Die Liebe deines Lebens
noch welche davon gab. Du hast also für eine Frau Pralinen kreiert? Also, Adam, du warst wirklich gut.«
»War?«
»Du weißt doch, was ich meine. Und du bist ja auf dem besten Weg, wieder genauso super zu werden.«
»In den Pralinen waren Mandeln und Nüsse, weil Maria eine verrückte Nuss ist«, erklärte er mir voller Stolz.
»Ich weiß, sie hat es mir erzählt.«
»Wirklich? Was hat sie gesagt?«
Sein Eifer war so liebenswert, dass ich bereitwillig die ganze Unterhaltung von Anfang bis Ende durchkaute. Nur den Teil, in dem Maria mich nach meiner Rolle in Adams Leben gefragt hatte, ließ ich aus, denn darauf konnte ich mir selbst noch keinen Reim machen.
»Dann bist du also tatsächlich Adam Basil von
Basil’s
Schokolade«, stelle ich am Schluss noch einmal kopfschüttelnd fest. »Das hättest du mir gestern sagen sollen. Aber da hast du es geleugnet.«
»Ich hab es nicht geleugnet, ich weiß noch, dass ich gesagt habe: ›Genau. Und wie Basilikum.‹«
»Oh. Na ja, wenn wir die Geschichte hier erledigt haben, musst du für mich auch was Schokoladiges erfinden, als kleine Anerkennung sozusagen.«
»Das ist einfach. Geschmacksnote schwarzer Kaffee.«
Ich verdrehte die Augen. »Das ist nicht sonderlich originell.«
»In Form einer Espressotasse«, versuchte er es weiter.
»Ich hoffe, ihr habt ein gutes Kreativ-Team bei
Basil’s
.«
»Warum? Du würdest die Schokolade ja sowieso nicht essen«, lachte er.
Schweigend gingen wir nebeneinanderher. Ich musste mein Gehirn abschalten, ich hatte Kopfschmerzen, und das Denken tat weh, deshalb ließ ich zu, dass Adam die Führung übernahm. Als wir uns der Samuel Beckett Bridge näherten, griff ich nach seiner Hand, eine instinktive Geste, weil ich nicht wollte, dass er plötzlich ins Wasser sprang – obwohl ich ja wusste, dass er nach Marias Reaktion in Hochstimmung war. Er protestierte nicht, und so gingen wir Hand in Hand über die Brücke, und er ließ meine Hand auch nicht los, als wir auf der anderen Seite angekommen waren.
»Was glauben die bei
Basil’s
eigentlich, wo du bist?«, fragte ich.
»Sie glauben, dass ich meinen Vater besuche, und ich habe die Zusage, dass ich mir so viel Zeit lassen kann, wie ich brauche. Jetzt frage ich mich, ob der Rest meines Lebens für die Firma akzeptabel wäre.«
»Bestimmt wären sie glücklich, das zu hören – angesichts der Alternative.«
Er sah mich scharf an. »Davon wissen sie nichts.«
»Die Leute in der Firma wissen nicht, dass du einen Selbstmordversuch gemacht hast?«
Jetzt ließ er meine Hand los. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dieses Wort nicht dauernd benutzen.«
»Adam, du hast dich so schlecht gefühlt, dass du deinem Leben ein Ende bereiten wolltest – wenn die Leute das wüssten, würden sie dich bestimmt nicht zwingen, diesen Job zu übernehmen.«
»Aber das ist keine Option, das weißt du genau«, entgegnete er. »Und es ist auch nicht der Grund, weshalb ich es getan habe.«
Wir schwiegen beide.
»Du solltest deinen Vater besuchen.«
»Aber nicht heute. Heute ist ein guter Tag«, sagte er und war plötzlich wieder ganz aufgekratzt wegen Maria. »Wohin gehen wir jetzt?«
»Ich bin ein bisschen müde, Adam. Ich glaube, ich muss mich erst mal zu Hause ein bisschen ausruhen.«
Erst sah er enttäuscht aus, dann besorgt. »Alles klar mit dir?«
»Ja«, nickte ich und gab mir Mühe, munterer zu klingen. »Ich brauche bloß ein Nickerchen, dann bin ich wieder fit.«
»Ich habe mit Pat ausgemacht, dass er uns hier abholt.«
»Wer ist denn Pat?«
»Der Chauffeur meines Vaters.«
»Der Chauffeur deines Vaters?«, wiederholte ich.
»Na ja, mein Dad ist doch im Krankenhaus, er braucht momentan keinen Chauffeur, und dein Auto ist unbrauchbar. Deshalb hab ich Pat angerufen. Er langweilt sich sowieso.«
Kurz darauf erschien Pat in einem brandneuen Rolls-Royce, der schätzungsweise zweihundertfünfzigtausend Euro gekostet hatte. Ich verstand nicht viel von Autos, während Barry, der ja ansonsten für nichts im Leben wirklich eine Leidenschaft entwickeln konnte, sich mit Autos sehr gut auskannte und mich immer auf die richtig guten aufmerksam gemacht hatte. Leider gehörten sie seiner Meinung nach ausnahmslos irgendwelchen »Angebern«, und die schlimmsten davon fuhren in einem von der Art, die jetzt vor uns stand. Ich begrüßte Pat, den Chauffeur, und stieg ein. Nach der beißenden Kälte draußen war es herrlich warm im Innern. Aber Adam, der mir die Tür aufgehalten hatte, machte
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