Die leuchtende Stadt
Groß genug, damit eines unserer Tauchboote daran andocken könnte, um eine Verbindung herzustellen. Und außerdem dürften wohl überall in der Fabrikanlage Datenleitungen verlaufen. Lediglich zu wissen, dass es hier solche Leitungen gibt, reicht uns also nicht.«
Bandicut redete mit den Robotern: »Wir suchen nach einem Anlegeponton oder etwas Ähnlichem – etwas, an dem wir direkt andocken oder das wir vielleicht sogar betreten können –, auf jeden Fall nach etwas deutlich Größerem als das, was ihr geortet habt. Vielleicht habt ihr hier nur so etwas wie einen sekundären Leitungsknoten entdeckt. Möglicherweise hilft es uns, wenn wir die Leitungen verfolgen, dann sehen wir, wohin sie führen.«
Die Tauchboote glitten weiter, ihre Scheinwerfer durchsuchten die Nacht. Das Meer war klarer als bei ihrem ersten Besuch des Fabrikgeländes. Der beim Beben aufgewirbelte Schlamm und Schlick hatte sich entweder schon gelegt oder war von den Strömungen fortgetragen worden. Im Meer um die Fabrik herrschte eine sanfte Strömung, was, wie L’Kell Bandicut mitteilte, für dieses Gelände normal sei; diese Strömung folge den Linien der natürlichen Kämme, wobei sie eher parallel zum Tiefseegraben verlaufe als in ihn hinein. Der Todesschlund war momentan ruhig.
Die Suche ging weiter.
Boot drei, das ein Stück weiter hangabwärts von Bandicuts Tauchboot das Gelände sondierte, meldete die erste viel versprechende Sichtung. L’Kell steuerte auf die betreffende Stelle zu. Alles, was sie in der Dunkelheit sahen, waren die leuchtenden Scheinwerfer des anderen Tauchboots, gleich hinter einem kleinen, steil abfallenden Vorsprung. Das Licht war sehr grell; offenbar hatte der andere Pilot den Suchscheinwerfer in ihre Richtung gedreht; er strahlte einen Punkt unmittelbar unterhalb des Vorsprungs an. Mit leisem Motorensurren glitten sie daran vorbei und kamen nach einigen Steuermanövern neben dem anderen Tauchboot zum Stillstand. »Ah«, meinte L’Kell, als er den Frontscheinwerfer ebenfalls auf die Unterseite des Vorsprungs richtete. Dort war eine Einbuchtung zu erkennen – und sie sah eindeutig künstlich aus, nicht natürlich. Durch einen Wirbelsturm aus Schlamm, der von den Antriebsdüsen der Tauchboote aufgewirbelt wurde, leuchtete der Scheinwerfer in einen dunklen Hohlraum. Dieser schien gerade groß genug zu sein, damit die Nase von einem, vielleicht auch zwei Tauchbooten hineinpasste.
Bandicut musste plötzlich daran denken, wie er in seiner Kindheit einmal im Sportstadion gestanden hatte, direkt unter den ansteigenden Sitztribünen. Das war eine beklemmende, klaustrophobische Erinnerung, und für einen Moment spürte Bandicut, wie er in einen Tagtraum absank. Das Rauschen von Luftblasen – oder vielleicht ein Steinschlag am Hang, auf dem die Fabrik lag – riss ihn wieder in die Gegenwart zurück und machte ihm überdeutlich bewusst, dass er in einem Ozean war, dessen gewaltige Wassermassen gegen den Rumpf des Tauchboots drückten. »Ist das ein Andockpunkt?«, fragte er leise.
»Vielleicht«, antwortete L’Kell. »Wir müssen vorsichtig hinein, wenn wir mehr erfahren wollen.« Obwohl sich in dem Hohlraum unterhalb des Vorsprungs nicht so viel Gestein, Schlamm und Sand gesammelt hatte wie darauf, war die Sedimentschicht doch so dick, dass sämtliche Umrisse im Innern des Hohlraums nur undeutlich zu erkennen waren – einschließlich allem, das auf ein Andockluk hingewiesen hätte.
L’Kell drückte einige Tasten, und das Tauchboot erbebte, als die Düsen einen Wasserstrahl ausspien und vor ihm eine gewaltige Schlammwolke aufwirbelten, die den Insassen des Bootes jede Sicht nahm. Bandicut schluckte und unterdrückte einen plötzlichen Ansturm von Angst.
///Soll ich dir helfen,
dein Angstgefühl zu bewältigen? ///
/Noch nicht. Ich hab diesen Instinkt aus gutem Grund von der Natur mitbekommen./ Er atmete tief durch und wartete darauf, dass die Angst verflog und der aufgewirbelte Schlamm sich legte.
L’Kell manövrierte das Tauchboot äußerst vorsichtig. Gleich rechts neben ihnen entdeckte Bandicut plötzlich im trüben Wasser das andere Boot. Er verkrampfte sich, sagte aber nichts. Die beiden Neri-Piloten wirbelten mit ihren Düsen das Schlammsediment aus der Höhle. Nach und nach wurde die Sicht wieder klarer, als die langsame Tiefseeströmung die Schlammpartikel forttrug. Über Funk beorderte L’Kell Boot zwei, in dem die Roboter saßen, zu dem Hohlraum, den sie nun freigelegt hatten.
Bandicut
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