Die Liebe deines Lebens
Ihnen, dass sich etwas verändern kann. Ich zeige es Ihnen. Sie und ich, wir werden das gemeinsam machen, und wir werden sehen, wie wunderbar das Leben sein kann. Das verspreche ich Ihnen.«
»Abgemacht«, antwortete er, und es war fast nur ein Flüstern.
Auf einmal bekam ich Angst. Eine Abmachung? Ich hatte nicht vorgehabt, mit ihm eine Abmachung zu treffen, aber das wollte ich jetzt wirklich nicht mit ihm durchdiskutieren. Ich war erschöpft. Ich wollte ihn nur von der Brücke holen, ich wollte ins Bett, mich unter der warmen Decke verkriechen, all das hinter mir haben.
»Sie müssen mich schon loslassen, damit ich übers Geländer klettern kann«, sagte er.
»Ich lasse Sie aber nicht los. Auf gar keinen Fall«, entgegnete ich fest.
Er lachte. Ein Halblachen, ein ganz winziges. Aber immerhin ein Lachen. »Also wissen Sie, ich will zurück auf die Brücke, und jetzt behindern Sie mich.«
Ich blickte auf das Geländer und dann hinunter ins Wasser. Die Kletterei war gefährlich. »Ich rufe Hilfe«, sagte ich.
Zögernd nahm ich meine Hand von seiner Brust, denn ich traute ihm nicht ganz.
»Ich bin allein hier rübergeklettert, da kann ich auch allein wieder auf die Brücke zurück«, sagte er.
»Das gefällt mir nicht, ich möchte lieber Hilfe holen.« Aber er ignorierte mich, und ich sah ihm zu, wie er sich umzudrehen versuchte. Langsam bewegte er die rechte Hand zu einem Gitterstab ein Stück weiter weg und verschob die Füße. Mein Herz klopfte, während ich hilflos sein Manöver beobachtete. Am liebsten hätte ich jemanden von den Schaulustigen hergerufen, aber ich hatte Angst, dass er sich erschrecken und ins Wasser fallen würde, wenn ich meine Stimme hob. Auf einmal fühlte sich der Wind noch stärker an, die Luft kälter, und ich war mir der Gefahr, in der er nach unserer kurzen Atempause schwebte, noch bewusster. Nun richtete er den Körper nach rechts aus, drehte sich in der Taille und machte sich bereit, den linken Fuß über das Wasser zu schwingen. Er wandte sich zum Geländer, aber als er das Gewicht auf den rechten Fuß verlagerte, der sich auf der schmalen Kante drehte, rutschte er ihm von der Brücke. Adam schaffte es gerade noch, mit der linken Hand das Geländer zu packen, und hing nun mit einem Arm an der Stange. Von den Gaffern war ein kollektives Luftschnappen zu hören. Sofort griff ich nach seiner rechten Hand, hielt sie fest und zog ihn mit aller Kraft nach oben. In diesem Moment war es die Furcht in seinen Augen, die mir am meisten Angst machte, aber dann gab genau dieser Blick mir auch Hoffnung, denn dieser Mann, der noch vor wenigen Augenblicken sein Leben hatte beenden wollen, kämpfte nun darum.
So zog ich ihn also hoch, und er klammerte sich mit geschlossenen Augen an die Gitterstäbe und holte tief Luft. Ich versuchte mich zu beruhigen. Im gleichen Augenblick kam Detective Maguire mit grimmigem Gesicht auf uns zugerannt.
»Er möchte auf die Brücke zurück«, erklärte ich schwach.
»Das sehe ich auch«, erwiderte Maguire, schob mich zur Seite, und ich musste wegschauen, während er Adam in Sicherheit brachte. Sobald er wohlbehalten auf der Brücke gelandet war, klappten wir beide zusammen und setzten uns hart mit dem Hintern auf den Boden – völlig am Ende.
Adam saß mit dem Rücken ans Geländer gelehnt, ich ihm gegenüber. Mir schwirrte der Kopf, ich vergrub ihn zwischen den Knien und atmete tief und langsam.
»Alles klar?«, fragte Adam, und es klang fast besorgt.
»Ja«, antwortete ich und schloss die Augen. »Danke«, fügte ich noch hinzu.
»Wofür?«
»Dass du nicht gesprungen bist.«
Er zog eine Grimasse, und man sah ihm deutlich an, wie erschöpft er war. »Immer gern zu Diensten. Anscheinend hat es für dich mehr bedeutet als für mich.«
»Ich bin jedenfalls sehr dankbar.« Ich lächelte ihn etwas zittrig an.
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. »Tut mir leid, aber ich hab vorhin deinen Namen nicht verstanden.«
»Christine.«
»Adam.«
Er streckte mir die Hand hin. Ich beugte mich auf ihn zu, und als ich seine Hand nahm, hielt er sie ganz fest und sah mir in die Augen.
»Ich bin gespannt, wie du mich überzeugen willst, dass das eine gute Idee war, Christine. Mein Geburtstag wäre eine gute Deadline.«
Deadline?
Ich erstarrte, meine Hand noch in seiner. Er hatte es ganz nett gesagt, aber es fühlte sich trotzdem an wie eine Warnung. Mir wurde ganz flau im Magen, und ich fühlte mich vor allem furchtbar dumm beim Gedanken an den Deal, auf den ich
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