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Die letzten Tage der Solaren Welten

Die letzten Tage der Solaren Welten

Titel: Die letzten Tage der Solaren Welten
Autoren: Alfred Bekker
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Wirbelsturm der Geschichte untergehen. Wir sollten ihm keine Träne nachweinen, denn an seine Stelle wird etwas anderes treten. Ein Staat, der diesen Namen auch verdient. Mit sofortiger Wirkung übe ich als Chef der regierenden Junta die Befehlsgewalt über sämtliche Streitkräfte aus. An die Angehörigen von Star Corps und lokalen Verteidigungseinheiten appelliere ich, der neuen provisorischen Regierung zu folgen und sie in all ihren Maßnahmen zu unterstützen. Wir haben nur ein Ziel: Die Rettung der Menschheit. Wenn dieses Ziel erreicht ist, wird eine neue Verfassung ausgearbeitet werden, die dann zusammen mit der Regierung zur Wahl gestellt wird. Aber im Augenblick appelliere ich an alle, uns zu unterstützen. Die unfähige Führung der Solaren Welten behindert uns nicht mehr, das zu tun, was getan werden muss …«
    Oh mein Gott! , dachte Commander Leslie. So etwas hat uns jetzt gerade noch gefehlt!

 
Kapitel 6 – Resonanz-Muster
     
    Der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge ist manchmal nicht besonders groß und die Frage, wem man vertraut, eine Sache spontaner Entscheidung. Man verlässt sich auf den Bauch oder das Herz – ganz wie man will. Die Kridan verlassen sich auf die Niere. Wie auch immer. Ich weiß nicht mehr, wer der erste Mensch war, bei dem ich mir absolut sicher war, dass er lügt. Ich weiß nur, dass ich Mitmenschen früh sehr zutreffend einzuschätzen wusste und deswegen auch selten von ihnen enttäuscht wurde.
    Der Tag, an dem mir bewusst wurde, dass meine Sensibilität in dieser Hinsicht vielleicht das gewöhnliche Maß überstieg, war gleichzeitig auch der Tag, als Rendor Johnson die Macht übernahm und das Ende der Solaren Welten verkündete. Ich war acht Jahre alt, besuchte ein Elite-Internat auf dem Mond und sah diesen Mann auf dem Hauptschirm unserer Medienwand, die ich gerade dazu benutzte, eines der Unterhaltungsprogramme hochzufahren, die unsere Internatsleitung so vehement ablehnte, und dachte: Was will denn der Kerl da auf dem Schirm? Warum unterdrückt seine Transmission alles andere?
    Im ersten Moment dachte ich, der Fehler läge bei mir.
    Schließlich war es für einen Achtjährigen schon eine reife Leistung, den Zugangscode für die verbotenen Bereiche des Mediennetzes zu knacken und so dachte ich zunächst, dass der Typ mit dem leicht geröteten, irgendwie angestrengt wirkenden Gesicht vielleicht damit zu tun hatte. Ich rechnete sogar schon damit, dass es sich um einen Avatar unserer Internatsleitung handelte, der mir verkündete: Du hast dich leider nicht an die Regeln gehalten, die in unserem Hause üblich sind, was unweigerlich zu Konsequenzen führt …
    Als ob man sich an Regeln halten müsste, die irgendwo hinter dem Mond gelten, während im ganzen Rest des Universums sonst was abgeht. Jedenfalls begriff ich bald, dass dieser Mann, der da etwas von der Rettung der Menschheit daherredete und den Hohen Rat der Solaren Welten für abgesetzt erklärte, kein Avatar war, sondern trotz seines langweiligen, wie schlecht animiert aussehenden Gesichts ein echter Mensch war.
    Und mir war instinktiv klar, dass kaum etwas von dem, was er sagte, der Wahrheit entsprach.
    Ich weiß nicht, welche Zeichen genau es waren, die mich zu dieser Überzeugung gebracht haben. Es war einfach der Gesamteindruck. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis ich als angehender Mönch des Christophorer-Ordens in Saint Garran auf Sirius III lernte, die alle Menschen und höheren Säugetiere angeborene Fähigkeit der Empathie wirklich gezielt einzusetzen.
     
    Aus: William Beaufort
    (späterer Ordensname: Bruder William):
    Persönliche Aufzeichnungen;
    undatiert und unveröffentlicht
     
     
    Ein kosmisches Trümmerfeld auf Höhe der Merkur-Bahn …
    Wracks von Solar Defender-Booten.
    Ein Riesen-Arachnoide, der in Wahrheit ein gigantisches Raumschiff ist und gerade seine Triebwerke startet …
    Sich verändernde Muster in der Nano-Struktur seiner Außenpanzerung.
    Vielleicht regiert im Geheimen doch ein mathematisch begabter Gott das Universum. Vielleicht ist das sein Code und wir haben ihn nur noch nicht entschlüsselt. Ein Code, der alles miteinander versöhnt. Christophorer und Pro Humanity-Sympathisanten, Menschen und Kridan …
    Lieutenant Robert Mutawesi schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sauerstoffmangel hat eine angenehme Seite. Es wird einem alles etwas gleichgültiger.
    Nachdem das herannahende Diskusschiff ein Wrackteil beschossen hatte, bei dem man nun wirklich nicht annehmen
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