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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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debattieren. Genauso wenig war bekannt, dass sie auf die Menschheit wegen ihrer »mangelhaften Fähigkeit zur Volksherrschaft« herabsahen, wie es mir gegenüber später einmal ein Gesandter von Namban unumwunden zugab. Möglich, dass diese Feinheiten damals schon den Christophorern bekannt waren, aber selbst das glaube ich nicht. Unser Wissen über die Starr wuchs langsam und selbst die Eroberung des Namban-Systems während des Dronte-Krieges hat daran nur unwesentlich etwas geändert.
    Ich verfüge über ein fotographisches Gedächtnis und jedes einzelne der auf den ersten Blick verworren wirkenden Zeichen an der Tunika-Brust dieses Starr-Offiziers sind mir bis heute in all ihren Verästelungen gegenwärtig. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich Synästhetiker bin. Ich verbinde Formen mit Farben. Ein bestimmtes Wort erscheint mir automatisch in einer speziell zugeordneten Farbe. Dasselbe gilt für Buchstaben, Zahlen, Pictogramme. Sehe ich eine schwarze Textkolonne auf weißem Grund, dann erscheint sie mir wie ein farbiger Flickenteppich. Das erleichterte mir das Lesen- und Schreibenlernen erheblich. Allerdings gibt es so gut wie niemanden, der davon weiß.
    Ich hatte meine Vermutung, was die Bedeutung des Schildes an der Kleidung des Starr anging.
    Es handelte sich wahrscheinlich um ein Namenschild.
    Das musste es sein.
    Etwas Ähnliches hatte ich an den Uniformen gesehen, welche die Angehörigen der privaten Lokalverteidigung trugen.
    Die Unterhaltung zwischen Dad und dem Starr begann etwas zähflüssig, was wohl vorwiegend an der mangelnden Leistungsfähigkeit unseres Translators lag.
    Ein paar weitere Bewaffnete passierten jetzt das Außenschott des Starr-Gleiters und verteilten sich auf dem Schiff, dessen Funktion vielleicht von den Invasoren etwas unterschätzt wurde.
    Der Anführer fragte Dad immer wieder nach Waffen, Verteidigungs- und Kommunikationsanlagen. Dad versuchte ihm klarzumachen, was die WELLENBRECHER für ein Schiff war und dass sie keinerlei militärische Ausrüstung besaß.
    Alles, was an Waffen vorhanden war, befand sich in der Waffenkammer. Es handelte sich um ein paar Nadler verschiedenen Typs, die der Selbstverteidigung dienten sowie ein Gauss-Gewehr älteren Baujahrs.
    Die Starr kassierten diese Waffen trotzdem ein.
    Dad fragte mehrfach nach der Zukunft Marinas, bekam aber von dem Starr-Offizier darauf keine Antwort.
    Ich war die ganze Zeit über da, sah mir jede Bewegung dieses Extraterrestriers genau an und einmal musterte auch er mich auf eine Weise, die ich nicht interpretieren konnte. Er sagte ein paar von Zischlauten durchsetzte Worte in seiner Sprache, für die unser Translator leider keine Entsprechung fand und die daher für mich rätselhaft geblieben sind.
    Die Starr brachen dann sehr abrupt wieder auf.
    Irgendwie schien das Kampfgeschehen im Marina-System nicht so recht nach ihren Vorstellungen verlaufen zu sein, sodass sich die ursprünglichen Pläne, die sie zweifellos mit unserer Heimat hatten, nicht verwirklichen ließen.
    »Die rotgesichtigen Säugetierabkömmlinge sehen euch sehr ähnlich, aber das heißt nicht, dass eure Interessen irgendwelche Gemeinsamkeiten hätten«, sagte der Starr-Offizier irgendwann während der Zeit, die er auf der WELLENBRECHER verbrachte. Zumindest war das die Interpretation, die uns das Translatorsystem meines Vaters lieferte. »Die Rotgesichtigen haben ein riesiges Reich, in dem das gesamte Territorium eurer Rasse nur ein Krümel wäre«, fügte er hinzu.
    Eine Raumkugel mit einem Radius von 50 Lichtjahren um die Erde und einem mittleren Durchmesser von hundert Lichtjahren ein Krümel?
    Ich weiß nicht, ob irgendein Mensch überhaupt in der Lage ist, sich vorzustellen, was ein Lichtjahr ist – aber das, was der Starr sagte, überstieg mein Vorstellungsvermögen so maßlos, dass mir seine Äußerung bis heute in Erinnerung geblieben ist.
    Aber er hatte Recht.
    Ein großer Teil unserer Öffentlichkeit und der Mitglieder unseres Hohen Rates haben bis heute nicht verstanden, dass der Bereich, den die Menschheit unter ihrem Einfluss hat, tatsächlich nichts weiter als ein Krümel im Universum ist. Ein Krümel, der schon durch einen Hauch weggeweht und schon von der harmlosesteten Stubenfliege verspeist werden kann …
    So schnell, wie die Starr gekommen waren, verschwanden sie auch wieder, stiegen in ihre Kampfgleiter und zur Stratosphäre hinauf, wo ihnen bereits eines der keilförmigen Starr-Kampfschiffe entgegen flog, um sie schneller in

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