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Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
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Beinen. Sie sah Joy in ihrem hellblauen Kleid von ihr fort laufen und Crystal folgte ihr so schnell sie konnte. Doch dann hörte sie ein leises Weinen hinter sich und sie erinnerte sich an Lobelia. Beide brauchten ihre Hilfe, begriff sie dumpf. Doch sie konnte nicht beide erreichen. Eine tiefe Verzweiflung ergriff sie von ihr Besitz. Sie konnte doch unmöglich wählen! Sie konnte doch nicht die Eine auf Kosten der Anderen retten! Wie Grausam solch eine Wahl treffen zu müssen! Als ob die Beiden spüren würden, dass ihnen niemand mehr folgte, waren sie stehen geblieben. Gerade so weit entfernt, dass Crystal sie noch sehen konnte, doch irgendwie wusste sie, dass sie beide wieder zu Laufen beginnen würden, sollte sie sich einer von ihnen nähern. Crystal fühlte sich, als würde sie langsam in zwei Hälften gezogen. Wenn sie sie nur erklären lassen würden! Wenn sie ihr doch nur zuhören würden! Verzweifelt wandte sie sich Joy zu, suchte ihren Blick. Ihre hellen Augen waren voller Vorwürfe, als würde sie den Mörder ihrer Eltern direkt ins Gesicht schauen. Crystal erschrak. „Ich habe sie nicht getötet“, wollte sie schreien, doch über ihre Lippen kam nur ein gequältes Stöhnen. Sie hatte so sehr gehofft, dass Joy sie eines Tages verstehen würde. Dann wandte sie ihren Blick Lobelia zu. Das Kind weinte unablässig, die Schmerzenslaute bohrten sich wie Nadeln in Crystal Herz. Die Mondsteinperle, die sie immer um ihren Hals trug, schien auf ihrer Haut zu brennen, als wollte sie sie daran erinnern, dass dieses Kind sie in ihr Herz geschlossen hatte und erwarten durfte, dass Crystal ihm half. Als sie einen Schritt auf Lia zumachte lief diese ein Stück weiter von ihr weg und als sie einen Blick über die Schulter zurückwarf sah sie, dass sich auch Joy weiter von ihr entfernt hatte. Das Weinen der Kinder war jetzt so laut geworden, dass es die ganze Welt zu erfüllen schien, als würde es kein anderes Geräusch mehr geben und obschon es Farben, Formen und Dürfte gab, waren sie bedeutungslos und verblassten angesichts des gewaltigen Schmerzenslautes der die Welt zu sein schien. Crystal fühlte, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb bis die Verzweiflung sie für immer unter sich begraben hätte. Ihr letzter bewusster Gedanke war, dass sie ein Gegengewicht zu all dem Scherz schaffen wollte, eine Welt, die für diese Kinder lebenswert war, damit sie zu ihr kamen und sie nahm die Harfe in die klammen Finger und begann zu spielen. Sie wusste nicht so recht, woher ihre Hände die freundlichen Noten nahmen, war ihr Herz doch umwölkt von Schmerz. Doch sie schaffte es helle Töne zu spielen. Leise zuerst und kaum hörbar unter dem Schmerzgewitter, das sich über ihr entlud, doch dann wurde ihr Lied sicherer, größer und irgendwann stimmte der erste Vogel in ihren Gesang mit ein. Endlich wagte sie es wieder aufzublicken und sah, dass Joy sich ihr langsam näherte, den Kopf neugierig schief gelegt, wie ein Kätzchen. Auch Lia war näher gekommen, stumm jetzt und trockenen Auges. Crystal fühlte wie ein Lächeln an ihren Lippen zog und sie ließ zu, dass ihr Lied größer wurde und immer größer bis es die ganze Welt zu umspannen schien. Die Mädchen kamen immer näher und plötzlich lösten sie sich in Nebel und Licht auf. Crystal erschrak n icht. Sie begriff, dass es so sein musste und dass es in Ordnung war und ließ ihr Lied ausklingen. Erst als auch die letzte Note verklungen war realisierte sie, dass sie ganz alleine war und dass sie nicht wusste, wo die Anderen waren. Sie sollte zurückgehen, doch andererseits, sie wusste gar nicht, aus welcher Richtung sie gekommen war. Crystal blieb auf dem weichen Waldboden sitzen. Sie war zu erschöpft um Angst zu haben und sich zu sorgen. Irgendwie würde sie schon herausfinden in welche Richtung sie gehen sollte. Sie lehnte sich gegen den rauen Stamm einer Eiche und schloss die Augen. Als sie sie wieder aufschlug, war der Wald in fahles Mondlicht getaucht. Die Blätter wirkten silbern und schwarz und das Grün des Tages war verschwunden. Einen Atemzug lang schien es Crystal als wäre der Wald verzaubert, weil er zwei so völlig unterschiedliche Gesichter haben konnte. Es war jetzt deutlich kühler als tagsüber und Crystal schlang fröstelnd die Arme um ihren Oberkörper. Sie überlegte was sie tun konnte. Das Beste wäre es vermutlich, wenn sie hier bleiben würde und darauf warten würde, dass ihre Freunde sie fanden. Doch irgendetwas in ihr sträubte sich gegen diese Idee

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