an der linken Seite seines Unterkiefers entlang zog und eine Schuppe über dem linken Auge, die deutlich von der Normgröße abwich und vielleicht eine narbenartige Verwachsung darstellte.
    Als ich ihm schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, war auch der letzte Zweifel verflogen, was mit der besonderen Art seiner Bewegungen zu tun hatte. Die allein reichten schon aus, um ihn unter Tausenden anderer Starr herauszufiltern.
    Er sah mich an.
    »Sie wollten mich sprechen, Admiral Rudenko. Und angesichts der Informationen, die ich inzwischen über Sie bekommen habe, ist dieses Interesse durchaus beiderseitig. Wir sehen in Ihnen einen kommenden Machtfaktor innerhalb der Solaren Welten. Zumindest einen ›potenziellen‹ Faktor.« Er ließ seine Riechzunge hervorschnellen und fügte noch hinzu. »Ihre Form der Volksherrschaft mag noch unzureichend sein, aber sie enthält doch bereits genügend Unwägbarkeiten für die Karriereplanung, wie ich annehme …«
    »Ich bin Admiral. Und bei uns werden militärische Ränge nicht durch demokratische Abstimmungen, sondern nach Fähigkeit und Eignung vergeben«, erwiderte ich.
    »Oder durch politische Protektion«, konterte Daramsharr, der sich als ein überraschend gut informierter Gesprächspartner erwies. »So wie in Ihrem Fall. Aber das macht Sie für unsere Seite als bevorzugten Gesprächspartner nur umso interessanter.«
    Ich musste unwillkürlich lächeln. Die Offenheit meines sauroiden Gegenübers wirkte entwaffnend und ich war froh, dass inzwischen eine neue Generation von Translatoren, die mit genügend Starr-Vokabular gefüttert worden waren, dafür sorgte, dass zumindest sprachlich eine reibungslose Kommunikation garantiert war.
    Ich eröffnete ihm, dass wir uns bereits einmal begegnet waren.
    »Und Sie waren in der Lage, sich meine Gesichtsstruktur zu merken«, wunderte er sich. »Ich habe meinerseits große Schwierigkeiten, menschliche Gesichter wieder zu erkennen und ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich an Ihres zweifelsfrei erinnern könnte, wenn wir uns das nächste Mal begegneten.«
    »Also habe ich Recht«, stellte ich fest. »Sie waren damals auf Marina III.«
    »Das ist Ihr Name für diese Welt.«
    »Richtig.«
    »Und wie ich gehört habe, leben dort inzwischen erneut Siedler Ihres Volkes und versuchen, dem gewaltigen Ozean seine Eiweiß-Schätze zu entreißen.«
    »Auch das ist richtig – meine Eltern hatten das Pech, wohl etwas zu früh dorthin gekommen zu sein – zu einer Zeit, da die Menschheit noch nicht bereit war, sich als Einheit zu begreifen, die nur gemeinsam ihre Rolle im Kosmos finden und überleben kann.«
    Erneut kam die Riechzunge des Starr hervor. Die zweite Zunge folgte wenig später und wischte über den Rand des lippenlosen Echsenmauls. Die nonverbale Botschaft, die darin zweifellos verborgen lag, vermochte ich damals nicht zu entschlüsseln. Der Großteil der Starr-Gestik ist mir bis heute ein Rätsel geblieben. Aber ich vermute, im Verhältnis Starr-Mensch beruht das auf Gegenseitigkeit und verglichen mit dem Gezappel der insektoiden Mantiden erscheint einem das dauernde Geschlecke mit der Doppelzunge, das man bei den Starr immer wieder sehen kann, richtig vertraut. Wenn Raum und Zeit schon relativ sind, dann ist es der Grad der empfundenen Fremdheit wohl auch.
     
     
    Daramsharr und ich trafen uns regelmäßig zu informellen Gesprächen. Darin tauschten wir unsere Einschätzung der gegenwärtigen politischen Lage aus und ich erfuhr mehr über die Hintergründe des Konflikts mit den J'ebeem, als zu diesem Zeitpunkt wohl irgendein anderer Mensch innerhalb der Solaren Welten wissen konnte.
    Das Bestreben des Arashlan der Starr, uns als Verbündete in diesem

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