Die Liebe deines Lebens
kannst eine normale Familie gründen«, erklärte Dad.
»Woher kennen Sie Christine?«, fragte Brenda. »Setzen Sie sich doch, Adam.« Sie schob ihm einen Stuhl hin.
Adam sah mich an, ich zuckte müde die Achseln, und er nahm Platz. Prüfend betrachtete er meine Familie und antwortete dann: »Sie hat mich gestern Nacht daran gehindert, von der Ha’penny Bridge zu springen.«
»Sie war schon immer eine Spielverderberin«, meinte Adrienne und sah mich vorwurfsvoll an.
»Er wollte nicht zum Spaß springen«, erklärte ich.
Jetzt schauten alle wieder zu Adam.
Er rutschte ein bisschen auf seinem Stuhl herum, weil er offensichtlich nicht so recht wusste, wie er auf ihre Blicke reagieren sollte. Bestimmt fragte er sich, ob er womöglich den falschen Zeitpunkt für seine Enthüllung erwischt hatte oder ob er es vielleicht gar nicht hätte erwähnen sollen. Aber darin war meine Familie echt gut – sie verstanden es, einen in ihre Gespräche hineinzuziehen und einem das Gefühl zu vermitteln, dass Wichtiges eigentlich gar nicht so wichtig war. Aber dann entschieden
sie
darüber.
Adrienne verzog das Gesicht. »Aber warum ausgerechnet die Ha’penny Bridge? Die ist nicht mal besonders hoch.«
»Was redest du denn da, Adrienne?«, fragte Brenda.
»Da ist doch kaum Höhenunterschied zwischen Brücke und Wasser – drei Meter vielleicht?«
»Aber es ging ihm doch nicht um die Höhe, Adrienne«, meinte Brenda. »Ich denke, er wollte sich ertränken. Stimmt das?«
Wieder sahen alle zu Adam.
Er wusste nicht, was er sagen sollte, er war viel zu überrascht. Von den Leuten, die ich mit nach Hause brachte, war ich verschiedene Reaktionen gewöhnt. Einige meiner Freunde kamen überhaupt nicht mit dem Rest meiner Familie klar, andere stürzten sich einfach kopfüber ins Getümmel und machten mit, wieder andere begnügten sich wie Adam damit, den ungewöhnlichen Rhythmus der Unterhaltung und des Humors zu beobachten, ohne gekränkt zu sein, auch wenn die Scherze gelegentlich auf ihre Kosten gingen. Es war ja auch wirklich nie böse gemeint.
»Ich hab gesagt, Sie wollten sich vermutlich ertränken?«, wiederholte Brenda ein bisschen lauter.
»Er hat kein Wasser in den Ohren, Brenda«, unterbrach Adrienne. »Christine hat ihn gerettet, schon vergessen?«
Sie lachten ein bisschen. Adam sah mich erstaunt an.
Ich formte mit den Lippen ein lautloses
Sorry
, und er schüttelte verwundert den Kopf, als gäbe es für mich keinen Grund, mich zu entschuldigen.
»Das hast du gut gemacht, Christine«, sagte Dad und reckte anerkennend den Daumen in meine Richtung. »Sehr gut.«
»Danke.«
»Vielleicht hilft dir das ein bisschen, über den letzten Fall wegzukommen, was?«
Adam sah mich besorgt an.
»Aber die Liffey ist gar nicht so tief, oder?«, fing Adrienne wieder an.
»Adrienne, man kann auch in einer Pfütze ertrinken, wenn man mit dem Gesicht nach unten landet und nicht mehr hochkommt, weil man sich das Rückgrat gebrochen hat oder so«, erklärte Brenda.
Fragend blickte Adrienne zu Adam. »Haben Sie sich das Rückgrat gebrochen?«
»Nein.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Können Sie schwimmen?«
»Ja.«
»Dann verstehe ich es nicht. Das ist ja, als würde Brenda den ganzen Tag Eis essen, um dünn zu werden. Was du ja tatsächlich versuchst«, fuhr sie an ihre Schwester gewandt fort, als hätte sie gerade eine wichtige Erkenntnis gehabt.
»Andrew, haben Sie Lust, sich meinen Werbespot anzuschauen?«, fragte Dad unvermittelt.
»Sein Name ist Adam, und nein, dazu hat er keine Lust«, antwortete ich.
»Er kann bestimmt für sich selbst sprechen«, entgegnete Dad und sah Adam an.
»Ja, klar, warum nicht?«
Dad stand auf und ging in sein Büro.
»Unser Vater ist Krankenwagen-Jäger«, erklärte Brenda.
»Spezialist für Unfallrecht«, erklärte ich. »Er verdient mehr als die beiden anderen zusammen.«
»Und gibt es für seine Fußpflege aus«, sagte Brenda.
»Und sein Intim-Waxing«, ergänzte Adrienne, und beide fingen wieder an zu kichern.
»Ich hab das genau gehört, aber beim Waxing war ich nur ein einziges Mal«, rief Dad, der gerade mit einer Videokassette aus seinem Büro zurückkam. »Da war ich in Indien, es war irre heiß, und es war wirklich eine enorme Erleichterung«, erklärte er ruhig, aber bei der Vorstellung zuckten wir trotzdem alle zusammen. »Haben Sie sich auf der Brücke verletzt, Andrew?«
»Ich heiße Adam und habe mich nicht verletzt, nein«, antwortete Adam höflich.
»Keine rostigen
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