Die Liebe deines Lebens
Bürogebäude gekommen war, dazu noch die Erkältung, die ich nach meiner Eskapade in dem eiskalten Teich nahen fühlte. Aber ich wollte die Mütze nicht abnehmen, nicht hier, wo Maria mir mit ihren perfekten, akkurat geschnittenen glatten Haaren gegenüberstand – was unter meiner Mütze lauerte, war ja nie vorherzusehen!
»Sie kümmern sich wirklich gut um ihn, was?«
»Hm, ja.« Auf einmal hielt ich ihrem Blick nicht mehr stand und gab ihr das Seerosenblatt. »Aber jetzt sollte ich Sie vielleicht lieber wieder an die Arbeit gehen lassen.«
»Ich hoffe, er weiß, was für ein Glück er hat, dass Sie für ihn da sind«, wagte Maria sich noch ein Stück weiter vor.
Leider konnte ich nicht verhindern, dass mir die Tränen in die Augen traten. »Ich mache doch nur meinen Job«, antwortete ich, grinste Maria betont munter an und bemühte mich, nicht wie ein kitschiger Superhero-Verschnitt zu klingen.
»Und was ist das für ein Job?«
»Freundschaft«, erklärte ich und zog mich ein paar Schritte zurück. »Ich bin einfach nur eine Freundin.«
Dann wandte ich mich mit knallrotem Gesicht ab und verließ das Gebäude, dankbar für den eisigen Wind, der mir draußen um die Nase pfiff. Ich ging, so schnell ich konnte, denn ich fühlte Marias Blick im Rücken und war froh, als ich um die Ecke biegen konnte und statt der transparenten Glasflächen endlich solide Backsteine zwischen uns lagen. Erschöpft blieb ich stehen, lehnte mich an die Mauer und schloss die Augen, während ich mir in einer Art Panikstarre das Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Was war nur in mich gefahren? Warum hatte ich so reagiert? Maria hatte sich verhalten, als wüsste sie etwas über meine Gefühle, was ich selbst nicht wusste, und jetzt hatte ich ein schlechtes Gewissen und fühlte mich erbärmlich, weil ich für einen Moment etwas gefühlt hatte, was ich doch gar nicht fühlte, was ich unmöglich fühlen
durfte
. Mein Ziel war, Adam und Maria wieder zusammenzubringen, und nicht, selbst Gefühle für Adam zu entwickeln. Das war undenkbar. Lächerlich.
»Hi«, hörte ich plötzlich eine aufgeregte Stimme dicht an meinem Ohr und zuckte heftig zusammen.
»Meine Güte, Adam!«
»Was ist los? Weinst du etwa?«
»Nein, natürlich nicht«, fauchte ich. »Aber ich glaube, ich kriege eine Erkältung.« Zur Veranschaulichung rieb ich mir heftig die Augen.
»Tja, das überrascht mich nicht wirklich, nachdem du mitten in der Nacht in diesem Teich rumgewatet bist. Also – was hat sie gesagt?« Unsere Nasen berührten sich praktisch, so erpicht war er darauf, von mir zu hören, wie Maria reagiert hatte.
»Du hast ihre Reaktion doch selbst gesehen.«
»Ja!« Er reckte die Faust in die Luft. »Es war perfekt. Einfach perfekt. Und hat sie wirklich geweint? Sah ganz danach aus. Weißt du, Maria weint eigentlich nie, das ist ein Riesending! Aber ihr habt euch ja eine Ewigkeit unterhalten, was hat sie denn gesagt?« Er konnte nicht stillstehen, sondern hüpfte herum und versuchte, in meinem Gesicht jede kleinste Regung zu lesen, um in allen Einzelheiten nachvollziehen zu können, wie die Seerosen-Geschichte gelaufen war.
Ich schob meine Gefühle weg und erzählte ihm die Geschichte ohne Erwähnung meiner eigenen quälenden Gedanken. »Sie hat gefragt, ob du ihr mit dem Seerosenblatt sagen wolltest, dass du sie immer noch liebst. Sie meinte, dass es echte Liebe sein muss, wenn man bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt ins Wasser springt, um ein Seerosenblatt zu pflücken. Und ich hab ihr bestätigt, dass du sie liebst.«
»Aber ich bin doch gar nicht ins Wasser gesprungen.« Adam fixierte mich mit seinen blauen Augen, aber diesmal schlug mein Herz nicht höher, sondern tat schrecklich weh. »Das hast
du
doch für mich gemacht.«
Eine Weile hielt ich seinem Blick stand, dann musste ich wegschauen. »Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass Maria versteht, worum es geht«, antwortete ich und wandte mich ab. Ich musste weg von hier.
»Christine? Wo willst du denn hin?«
»Äh … irgendwohin. Mir ist kalt, ich muss mich bewegen.«
»Okay, gute Idee. Wie fand sie die Pralinen?«
»Sie fand sie wunderbar – das war’s, was sie zum Weinen gebracht hat. Hey, du hast also Pralinen für Maria gemacht? Du bist Adam Basil – von
Süß wie Basil’s
?«
Er verdrehte die Augen, freute sich aber ganz offensichtlich über die Wirkung seiner kleinen Zugabe. »Was hat sie gesagt?«
»Sie hat sich fast ekstatisch drüber gefreut, dass es
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