Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe deines Lebens

Die Liebe deines Lebens

Titel: Die Liebe deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
und ich hatte Angst, er würde ganz loslassen. Ich hatte nicht viel Zeit.
    »Ich würde gerne mit Ihnen reden.« Vorsichtig trat ich ein Stückchen näher.
    »Bitte gehen Sie weg. Ich möchte allein sein. Ich wollte das alles nicht, ich wollte keine Szene, ich möchte es einfach nur tun. Allein. Ich möchte nur … ich hab nicht erwartet, dass es so lange dauert.« Er schluckte.
    »Schauen Sie, ohne meine ausdrückliche Zustimmung wird Ihnen niemand zu nahe kommen. Also gibt es keinen Grund zur Panik, wir haben keine Eile, Sie müssen nichts tun, ohne vorher gründlich darüber nachzudenken. Wir haben jede Menge Zeit. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie mit mir reden.«
    Er schwieg. Auch auf weitere sanfte Fragen erhielt ich keine Antwort. Ich war bereit, ihm zuzuhören, bereit, all die richtigen Dinge zu sagen, aber alle meine Fragen wurden mit eisernem Schweigen beantwortet. Wenigstens war er noch nicht gesprungen.
    »Ich würde gern Ihren Namen erfahren«, sagte ich.
    Keine Reaktion.
    Ich stellte mir Simon Conways Gesicht vor, wie er mir in die Augen geschaut und den Abzug betätigt hatte. Eine Woge von Gefühlen überflutete mich, und auf einmal wollte ich nur noch weinen, einfach zusammenklappen und weinen. Ich konnte das nicht, ich war der Sache überhaupt nicht gewachsen. Panik stieg in mir auf. Gerade als ich aufgeben, zu den versammelten Zuschauern zurückkehren und ihnen sagen wollte, dass ich es nicht schaffte, dass ich nicht für ein weiteres Unglück verantwortlich sein wollte, begann der Mann zu sprechen.
    »Adam.«
    »Okay«, sagte ich, erleichtert, dass er Kontakt zu mir aufnahm. Ich rief mir einen Abschnitt in einem der Bücher in Erinnerung: dass ein Mensch, der einen Selbstmordversuch unternahm, daran erinnert werden musste, dass es Menschen gab, die an ihn dachten, die ihn liebten – ob er es in diesem Moment fühlte oder nicht. Aber ich hatte Angst, dass ich damit das Gegenteil erreichen würde. Was, wenn womöglich etwas mit diesen Menschen passiert war und er genau aus diesem Grund hier stand oder wenn er sowieso schon dachte, er sei eine Last für sie. Meine Gedanken rasten, während ich herauszufinden versuchte, was zu tun war, es gab so viele Regeln, und ich wollte doch nur helfen.
    »Ich möchte Ihnen helfen, Adam«, sagte ich schließlich.
    »Vollkommen sinnlos.«
    »Ich möchte aber gerne hören, was Sie zu sagen haben«, beharrte ich und bemühte mich, positiv zu bleiben. Hör genau zu, sag nie: Tu das nicht, tu jenes nicht. Oder gar: Das kannst du nicht. In Gedanken ging ich alles durch, ich durfte nichts falsch machen. Jedes einzelne Wort musste stimmen.
    »Sie wollen es mir doch sowieso bloß ausreden.«
    »Geben Sie mir eine Chance. Vielleicht fühlt es sich im Augenblick so an, als gäbe es keine andere Möglichkeit, aber in Wirklichkeit gibt es eine Menge Lösungen. Ihr Kopf ist bestimmt total müde vom vielen Grübeln. Lassen Sie sich von der Brücke runterhelfen. Dann können wir uns die Alternativen anschauen, die Sie momentan nur so schwer erkennen können – aber sie sind da! Kommen Sie doch erst mal von dieser Brücke runter, ich helfe Ihnen.«
    Er antwortete nicht, und dann sah er mich wieder an, mit diesem Blick – diesem Blick, den ich so gut kannte. Genauso hatte Simon Conway mich auch angeschaut. »Tut mir leid.« Seine Finger lockerten ihren Griff um die Eisenstangen, und sein Körper neigte sich nach vorn, weg vom Geländer.
    »Adam!« Ich stürzte vor, schob meine Arme durch die Gitterstäbe, schlang sie fest um seinen Brustkorb und riss den Mann so heftig zurück, dass er gegen das Geländer schlug. Ich war so dicht an der Brüstung, dass sein Rücken an meine Vorderseite presste. Ich drückte mein Gesicht in seine Mütze, kniff die Augen zu und hielt ihn fest. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er versuchen würde, sich loszureißen, und mich schon gefragt, wie ich es am besten anstellen könnte, ihn ihm Griff zu behalten. Ich wusste, dass er kräftiger war als ich und dass ich bei diesem Kräftemessen keine Chance hatte, lange die Oberhand zu behalten. Ich wartete, dass einer der Zuschauer herbeigeeilt käme, um zu übernehmen, hoffte, dass die Polizei irgendwo in der Nähe war, damit die Profis die Sache in die Hand nehmen konnten. Ich war vollkommen überfordert, was hatte ich mir denn dabei gedacht? Mit geschlossenen Augen drückte ich mich an den Mann. Er roch nach Aftershave, ganz sauber, als hätte er gerade geduscht. Er roch nach Leben, er roch

Weitere Kostenlose Bücher