Die leuchtende Stadt
Stimmensteine seine Anfrage rasch verarbeiteten, dann antworteten sie:
*Steuerung unmöglich. Wartet auf Ankunft!*
Bandicuts Augen wirkten abwesend, als blicke er in weite Fernen. Einen Moment später sahen sie wieder normal aus. »Charlie meint, er hat von den Steinen erfahren, dass wir für diese Umgebung renormalisiert wurden. Heißt das etwa, dass wir jetzt Wasser atmen können?«
»Hrrrm, ich brenne nicht gerade darauf, diese Vermutung zu überprüfen!«, erwiderte Ik. Er begegnete Li-Jareds Blick: Bruchteile einer Sekunde hielt dieser den Atem an, gerade lang genug, um mit dem Freund einen Blick zu wechseln. Dann atmete Li-Jared weiter, angstvoll keuchend, beinahe schon hyperventilierend. Seine hellblauen Pupillen, normalerweise schmal wie Schlitze, waren vor Panik stark geweitet. »Aber meinen Stimmensteinen zufolge können wir die Sphäre nicht lenken; wir müssen einfach abwarten, wo wir ankommen.«
»Ankommen?«, murmelte Antares. »Ich dachte, wir wären schon angekommen.«
»Ja, schon …« Ik rieb sich unsicher den Brustkorb. Tiefer und tiefer glitten die Gefährten in die Dunkelheit des Ozeans hinab. Der Meeresspiegel war schon nicht mehr zu sehen, nur noch ein blauer Schimmer über ihnen deutete an, in welcher Richtung die Reisegefährten ihn zu suchen hätten. Unter ihnen wanderten die Lichter zur Seite weg. Bandicut hatte Recht; die Sphäre würde den Lichterkreis verfehlen.
Instinktiv versuchte Ik, die Sphäre mit reiner Willenskraft wieder auf die leuchtenden Kugeln zuzusteuern – erfolglos. Bald waren sie auf gleicher Höhe mit den Lichtern, die rechts von ihnen in weiter Ferne ihr Licht verströmten. Dann schienen die Lichter nach oben zu gleiten und zu verschwinden, während der Ozean immer finsterer wurde. Ik spürte, dass das Atmen allmählich unangenehmer wurde: Die Luft in der Sphäre wurde dicker und dichter.
»Können wir denn nichts tun?«, wollte Antares leise wissen.
»Moment mal! Seht mal da!«, rief Bandicut und deutete in die Dunkelheit unter sich.
Links unter den Gefährten kamen noch mehr Lichter in Sicht. Ik versuchte, den Kurs der Sphäre abzuschätzen, und kam zu dem Ergebnis, dass zumindest die Chance bestand, dieses Mal sehr viel dichter an diesen Lichtern vorbeizutreiben. Doch was würden sie dort finden?
Ik seufzte durch die Ohren, berührte seine Stirn und bereitete sich innerlich auf die Welt vor, die sie gleich betreten würden – wie auch immer sie aussah.
Etwas bewegte sich in diesen Lichtkugeln.
Dessen war sich Bandicut fast sicher. Angestrengt versuchte er, mehr zu erkennen. Die Kugeln kamen zwar immer näher, doch ein feiner Nebel im Wasser trübte die Sicht. Die Ansammlung aus Kugeln sah aus wie eine versunkene Stadt; aber Bandicut wagte nicht, tatsächlich daran zu glauben.
Er fragte sich, wann die Luft in ihrer Sternenkoppler-Sphäre verbraucht wäre.
/// Keine Sorge!
Wenn sie uns bei der Reise durch die halbe Galaxis
am Leben erhalten hat, kann sie uns sicher
auch noch ein paar Minuten länger mit Luft versorgen///,
meinte das Quarx in seinem Bewusstsein lakonisch. Der Außerirdische schien beinahe entspannt damit umzugehen, dass sie so plötzlich in einem fremden Ozean gelandet waren. Vielleicht war ihm die Gefahr nicht so bewusst, da er keinen eigenen Körper hatte.
///Hältst du mich für blöd, oder was?!
Glaubst du, ich krieg nicht mit, was abgeht?///
Dieser Vorwurf setzte Bandicut ein wenig zu. /Nein … ich halte dich bestimmt nicht für blöd./ Dieses Quarx unterschied sich wirklich sehr von dem letzten Charlie, dessen Tod Bandicut noch immer schrecklich gegenwärtig war.
Die Lichter kamen immer näher, wurden zahlreicher, und nach und nach erkannte Bandicut in ihrem Schein eine Art von Unterwasserlandschaft. Die leuchtenden Kugeln waren Kuppeln, die in Gruppen zusammen auf einem steilen Unterseehang standen, dessen schattenhafte, kaum erkennbare Ausläufer sich hinter und unter der Sternenkoppler-Sphäre erstreckten. Weiter unten in der Dunkelheit sah Bandicut nur vereinzelte matte Lichter. Falls die Sphäre nicht an dieser Gruppe von Kuppeln andockte, würde sie womöglich für immer weitersinken.
»Werden wir sie verfehlen?«, fragte Li-Jared, als habe er Bandicuts Gedanken gelesen.
Nein, dachte Bandicut. Ja. Er wusste es nicht.
»Bandie John?« Antares schaute ihm tief in die Augen.
Sah sie ihm seine Angst an? Spürte sie sie? Bandicut kannte die Thespi-Frau kaum. Doch stellte er nun überrascht fest, dass er ihr
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