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Die Liebe des Wanderchirurgen

Die Liebe des Wanderchirurgen

Titel: Die Liebe des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Ich werde in dem Moment, wo ihre letzte Planke im Meer versinkt, einen Salut schießen lassen. Sie hat es verdient, und die tapferen Männer, die ihr Leben auf ihr ließen, auch.«
    »Recht so, Sir.« Vitus musste an Isabella denken, die ebenfalls ihr Leben auf der
Camborne
gelassen hatte, um das Leben eines anderen zu retten – seines.
    »Mister Summer!«
    »Sir?« Der Erste eilte herbei.
    »Wir wollen die
Camborne
würdig verabschieden, wenn sie auf ihre letzte Reise in die Tiefe geht. Die Stückmeister sollen Backbord und Steuerbord je eine Breitseite abschießen. Geschützpforten öffnen, Kanonen ausrennen, laden, richten und so weiter. Feuerbefehl erfolgt extra. Ich erwarte schnellstmöglichen Vollzug.«
    »Aye, aye, Sir!« Summer wollte gehen, aber Taggart fiel noch etwas ein. »Meine Empfehlung an den Admiral de Acuña und an den Magister der Jurisprudenz Ramiro García, ich bäte beide Herren zu mir.«
    »Aye, aye, Sir!« Summer verschwand, und Vitus nutzte die Gelegenheit, um Taggart zu fragen: »Sir, Ihr sagtet, ganz England spräche davon, dass die
Camborne
hinter den Spaniern her sei, aber wieso wusste ganz England das?«
    Taggart grinste schief. »Ihr habt wohl vergessen, dass Ihr in Kirkcaldy haltgemacht habt, um Wasser und Proviant an Bord zu nehmen? Außerdem ist es Lord Howard natürlich nicht entgangen, dass eines seiner Schiffe nicht befehlsgemäß umgekehrt, sondern weitergefahren ist. Was er davon hält, wird er Euch sicher irgendwann selbst sagen. Ich jedenfalls habe mir gedacht, dass vor Poseidons Wut alle Schiffe gleich sind und auch die
Camborne
von den Stürmen über Schottland arg mitgenommen sein würde. Also habe ich mich mit meiner
Falcon
auf die Socken gemacht, um Euch abzufangen, für den Fall, dass meine Hilfe vonnöten sein sollte. Und wie sich herausgestellt hat, war sie das in der Tat.«
    »Ganz recht, Sir.«
    »Aber auch ich habe eine Frage: Warum seid Ihr eigentlich den Spaniern so wild entschlossen hinterhergejagt?«
    Vitus zögerte, entschied sich dann aber, die Wahrheit zu sagen. Er erzählte von dem Streit mit dem Magister, der Suche nach ihm, dem Gefecht mit der
Santa Maria de Visón,
der Verletzung des kleinen Gelehrten und dem glücklichen Ausgang am Streedagh-Strand.
    Taggart schnaufte zufrieden. »Gut, dass Gott Euch wieder zusammengeführt hat. Der Magister ist ein prächtiger Mensch.«
    »Das höre ich gern«, sagte der Magister, der in diesem Augenblick auf das Kommandantendeck kletterte. »Wie komme ich zu dem Kompliment?«
    »Nichts, nichts«, knirschte Taggart, der froh war, dass Don Pedro im Kielwasser des kleinen Gelehrten folgte. »Willkommen hier oben, Sir. Ich hoffe, Ihr hattet eine ruhige Nacht?«
    »Danke, Capitán.« Don Pedro blickte sich um. »Sie war, dank Eurer freundlichen Einladung, nur kurz, aber ich konnte endlich einmal wieder durchschlafen.«
    »Das kenne ich … He, Mister Summer, bald ist Weihnachten, und ich warte noch immer auf Vollzug!«
    Summer hastete mit gerötetem Gesicht herbei. »Feuerbereitschaft hergestellt, Sir.«
    »Mein Gott, hat das gedauert. In der Zeit wachsen ganze Jungfrauen heran!« Taggart wandte sich an Don Pedro: »Ihr müsst einen schlechten Eindruck von der Schnelligkeit englischer Geschützmannschaften bekommen haben, Sir.«
    »Das Gegenteil ist der Fall.« Don Pedro blickte auf Summer, der in strammer Haltung dastand. »Wenn unsere spanischen Kanoniere so schnell wären wie die Euren, wäre manches Gefecht zwischen uns wohl anders ausgegangen.«
    »Mag sein, mag sein. Wenn ich es richtig sehe, fehlt es auf Euren Schiffen an vierrädrigen Lafetten, auf denen die Kanonen besser bewegt werden können?«
    Bevor Don Pedro antworten konnte, erscholl ein Ruf vom Hauptdeck: »Sie sackt gleich weg!«
    Sofort richteten sich alle Augen auf die
Camborne,
die sich in der Tat anschickte, ihre Reise auf den Grund des Meeres anzutreten.
    Taggart ließ bis auf die Geschützbedienungen alle Mann an Deck pfeifen und in gerader Ausrichtung Aufstellung nehmen. Dann straffte er sich und sagte zu Don Pedro: »Es muss jeden Moment so weit sein. Ihr als letzter Captain dieser stolzen Galeone sollt das Privileg haben, ihr einen eisernen Abschiedsgruß hinterherzuschicken. Gebt unseren englischen Befehl
›Port side: fire!‹,
und die Culverines werden losdonnern.«
    »Ich … ich danke Euch.« Don Pedros Stimme klang belegt. »Das ist wirklich eine große Ehre für mich. Sollte ich jemals die Heimat wiedersehen, wird mir das niemand

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