Die Liebe atmen lassen
Energiefluss unterbrechen könnten. Die jeweilige Verfassung der Energiefelder sorgt dafür, dass Menschen die Nähe zueinander suchen oder sie umgekehrt meiden; dass sie Nähe im einen Fall als angenehm, im anderen als peinlich empfinden, immer auch innerhalb einer Beziehung selbst. Zwischen den Anziehungskräften (Suche nach Nähe und Angst vor Verlust) und den Fliehkräften (Angst vor Nähe und Suche nach Freiheit) müssen die Liebenden ihren Weg immer neu finden: Physik der Liebe .
Erfahrbar werden die Energien, wenn sie in Bewegung sind. So wie der geometrische Raum durch körperliche Bewegung erschlossen und durchmessen wird, so der energetische Raum durch die seelische Bewegung, die in Gefühlen zum Vorschein kommt; neurobiologisch messbar vor allem im zweiten, »limbischen« Gehirn, psychologisch deutbar als Un- und Unterbewusstes. Die individuelle Einzelseele lebt auf in diesen Bewegungen, die ebenso sanft und heftig ausfallen können wie die körperlichen, anders als diese aber oft im Vagen bleiben,sodass Menschen nicht immer wissen, was sie eigentlich fühlen. Und doch sind sie auf Gefühle angewiesen, denn die motivieren und mobilisieren , stellen also Energien fürs Leben und für Handlungen zur Verfügung. Mit dem Austausch von Energien zwischen Seelen sind Gefühle auch in der Lage, Beziehungen zu vertiefen , die ansonsten oberflächlich bleiben, und Bindungen zu begründen, die zum Grundbaustein der sozialen Welt werden. Und mit den Quanten ihrer Energien können Gefühle Informationen übertragen , mit beliebig vielen Daten über innere und äußere Zustände, Chancen und Gefahren. Eigentümlich feinsinnige Verbindungen ermöglichen eine lichtschnelle Kommunikation, die jegliche Entfernung überbrückt und an das Phänomen »verschränkter Photonen« in der Quantenphysik denken lässt. Nur mit energetischer Kommunikation ist zu erklären, dass Menschen über große Distanzen hinweg fühlen, wie Anderen zumute ist, und ihren stummen Ruf hören; dass nach einer Zeit wechselseitigen Wartens zwei sich im selben Moment Nachrichten zukommen lassen und in dem Moment, in dem eine Nachricht eintrifft, sagen können: »Eigenartig, an dich hatte ich gerade eben gedacht.« Von Bedeutung ist nicht, den definitiven Grund dafür zu kennen, sondern die Sensibilität für diese Zusammenhänge zu stärken, sie ins gelebte Leben einzubeziehen und keineswegs als »übersinnlich« abzutun: Die gefühlte Verbundenheit mit Anderen knüpft das Netz der gemeinsamen Existenz, das den Einzelnen trägt, auch wenn er nicht ständig in teletechnischer Verbindung mit aller Welt steht.
Fühlen ist eine Möglichkeit, den unfassbaren Reichtum der Seele wahrzunehmen, und in der Liebe wird dieser Reichtum in ganz anderem Maße fühlbar als in jeder anderen Beziehung. Geht es körperlich darum, Liebe zu machen, so auf seelischerEbene darum, Liebe zu fühlen , deren Energie in anregenden, aufregenden, erregenden Gefühlen ihren Ausdruck findet. Gefühle bestärken die Liebe, aus ihrer Spannweite beziehen Leben und Liebe einen Gutteil ihrer Spannung; aufgrund des hellen Aufloderns der Energie, welcher Art auch immer, sind gefühlsintensive Zeiten die roten Stunden der Beziehung. Wer eine reichhaltige Bewegung im Seelenraum wünscht, ist mit einer Beziehung der Liebe auf der sicheren Seite. Auch Sinn kann nun aus gefühlten Zusammenhängen erschlossen werden, und endlich wird deutlich, warum Menschen überhaupt nach Sinn suchen: Weil in Zusammenhängen Energie fließt, und in Nichtzusammenhängen nicht. Mit Gefühlen der Zuwendung und Zuneigung stellt einer dem Anderen Energie zur Verfügung und will umgekehrt an der Energie des Anderen teilhaben, um in den Gefühlen, die dem eigenen Selbst entgegengebracht werden, neu aufzuleben.
Menschen können gesunden in Beziehungen, in denen Energie fließt, und erkranken, wenn die Energie blockiert wird. Freudige Gefühle, Fröhlichkeit und Unbekümmertheit setzen enorme Energien frei, verletzte Gefühle, Traurigkeit und Bitterkeit setzen sie wieder fest. Aber Gefühle können nie nur romantische , »positive« sein, immer sind da auch unromantische , »negative«, die niemand liebt, die aber nicht zu eliminieren sind. Mit Einfühlung und Mitgefühl weiten sich die Seelen und werden abgeschnürt von deren Verweigerung. Stark fühlen sich die Liebenden in unschuldiger Unbefangenheit, befangen und niedergedrückt von Gefühlen der Schuld. Frivole Gefühle ermöglichen ihnen die Entblößung und
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