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Die Liebe der anderen

Die Liebe der anderen

Titel: Die Liebe der anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederique Deghelt
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nichts gesagt?«
    »Nein, nichts. Es schien dir besser zu gehen, aber du hast dich weiter hinter deiner unendlichen Traurigkeit verschanzt, manchmal auch hinter einer ungewohnten Bitterkeit …Das hat mich am meisten verwundert, als du vorhin zur Tür hereinkamst: Du bist wieder genau so, wie du während deiner Schwangerschaften warst oder kurz nach den Geburten von Lola und Zoé.«
    »Die Amnesie hat alles weggewischt. Im Grunde bin ich an den Beginn meines Erwachsenenlebens zurückgekehrt, nur ohne diesen … Sack voller Erinnerungen.«
    Sie lächelt sanft. »Ich bewerte nichts, Marie, ich stelle nur fest. Da du mir deine Zweifel in Bezug auf Pablo nicht verschwiegen hast, verstehe ich deine Zurückhaltung und deine Neigung, ihm nichts zu sagen, nun besser. Und meine Geschichte scheint deine Zweifel zu bestätigen. Obwohl …«
    »Ja?«
    »Ich glaube, du solltest mit ihm reden. Erst recht, wenn eure Beziehung wieder besser läuft. Er darf nicht der Letzte sein, der davon erfährt.«
    »Meinst du, er hat immer noch keine Ahnung, dass ich ein Kind erwartete und es verloren habe?«
    »Ich weiß es nicht, Marie … Aber ich glaube, wenn er auf dem Laufenden gewesen wäre, hätte er uns angerufen. Kann auch sein, dass ich mich täusche. Aber du solltest mit ihm darüber reden. Du kannst das Schweigen zwischen euch nicht fortsetzen, wie auch immer die Umstände sein mögen.«
    »Ich habe Angst …«
    »Angst davor zu sprechen oder Angst, nichts zu sagen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, das ist jetzt auch egal. Ich denke, der Urlaub in unserem Haus wird uns helfen. Ich möchte sicher sein, dass er mir die sechs Wochen der Lüge nicht übelnimmt.«
    »Aber du selbst sagst doch, dass dein Verhalten eure ganze Beziehung verändert hat. Das kann er nicht außer Acht lassen, Marie. Möglicherweise hast du mit deinem Vergessen eine sehr schwierige Situation gerettet.«
    »Ja, kann schon sein, aber …«
    »Da ist noch etwas, Marie: Du denkst wie eine junge Frau, die in einer jungen Beziehung lebt. Es ist wirklich merkwürdig, wie sehr deine Wahrnehmung eurer Partnerschaft sich verändert hat. Aber er, Pablo, hat alles, was ihr erlebt habt, im Gedächtnis. Er steht nicht am selben Punkt wie du. Er ist länger in eurer Beziehung …« Sie macht eine Pause. »Darf ich mit Anne über deine Geschichte sprechen, oder ist dir lieber, dass es unter uns bleibt?«
    »Sprich ruhig mit ihr. Schließlich kennt sie mich als Patientin anscheinend genauso gut wie du, vielleicht fällt ihr ja auch anderes dazu ein. Dominique, könntest du nicht ein Abendessen zu dritt mit Anne organisieren? Ich möchte, dass ihr mir von den Geburten meiner Töchter erzählt.«
    »Überleg dir das gut, Marie, vielleicht wäre Pablo sehr glücklich, wenn er dir diese Dinge erzählen dürfte. Vielleicht solltest du diese Bitte lieber an ihn richten. Es sind eure Kinder, Marie … Wir können dir unsere Version dann immer noch liefern. Aber eine Geburt ist zunächst die Ankunft eines Kindes auf der Erde, und dieses Wunder ist eine Sache zwischen zwei Menschen, die sich dieses Kind gewünscht, vorgestellt und es gezeugt haben. Dazu gehören zwei … Wir sind nur diejenigen, die diese beiden Menschen und ihr Kind dabei begleitet haben. Du erinnerst dich sicher nicht mehr daran, aber ich bin spanischer Herkunft, und in meiner Muttersprache heißt auf die Welt bringen ›dar luz‹, ›Licht geben‹. Ich glaube, genau das machst du nun mit deinem verschollenen Leben. Also raus aus den Dunkelzonen.«

    An diesem Abend wirkt Pablo niedergeschlagen, fast verzweifelt. Die Kinder schaffen es nicht, ihn aufzumuntern. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Er nimmt nicht an ihren Spielen teil, und er zieht sich in sein Arbeitszimmer zurück. Ich bin ratlos, und weiß nicht recht, was ich tun soll. Gleichzeitig muss ich schmunzeln. Das Komische an derSituation entgeht mir nicht. Die schwarze Wolke über seiner Stirn ist sozusagen der erste Schatten, der über unsere Liebesbeziehung hinwegzieht.
    Beim Abendessen versuche ich die Atmosphäre vergeblich aufzulockern, anschließend flüchte ich mich mit den Kindern in ihr Zimmer. Zoé ist müde. Ich lege sie in ihr Bettchen, und sie schläft ein, ohne das Lied anzuhören, das ich ihr seit ein paar Tagen vorsumme. Youri und Lola kuscheln sich an mich. Sie sind verunsichert. Aus meiner eigenen Kindheit weiß ich, dass es keine Brücke gibt zwischen dem Leben der Erwachsenen und dem, was die Kinder davon wahrnehmen. Zwei

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