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Die Libelle

Die Libelle

Titel: Die Libelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Fassung war für Gavron und die andere, weit weniger fest umrissen, für Gavrons Lenkungsausschuss aus nervösen Politikern und kriegslüsternen Generälen.
    Anfangs war nicht zu erfahren, was genau zwischen den beiden Männern vorging, denn weder Kurtz noch Gavron waren besonders vertrauensselig. Aber am nächsten Morgen verließ Kurtz -offenbar mit dem Segen irgendeiner höheren Stelle -seine Deckung und ließ Verstärkung antanzen. Als Mittelsmann bediente er sich dazu des eifrigen Litvak, der ein Sabra und ein Apparatschik bis in die Knochen war und der es verstand, sich unter Gavrons hochmotivierten jungen Leuten zu bewegen, die Kurtz insgeheim unbeweglich fand und mit denen umzugehen ihm unangenehm war. Das Baby dieser hastig zusammengetrommelten Familie war Oded, ein dreiundzwanzigjähriger junger Mann, der aus Litvaks eigenem Kibbuz stammte und wie er die angesehene Sayaret-Kommandoausbildung absolviert hatte. Der Großvater war ein siebzigjähriger Georgier namens Bougaschwili, kurz ›Schwili‹ genannt. Schwili hatte einen glänzenden kahlen Schädel und gebeugte Schultern und trug Hosen, die wie für einen Clown geschnitten waren - mit sehr tief sitzendem Schritt und kurzen Beinen. Ein schwarzer Homburg, den er sowohl im Haus trug wie draußen, krönte diesen sonderbaren Aufzug. Schwili hatte sein Leben als Schmuggler und Bauernfänger begonnen, Berufe, wie sie bei ihm daheim nicht ungewöhnlich waren, doch um die Mitte seines Lebens hatte er sich beruflich zu einem vielseitigen Fälscher entwickelt. Seine Meisterleistung hatte er in der Lubjanka vollbracht, wo er Papiere für seine Mithäftlinge fälschte - und zwar aus alten Ausgaben der Prawda , die er wieder in Papierbrei zurückverwandelte, um sein eigenes Papier daraus herzustellen. Nach seiner Entlassung hatte er sein überragendes Können auf diesem Gebiet - nicht nur als Fälscher, sondern auch als Experte, der bei angesehenen Kunstgalerien unter Vertrag stand - in den Dienst der schönen Künste gestellt und behauptete, dass er mehrmals das Vergnügen gehabt habe, Expertisen über seine eigenen Fälschungen abzugeben. Kurtz liebte Schwili, und wenn er einmal zehn Minuten erübrigen konnte, nahm er die Gelegenheit wahr, ihn in eine Eisdiele unten am Hügel auszuführen und ihm eine doppelte Portion Karameleis, Schwilis Lieblingseis, zu spendieren.
    Außerdem stattete Kurtz Schwili mit den beiden unwahrscheinlichsten Helfern aus, die man sich nur vorstellen konnte. Bei dem einen - einer Litvak-Entdeckung - handelte es sich um einen Absolventen der London University namens Leon, einen Israeli, der, ohne dass er etwas dafür konnte, eine englische Kindheit verbracht hatte, denn sein Vater war ein Kibbuz -macher oder Geschaftlhuber, der als Vertreter einer Verkauf s-Kooperative nach Europa geschickt worden war. In London hatte Leon literarische Interessen entwickelt, eine Zeitschrift herausgegeben und einen Roman veröffentlicht, der überhaupt nicht zur Kenntnis genommen worden war. Sein dreijähriger Wehrdienst in der israelischen Armee hatte ihn ganz elend gemacht, und nach seiner Entlassung hatte er sich in Tel Aviv verkrochen, wo er sich einer der intellektuellen Wochenschriften angeschlossen hatte, die kommen und gehen wie schöne Mädchen. Als sie einging, machte Leon die ganze Zeitschrift allein. Trotzdem erlebte er irgendwie unter den friedensbesessenen, klaustrophobischen jungen Leuten in Tel Aviv ein tiefgehendes Wiedererwachen seiner Identität als Jude und - im Zusammenhang damit - den brennenden Drang, Israel von allen seinen ehemaligen und künftigen Feinden zu befreien.
    »Von jetzt an«, sagte Kurtz zu ihm, »schreibst du für mich. Eine große Leserschaft wirst du nicht haben, wohl aber eine, die das, was du schreibst, zu schätzen weiß - das bestimmt.« Bei Schwilis zweitem Helfer neben Leon handelte es sich um eine Miss Bach, eine unaufdringliche Geschäftsfrau aus South Bend, Indiana. Von ihrer Intelligenz genauso beeindruckt wie von ihrem nichtjüdischen Aussehen, hatte Kurtz Miss Bach für sich rekrutiert, sie in allen möglichen Fertigkeiten ausgebildet und sie schließlich als Ausbilderin für Computerprogrammierung nach Damaskus geschickt. Von da an hatte die gesetzte Miss Bach jahrelang über Reichweite und Aufstellung der syrischen Radarsysteme berichtet. Endlich zurückgerufen, hatte Miss Bach sehnsüchtig davon geredet, das Grenzerleben einer Siedlerin auf der Westbank zu führen, doch der neuerliche Ruf von Kurtz hatte

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