Die Liebe deines Lebens
hätte. Er hat nie etwas wirklich gewollt. Nicht mal mich. Ich weiß, das klingt jetzt ein bisschen blöd, weil ich ja diejenige war, die ihn verlassen hat.«
»Vielleicht versucht er es ja doch. Die Nachrichten auf der Mailbox. Die Anrufe.«
»Heute Morgen hat er einer gemeinsamen Freundin, bei der wir immer Silvester gefeiert haben, mitgeteilt, dass ich ihre Partys hasse, ihr Essen nicht mag, es unerträglich finde, ihren völlig unmusikalischen Kindern beim Singen zuzuhören, und die ganze Zeit immer nur darauf gewartet habe, dass endlich Mitternacht ist und ich mich verabschieden kann. Sie hat mir deswegen eine total entrüstete SMS geschrieben, und ich bin für die absehbare Zukunft ausgeladen.«
»Okay, dann versucht er wohl nicht, dich zurückzugewinnen.«
»Nein. Er ist nur verbittert. Und momentan ziemlich schräg drauf. Ich glaube nicht, dass er es auf eine Versöhnung abgesehen hat.«
»Du kannst deiner Freundin doch sagen, dass es nicht stimmt.«
Ich sah ihn an.
»Oh. Es stimmt also. Dann pinkelst du womöglich auch in der Dusche?«, neckte er mich.
Ich dankte der Dunkelheit, dass sie mein puterrotes Gesicht verbarg.
»Na ja, es muss ja nicht gleich alles stimmen.«
»Das machst du also auch.« Er kicherte in sich hinein.
»Ein einziges Mal – da hatte ich einen echt fiesen Mückenstich. Barry ist zufällig reingekommen, als ich … na ja, den Rest kannst du dir ja denken.«
»Du hast auf deinen Mückenstich gepinkelt?« Adam fing an zu lachen.
»Sei still!« Ich boxte ihn in den Oberarm. »Und es hat auch nicht funktioniert«, fügte ich hinzu, und wir lachten beide.
Seine Mailbox meldete eine Nachricht.
»Die war aber lang«, stellte ich fest. »Lass mich hören.«
Er stellte das Handy auf laut.
»Adam, ich bin’s.« Marias Stimme klang sanft und freundlich. Es war völlig klar, was sie empfand, eigentlich brauchte ich gar nicht mehr zuzuhören. Aber ich tat es trotzdem. »Ich hab deinen Kuchen bekommen«, fuhr sie lachend fort. »Es ist der hässlichste, eklig-wunderbarste Kuchen, den mir jemals jemand gebacken hat. Ich werde den Tag nie vergessen, als wir uns zum ersten Mal geküsst haben, mit diesen komischen Zucker-Zähnen im Mund«, lachte sie wieder. »Danke. Du bist verrückt.« Sie lachte wieder. »Diesen Teil von dir hab ich so vermisst, aber … jetzt habe ich das Gefühl, du bist wieder da. Es tut mir schrecklich leid, dass ich dich verletzt habe. Ich hab mich so … so verloren gefühlt und mir Sorgen um dich gemacht. Ich wusste nicht mehr, was ich tun soll. Und Sean, na ja, er war für mich da, er hat sich gekümmert … du bist ihm total wichtig, weißt du, bitte hasse ihn nicht. Und noch mal danke. Ich rufe nur an, um danke zu sagen. Und ich würde dich gerne sehen, ruf mich doch mal an, ja?«
Adam grinste von einem Ohr zum anderen.
Aber dann hob er mich auf einmal hoch, wirbelte mich herum, und ich lachte so laut, dass mein Lachen über die dunkle kalte Straße Richtung Maria wehte. Doch wir mussten uns keine Sorgen machen, denn wenn sie uns entdeckte, sah sie nur irgendein Pärchen, das seinen Spaß hatte, sich im Schatten versteckte und sehr wahrscheinlich verliebt war.
16 Wie man das Leben organisiert und vereinfacht
Als wir mit diversen Imbisstüten zu meiner Wohnung zurückkehrten, sahen wir Licht in Amelias Buchhandlung. Und das um zehn Uhr abends.
»Sonderbar«, sagte ich. »Hier, du kannst schon mal vorgehen.« Ich drückte Adam den Schlüssel in die Hand. »Aber bleib weg von Glas und Elektrogeräten. Ich schau mal, ob bei Amelia alles okay ist.«
Er verdrehte die Augen. »Ich komme mit.«
Wir hatten die Tür noch nicht erreicht, da kam uns Amelia schon mit aufgerissenen Augen und gestresstem Gesicht entgegengelaufen, als hätte sie auf uns gewartet. Ich schaute mich um. Auf einem großen Tisch war ein Buffet aus Wein, Käse und Crackern aufgebaut – fünf Flaschen schienen bereits leer zu sein –, sämtliche Bücherregale waren dicht an die Wand geschoben. An ihrer Stelle standen in der Mitte des Raums vier Reihen mit jeweils vier Stühlen, auf denen eine Handvoll Menschen saßen und aufmerksam zu dem davor errichteten Podium blickten, wo eine Frau aus einem Buch vorlas. Sie hatte lange, glänzend graue Locken und trug ein hautenges schwarzes Kleid mit weitem Ausschnitt, der ein straffes und ziemlich sexy Dekolleté preisgab.
Elaine, die auch im Publikum saß, drehte sich um, winkte uns aufgeregt zu und wandte sich dann eilig wieder der
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