Die leuchtende Stadt
hörte die heulenden Motoren des Boots schon, bevor er dessen Lichter sah. Nabeck, der Pilot von Boot zwo, fragte L’Kell, was er tun solle.
»Kannst du da drinnen irgendetwas orten?«, fragte L’Kell. Die Scheinwerfer erhellten nun die Konturen von offensichtlich technischem Gerät mit Einbuchtungen und Vorsprüngen, bei dem es sich vielleicht um Kontrolltafeln handelte. Oder um Einlassvorrichtungen. Oder sonst was.
»Taste die Höhle ab«, meldete Copernicus.
Kurz darauf tönte Napoleons Stimme aus dem Com: »Wir glauben, wir haben etwas gefunden. Dürfen wir näher heranfahren?«
»Vorsichtig!«, hielt L’Kell ihn an.
»Sind wir immer«, antwortete Napoleon.
Nabeck führte aus, was die Roboter ihm sagten.
Nabecks Tauchboot war eine Weile reglos auf der Stelle geschwebt. Gegen das Licht seiner eigenen Scheinwerfer wirkte das Boot wie ein großes Tier, das auf dem Meeresgrund auf Beute lauert. Es war unmöglich zu bestimmen, was die Roboter machten. Schließlich meldete Napoleon sich wieder über Funk: »Wir vermuten – korrigiere, wir sind soeben mit der Sonde in einen mit Luft gefüllten Hohlraum vorgedrungen. Führen Sonde weiter ein. Ich glaube, ich habe gerade eine Kommunikationsader gefunden. Teste …«
Bandicuts Herz raste. Verschmorten gerade Napoleons Schaltkreise oder hatten sie gefunden, wonach sie suchten?
»Definitiv ein Input/Output-Signal!«
»Und …«, Bandicut schluckte, »ist jemand zu Hause?«
»In der Tat …«, antwortete Napoleon. Er klang konzentriert. »Hier fließen Daten. Versuche, die Sprache zu entschlüsseln.«
Bandicut sah L’Kell an. Der Neri starrte aufmerksam aus der Steuerkanzel, als könne er in dem trüben Wasser etwas erkennen, wenn er sich nur genug anstrengte. Bandicut hatte das Gefühl, dass L’Kell sich sehr zusammenriss. Vermutlich hätte er am liebsten das Tauchboot auf den Grund gesetzt und wäre hinausgeschwommen, um selbst nachzusehen – nur dass er dieses Abenteuer vielleicht nicht überleben würde.
»Jau«, sagte Napoleon.
»Jau was?«
»Hier ist jemand. Ein Kontrollsystem. Aber es ist … ich weiß nicht genau, wie ich’s erklären soll Capt’n.« Durch die Com-Lautsprecher klang die Stimme des Roboters blechern und kalt.
»Versuch es, Nappi!«
»Es scheint sehr verwirrt zu sein. Andererseits … es arbeitet schon so lange mit einer Art von Fehlfunktion oder muss sich über Hindernisse hinwegsetzen … dass es sich nicht mehr genau daran erinnert, welche Aufgabe es eigentlich hat. Oder wie es die Fabrik in Betrieb nehmen soll. Ich glaube nicht, dass es weiß, wo der Fehler liegt.«
»Napoleon, warte mal kurz! Ist das Ding eine Person – oder eine Maschine? Oder ein Programm, das rekonfiguriert werden muss?«
»Captain …«
»Ich will nur wissen, ob ich dich richtig verstehe. Copernicus, bist du ebenfalls eingeklinkt?«
»Roger. Captain, ich gehe davon aus, dass wir es hier mit etwas Schlimmerem zu tun haben als lediglich einer Fehlfunktion im Selbstreparaturmodus. Ich fange eine Übermittlung im Sinne von Entbehrung, Mangel auf. Ich weiß aber nicht, an was es mangelt.«
Als Napoleon sich nun meldete, klang seine Stimme matt, als spreche er aus weiter Ferne zu ihnen: »Vielleicht ist es … einsam. Was meinst du?«
»Napoleon? Was willst du damit sagen?«
»Ich glaube, es liegt an etwas anderem«, erklärte Copernicus. »Aber das wissen wir erst dann genau, wenn wir Struktur und Ablauf der Datenverarbeitung, den Arbeitsspeicher und die Fehlerstammdateien überprüft haben …«
Bandicut seufzte. »Seid ihr dazu in der Lage?«
»Wir müssen einige Leitungen erneuern, Capt’n«, sagte Copernicus. »Seit dem Zusammenbruch der Selbstreparaturfunktionen sind viele Datenleitungen und -Verknüpfungen verkümmert und haben versagt. Alternativverknüpfungen müssen aktiviert werden – natürlich innerhalb der physikalischen Grenzen.«
»Okay.«
Schließlich hielt L’Kell es nicht mehr aus. »Was machen sie da?«
Bandicut schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht genau, ob sie das Kontrollsystem reparieren oder neu anlegen, aber es klingt, als seien sie tief ins System eingedrungen. Deshalb glaube ich, wir sollten sie besser in Ruhe arbeiten lassen.«
L’Kell grummelte etwas vor sich hin, erhob aber keine Einwände.
Nicht lange, nachdem Bandicut zur Fabrik aufgebrochen war, hörte Ik Lärm vor ihrem Gästeraum. Er hatte soeben dem besorgten Li-Jared beschrieben, wie Bandicut Lako geheilt hatte; denn er wollte den
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