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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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es kam. Den Mann, der das französische Parfüm über die mexikanische Grenze geschmuggelt hatte, erwartete sie um Viertel nach eins. Das war keine Sünde – es war wie zu Zeiten der Prohibition.
    Broaca beobachtete, wie Rienmund sich an Stahr heranmachte. Rienmund war auf dem Weg nach oben, das spürte er, aber angekommen war er noch nicht. Er bekam siebenhundertfünfzig die Woche für seine partielle Weisungsbefugnis über Regisseure, Drehbuchautoren und Stars, die viel mehr verdienten. Er trug billige englische Schuhe, die er am Beverly Wilshire kaufte, und Broaca hoffte von Herzen, dass sie drückten, aber bald würde er seine Schuhe bei Peal’s bestellen und sich von dem grünen Tirolerhütchen mit der Feder trennen. Broaca war ihm um Jahre voraus. Er hatte sich im Krieg tapfer geschlagen, sich aber, seit er von Ike Franklin eine Ohrfeige hatte einstecken müssen, nie mehr so recht gefangen.
    Das Zimmer war voller Rauch, und Stahr zog sich in aller Höflichkeit immer weiter hinter den blauen Dunst und seinen großen Schreibtisch zurück, wobei er nur noch Rienmund und Miss Doolan seine Aufmerksamkeit schenkte. Die Sitzung war geschlossen.
    [76] »Jemand angerufen?« Stahr war schon auf dem Sprung zur Kantine.
    »Ja, Mr. Robinson«, gab Miss Doolan zurück. »Eine der Frauen hatte ihm gesagt, wie sie heißt, aber er hat es vergessen. Es war so was wie Smith oder Brown oder Jones.«
    »Als ob man damit etwas anfangen könnte!«
    »Und er weiß noch, dass sie gesagt hat, sie sei gerade erst nach Los Angeles gezogen.«
    »Ich erinnere mich, dass sie einen silbernen Gürtel hatte«, sagte Stahr. »Mit ausgestanzten Sternen.«
    »Ich bemühe mich immer noch, mehr über Pete Zavras in Erfahrung zu bringen. Inzwischen hab ich mit seiner Frau gesprochen.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie haben eine schlimme Zeit hinter sich… haben ihr Haus aufgegeben… sie war krank…«
    »Ist mit den Augen nichts mehr zu machen?«
    »Sie schien gar nicht zu wissen, dass er was mit den Augen hat, geschweige denn, dass er erblinden würde.«
    »Merkwürdig.«
    Auf dem Weg zum Essen dachte er darüber nach, fand die Sache aber genauso irritierend wie heute Vormittag die Sorgen des Schauspielers. Der Gesundheitszustand seiner Mitmenschen kümmerte ihn wenig, der eigene beschäftigte ihn nie. Er trat in die Gasse neben der Kantine zurück, als ein offener Elektrowagen, in dem eng gedrängt junge Frauen in bunten Regencykostümen saßen, vom Aufnahmegelände kam. Die Kleider flatterten im Wind, die jungen geschminkten Gesichter waren ihm neugierig zugewandt, und er lächelte, als der Wagen an ihm vorbeifuhr.

[77] 7
    Elf Männer und ihr Gast Prinz Agge saßen beim Lunch in dem separaten Speisesaal der Studiokantine. Das waren die Geldleute, die Mächtigen, und wenn sie keinen Gast hatten, aßen sie weitgehend stumm, stellten nur hin und wieder eine Frage nach Frau und Kindern, gaben nur hin und wieder einen einzigen, sie stark beschäftigenden Gedanken aus der obersten Schicht ihres Bewusstseins preis. Acht der zehn waren Juden, fünf der zehn im Ausland geboren, darunter ein Grieche und ein Engländer, und sie kannten sich alle schon lange.
    Innerhalb der Gruppe gab es eine Rangordnung, von dem alten Marcus bis hinunter zu dem alten Leanbaum, der das günstigste Aktienpaket erworben hatte und dem man nie mehr als eine Million im Jahr für seine Produktionen zugestand.
    Die Unverwüstlichkeit des alten Marcus war erschreckend. Ein nie erlahmender Instinkt warnte ihn vor Gefahren, vor Zusammenrottungen gegen ihn – er selbst war nie gefährlicher als dann, wenn andere ihn umzingelt glaubten. Sein graues Gesicht war mit der Zeit so unbeweglich geworden, dass selbst diejenigen, die den Reflex seines inneren Augenwinkels zu beobachten pflegten, diesen nicht mehr erkennen konnten – die Natur hatte ihm dort ein [78] kleines Haarbüschel wachsen lassen, das ihn verbarg: Sein Panzer war nun lückenlos.
    Er war der Älteste, Stahr der Jüngste der Gruppe. Derzeit war der Abstand nicht mehr gar so groß, aber als er zum ersten Mal mit diesen Männern zusammengesessen hatte, galt er mit seinen zweiundzwanzig Jahren als Wunderkind. Damals war er noch mehr als jetzt ein Finanzmann unter Finanzleuten gewesen, hatte im Kopf Berechnungen mit einer Geschwindigkeit und Genauigkeit angestellt, die ihnen den Atem verschlug – denn sie waren auf diesem Gebiet ungeachtet der weitverbreiteten Vorstellung von Juden im Finanzwesen keine Genies, ja nicht

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