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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Lichtpunkte hinter ihren Lidern und für kurze Augenblicke konnte sie sich einreden, dass alles in Ordnung war. Sobald sie jedoch die Augen öffnete, wusste sie dass dem nicht so war. Wo waren eigentlich alle Tiere? Seit sie aufgewacht war, hatte sie keinen Vogel gehört, kein Rascheln in den Blättern, das von einer Maus stammen könnte, einem Igel oder einem größeren Tier. Als hätte ihre Vorstellung ihn herbei gezwungen, sah sie plötzlich in der Ferne einen Schatten. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. Ein Wolf? Silbergraues Fell und Augen die Dawn zu mustern schienen. Er stand ganz still, als würde er darauf warten, was sie zu tun gedachte. Dawns Handflächen wurden feucht und sie stand reglos. Ein Teil von ihr behauptete Stock und Steif, dass der Wolf keine Bedrohung darstellte, dass sie ihm folgen sollte, doch der größere Teil hatte Angst und war wie gelähmt. Unmerklich verlagerte sie ihr Gewicht und spürte plötzlich in ihrem Rücken die Kälte von Metall. Das Schwert hatte sich wieder einmal durch das Futter des Rucksackes gebohrt, begriff sie. Jetzt wusste sie, was zu tun war. In einer fließenden Bewegung ließ sie den Beutel von den Schultern gleiten, griff nach dem Schwert und zog es. Das dämliche Vieh würde ihr keine Angst einjagen. Unterschiedliche Empfindungen drangen auf sie ein. Sie fühlte sich, als hätte sie sich gerade gerettet und verdammt. Die Klinge blinkte im Sonnenlicht, leuchtete wie von einem inneren Feuer erfüllt und der Wolf fletschte die Zähne und sträubte die Nackenhaare als würde er seine Niederlage begreifen. Die durchdringenden Augen des Tieres ruhten noch einen Moment länger auf ihr, dann wandte sich der Wolf um und floh mit großen Sprüngen. Dawn zögerte nicht. Sie ließ ihren Rucksack zurück und lief mit gezogenem Schwert dem Wolf hinterher. Ein Gefühl der Richtigkeit erfüllte sie. Sie war die Jägerin, nicht die Gejagte. Es erstaunte sie, wie leicht sie dem Tier folgen konnte. Müdigkeit und Durst waren durch die Berührung des Schwertes wie weggeblasen und sie fühlte sich, als könne sie für immer auf diese Art durch den Wald laufen, mit gezogenem Schwert, das Wellen von Energie in ihren Arm schickte. Wie lange sie so durch den Wald lief, immer der Spur des Wolfes folgend wusste sie nicht, doch irgendwann führte sie der Wolf zu einem kleinen Bach. Mit einem leichten Satz setzte das Tier darüber und jagte weiter. Dawn zögerte. „Wasser“, keuchte sie und mit einem Schlag kehrte der Durst mit voller Wucht zurück. Sie fühlte wie ihr ganzer Körper brannte, ihre Knie schwach wurden und ihre Augen flackerten, sodass Lichtpunkte vor ihren Augen tanzten. Sie machte einen Schritt aufs Ufer zu und noch einen. Dawn wollte sich nieder lassen, nur ganz kurz ihre Hände in die kühle Nässe tauchen, nur einen Schluck, nur… Doch das Schwert sang ein anderes Lied. Dawn merkte, dass sie keine Wahl hatte, als dem Willen des Schwertes zu gehorchen. Sie setzte einen Fuß ins Wasser und schritt langsam hindurch. Tränen stürzten in ihre Augen, als sie begriff, dass sie in den Tod ging. Das Schwert würde sie nicht rasten lassen bis sie vor Erschöpfung einfach zusammenbrach. Mit einem weiteren Schritt ließ sie das Wasser hinter sich. Laut und klar drang jetzt wieder das Blutlied an ihr Ohr und Dawn schämte sich, gezögert zu haben. Sie raffte sich auf, beschleunigte ihre Schritte und folgte dem Wolf. Je näher sie ihm kam, desto lauter wurde das Rauschen des Blutes in ihren Ohren. Ihr Herz sang in nie gekannter Freude als sie so nahe kam, dass sie nur mehr das Schwert heben musste um sein Blut zu nehmen. Doch in diesem Moment wurde ihr schwarz vor Augen. Sie taumelte, atmete rasch und flach. Als sie die Augen wieder öffente war der Wolf verschwunden. Dawn blinzelte erschrocken. Mit erhobener Waffe stand sie, bis das Blutlied langsam verstummte und sie wieder denken konnte. Sie war allein und so schwach, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnte. Leise hörte sie das Rauschen von Wasser und das Bild des Baches, durch den sie vorhin gewatet war, stand vor ihrem inneren Auge. Ob sie ihn wieder finden könnte? Dawn wandte den Kopf in Richtung des Geräusches, dann setzte sie sich in Bewegung. Sie schleifte das Schwert achtlos hinter sich, jeder Muskel ihres Körpers schmerzte und ihre Lungen brannten. Sie machte einen Schritt und noch einen und als sie schließlich den Bach vor sich liegen sah, grinste sie so breit, dass ihre trockenen Lippen aufsprangen

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