Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition)

Titel: Die lichten Reiche: Band 1: Harfe und Schwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smila Spielmann
Vom Netzwerk:
und so stand sie auf. Sie entschied sich völlig willkürlich für eine Richtung und machte sich auf den Weg.
    Es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, doch dann ging sie genau so zügig wie am Tag. Sie hatte schon lange nichts mehr gegessen, dachte sie. Doch Essen und Trinken schienen Dinge wie aus einem anderen Leben zu sein. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie durstig sein musste, doch sie empfand es nicht, empfand nichts außer dem dringenden Bedürfnis immer weiter zu gehen. Fast schien es, als habe sich der Wald gegen sie verschworen, denn die Hecken und Sträucher wuchsen immer dichter beieinander, bis sie schließlich nicht mehr um sie herum gehen konnte, sondern sich einen Weg durch sie hindurch bahnten musste. Ihre Hände waren schon ganz wund von den Ästen und Zweigen, die durch ihre Finger glitten, den Dornen, die in ihr Fleisch stachen und ihre Arme waren ganz zerkratzt. Crystal störte sich nicht daran, empfand den Schmerz kaum, nur wie etwas Nebensächliches, das am Rande ihres Bewusstseins versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie duckte sich gerade unter den Ästen eines Ginsterbusches hindurch, als sich das Dickicht vor ihr lichtete. Wie gebannt blieb sie in Mitten der Zweige stehen und staunte über den Anblick, der sich ihr bot. Vor ihren Augen lag, von den ersten Strahlen der Sonne in warmes Licht getaucht, eine riesige Lichtung. Crystal staunte und als sie in der Ferne das Meer rauschen hörte, begriff sie langsam.
     

    Thistle hielt seine Hände über das kleine Feuer und wärmte sie. Die Anderen waren still geworden und auch er hing stumm seinen Gedanken nach. Als der Wind plötzlich drehte und ihm der Rauch ins Gesicht geweht wurde, musste er husten und schloss die Augen, da sie brannten und sich plötzlich so trocken anfühlten, wie heiße Erde. Es dauerte nur einen Moment, dann öffnete er die Augen wieder, zumindest hatte er das geglaubt. Doch was er nun sehen konnte unterschied sich von dem Bild, das er hinter geschlossenen Lidern sah, so geringfügig, dass er sie unwillkürlich noch einmal schloss und wieder öffnete. Schwarz, Grau und wieder Schwarz, Grau. Es dauerte eine Weile bis Thistle begriff, dass ein Nebel hereingebrochen war, der so dicht war, dass er nicht einmal die Hand vor Augen erkennen konnte.
    „ Lucthen?“ Er erhielt keine Antwort. Thistle schauderte. Der Magus war doch gerade noch neben ihm gestanden? So plötzlich wie er gekommen war verzog sich der Nebel wieder. Weiße Schwaden blieben zurück und bestätigten Thistle, dass er nicht geträumt hatte. Als er sich umsah stellte er fest, dass er alleine am Feuer stand. Einen Moment lang fühlte er sich in die Vergangenheit versetzt. An einen lauen Frühlingsabend, als er mit Forest und ein paar Anderen die Wirkung von Rauschkraut erforscht hatte. Die Realität hatte an diesem Abend keinen nennenswerten Sinn ergeben. In einer Ecke seines Bewusstseins hatte er immer gewusst, dass die Blätter sich nicht plötzlich Blau verfärbt hatten und doch hatte er heiße Tränen geweint ob dem Verlust des Grüns. Jetzt hatte er ein ganz ähnliches Gefühl. Die Anderen konnten doch nicht einfach so vom Nebel verschluckt worden sein. Thistle ging zu der Stelle an der eine dunkelrote Wolldecke auf der Erde lag und hob sie auf. Sie war noch warm von Crystals Körper. Thistle untersuchte den Boden. Wenn Crystal in großer Eile aufgebrochen war, musste sie Spuren hinterlassen haben. Auf den ersten Blick konnte er nichts erkennen. Thistle schnaubte unwillig. Er kannte Crystal. Sie wusste nicht wie man seine Spuren tarnte, sodass selbst ein geschulter Jäger einen nicht mehr verfolgen konnte. Thistle ließ sich auf die Knie nieder und verschob dabei den Bogen, den er auf dem Rücken trug, so dass er ihn nicht behinderte. Er sah wo sie gesessen hatte an den umgeknickten Nadeln, der beiseite geschobenen Erde. Deutlich sah er die Fußspuren, die zu diesem Platz führten. Kleine und Größere. Die Größeren führten zu dem Platz und von ihm weg. Die Fußspuren der kleineren Person hingegen führten nicht von dem Platz fort. Es musste Spuren geben, die von hier weg gingen. Immerhin war Crystal nicht mehr hier, oder? Thistle runzelte die Brauen und beschloss dieses Rätsel später zu lösen. Immer noch auf den Knien ging er den größeren Fußspuren nach. Sie waren leicht zu verfolgen. Führten ums Feuer herum und endeten dann abrupt. Als hätte sich der Erzeuger der Spuren in Luft aufgelöst oder als

Weitere Kostenlose Bücher