Die Liebe deines Lebens
sondern machte ein höflich anerkennendes Gesicht, wohl um den anonymen Künstler nicht zu kränken, wünschte sich etwas und blies die Fußball-Kerze aus. Dann blickte sie in die Runde, um zu erfahren, wer dieses ungewöhnliche Machwerk zustande gebracht hatte. Die Antwort bestand hauptsächlich aus Achselzucken und Gelächter, und die Bedienungen wurden befragt, ob sie den Kuchen auch wirklich an den richtigen Tisch geliefert hatten. Gespannt beobachtete Adam das muntere Treiben, und ich hoffte, dass Maria bald den Sinn des Ganzen begreifen würde, damit ich Adam nicht irgendwann daran hindern musste, ins Restaurant zu rennen und es zu erklären.
»Schau dir den Kuchen an, Maria, die
Milky Teeth
, die
Hula Hoops
!«, beschwor er sie leise von draußen.
»Hat das etwa alles eine Bedeutung?«, fragte ich überrascht. Ich hatte gedacht, er hätte einfach zufällig irgendwelche Sachen über dem Kuchen verteilt.
Adam starrte weiter durchs Fenster, aber anscheinend hatte er mich doch gehört. So abgelenkt, dass ich das Gefühl hatte zu stören, antwortete er: »Als wir erst ein paar Tage zusammen waren, hat sie sich von der Seitenlinie ein Fußballspiel von mir angeschaut. Leider ist ihr der Ball ins Gesicht geflogen und hat ein Stück von ihrem Schneidezahn abgebrochen. Auf dem Heimweg hab ich ihr dann
Milky Teeth
gekauft, als Gebiss, und ich hab
Hula Hoops
für sie weichgelutscht, weil der Zahn so weh getan hat, dass sie nicht richtig zubeißen konnte.«
Als hätte sie die Geschichte in Gedanken noch einmal erlebt, die Adam mir gerade erzählt hatte, blickte Maria in diesem Moment von ihrem Kuchen auf, hatte anscheinend sämtliche Anspielungen verstanden und fing an zu lachen. Als sie sich wieder beruhigt hatte, erklärte sie ihren Freundinnen die ganze Geschichte, und Adam lachte mit, obwohl er sie gar nicht hören konnte. Mir dagegen war inzwischen jeder Humor abhandengekommen, und ich wollte nur noch nach Hause.
Doch dann hörte Maria auf zu lachen und tat etwas Erstaunliches – sie begann zu weinen. Sofort scharten sich ihre Freundinnen um sie und überhäuften sie mit Umarmungen und tröstenden Worten.
Ich sah Adam an. Auch seine Augen waren voller Tränen.
In diesem Moment war es mir vollkommen gleichgültig, ob er mitkam oder blieb, ich jedenfalls wandte mich zum Gehen. Und ich war ziemlich sicher, dass er es nicht bemerken würde.
»Hey, Miss Helferlein«, sagte er, und vor lauter Überraschung blieb ich sofort stehen.
Er streckte seine beiden behandschuhten Hände in die Höhe, und ich klatschte ihn ab, aber in der Luft fingen seine Finger meine, und er sah mich an. Ich schluckte schwer, denn mein Herz geriet unter seinem Blick unweigerlich ins Flattern.
»Du bist ein Genie, weißt du das?«, sagte er leise.
»Na ja«, meinte ich und sah schnell weg. »Noch haben wir nicht gewonnen.«
Adam spähte wieder ins Restaurant, wo Maria sich gerade die Augen mit einer Serviette abwischte, kopfschüttelnd den Kuchen anschaute und lachte.
Noch hatte Adam sie nicht zurückerobert. Aber er war auf dem besten Weg dazu.
Auf einmal spürte ich eine seltsame, von Traurigkeit durchsetzte Erleichterung. Aber ich hatte keine Zeit, meinen Gefühlen auf den Grund zu gehen, denn in diesem Moment zog Maria ihren Mantel an und verließ das Restaurant.
»Mist, hat sie dich gesehen, Adam?«, fragte ich und löste meine Finger von seinen.
»Unmöglich«, sagte er, wenn auch mit leichter Panik in der Stimme.
Schnell entfernten wir uns ein Stück. In sicherem Abstand drehte ich mich um und sah, dass Maria nur aus der Tür getreten und vor dem Restaurant stehen geblieben war.
»Sie will nur eine rauchen«, stellte ich aufatmend fest.
»Aber sie ist Nichtraucherin.«
Kurz darauf leuchtete Marias Handy in ihrer Hand auf, und prompt klingelte das von Adam. Hastig stellte er es stumm, starrte aber gierig auf den Bildschirm.
»Nicht rangehen.«
»Warum nicht?«
»Durch die Ferne wächst die Liebe. Maria muss dich richtig vermissen, umso mehr sehnt sie sich nach dir. Außerdem bist du immer noch wütend, das spüre ich, und dann sagst du womöglich das Falsche und vergraulst sie wieder.«
»Wie Barry?«
Ich drehte mich weg.
»Wolltest du, dass er versucht, dich zurückzuholen?«, fragte er nach einer Weile.
Ich lächelte traurig. Wir hatten nie ernsthaft über Barry gesprochen. »Er hat es nicht mal versucht. Natürlich wäre ich trotzdem nicht zu ihm zurückgegangen, aber es wäre schön gewesen, wenn er es versucht
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