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Die Liebe des letzten Tycoon

Die Liebe des letzten Tycoon

Titel: Die Liebe des letzten Tycoon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Scott Fitzgerald
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Persönlichkeiten, damit das ganz klar ist, und so sollen sie sich gefälligst den ganzen Film über benehmen. Wenn ich ein Stück von Eugene O’Neill verfilmen will, kaufe ich eins.«
    Rose Meloney, die Stahr nicht aus den Augen gelassen hatte, atmete auf. Hätte er den Film wirklich begraben wollen, hätte er anders geredet. Sie kannte das Spiel länger als alle anderen – bis auf Broaca, mit dem sie vor zwanzig Jahren eine dreitägige Affäre gehabt hatte.
    Stahr wandte sich an Rienmund.
    »Du hättest schon beim Casting begreifen müssen, Rieny, was für einen Film ich haben will. Ich habe mal angefangen, die Textstellen anzustreichen, die Carroll und MacMurray nie sprechen könnten, aber irgendwann ist es mir zu viel geworden. Merk dir das für die Zukunft: Wenn ich eine [70] Limousine in Auftrag gebe, erwarte ich genau diesen Autotyp und keinen noch so rasanten Sportflitzer. Also…« Er sah in die Runde. »Machen wir weiter? Auch wenn ihr jetzt wisst, dass ich diese Art von Filmen im Grunde nicht mag? Wir haben noch zwei Wochen. Carroll und MacMurray setze ich so oder so ein – wenn nicht in diesem Streifen, dann in einem anderen. Bringt es noch was?«
    »Aber ja«, sagte Rienmund. »Unbedingt. Ist mir sehr peinlich, das Ganze. Ich hätte Wylie warnen müssen. Er hatte nämlich ein paar wirklich gute Ideen.«
    »Monroe hat recht«, sagte Broaca schroff. »Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass irgendwas an dem Film nicht stimmt, ich hätte nur nicht sagen können, was.«
    Wylie und Rose sahen ihn verächtlich an und wechselten einen Blick.
    »Traut ihr euch zu, noch mal neu durchzustarten«, fragte Stahr nicht unfreundlich, »oder soll ich es mit frischen Kräften versuchen?«
    »Ich würde gern noch einen Anlauf machen«, sagte Wylie.
    »Und du, Rose?«
    Sie nickte knapp.
    »Was hältst du von dem Mädchen?«, fragte Stahr.
    »Da bin ich begreiflicherweise positiv vorbelastet.«
    »Ganz falsch«, tadelte Stahr. »Zehn Millionen Amerikaner würden den Daumen nach unten halten, wenn diese junge Frau auf der Leinwand erscheint. Der Streifen läuft eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten. Wenn ihr über ein Drittel dieser Zeit eine Frau zeigt, die ihren Mann betrügt, suggeriert ihr dem Zuschauer, dass sie zu einem Drittel Hure ist.«
    [71] »Und ist das viel?«, fragte Rose durchtrieben. Alle lachten.
    »Für mich schon«, sagte Stahr nachdenklich, »mal ganz unabhängig von der Zensur durch das Hayes Office. Wenn ihr die Frau mit einem scharlachroten Buchstaben auf dem Rücken brandmarken wollt, ist dagegen nichts einzuwenden, aber das ist dann eine andere Geschichte. Es handelt sich hier um eine künftige Frau und Mutter. Andererseits… andererseits …«
    Er deutete mit dem Bleistift auf Wylie White.
    »…ist die Frau so sinnlich wie der Oscar hier auf meinem Schreibtisch.«
    »Also wenn die nicht sinnlich ist«, widersprach Wylie. »Sie geht…«
    »Sie ist ein lockeres Mädchen«, sagte Stahr, »aber mehr auch nicht. Im Stück gibt es eine Szene, die besser ist als alles, was ihr zusammengerührt habt, und die habt ihr unter den Tisch fallen lassen. Als sie versucht, die Zeit voranzutreiben, indem sie ihre Uhr verstellt.«
    »Das passte irgendwie nicht rein«, sagte Wylie entschuldigend.
    »Ich habe jede Menge Ideen«, sagte Stahr, »aber dazu brauche ich Miss Doolan.« Er drückte auf einen Knopf. »Und wenn ihr etwas nicht versteht, macht den Mund auf.«
    Miss Doolan kam fast unbemerkt herein. Mit raschen Schritten auf und ab gehend, legte Stahr los. Zunächst wolle er ihnen klarmachen, sagte er, was für ein Typ das sei, was für ein Typ ihm vorschwebe: eine perfekte junge Frau mit ein paar kleinen Fehlern, genau wie im Stück, aber perfekt nicht deshalb, weil das Publikum sie so wünsche, [72] sondern weil er, Stahr, diesen Frauentyp in dieser Art von Film haben wolle. So weit klar? Eine Frau, die für Gesundheit, Temperament, Ehrgeiz und Liebe stand, keine Charakterrolle. Im Theaterstück war sie in eine schwierige Situation geraten. Ein Geheimnis war in ihren Besitz gelangt, das Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen hatte. In dieser Lage konnte sie richtig oder falsch handeln. Zunächst war nicht klar, welcher Schritt der richtige und welcher der falsche war, aber sobald das feststand, ging sie schnurstracks auf ihr Ziel zu. So eine Story war das – anspruchslos, proper, blitzblank.
    »Das Wort Arbeitskampf hat sie noch nie gehört«, sagte er seufzend. »Sie könnte 1929 gelebt haben.

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