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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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andere an der Latzhose ab und reichte sie mir mit den Worten: » Freut mich, dass du bei uns mitmachst. Ich kümmere mich ein bisschen um die Tiere und den Garten und wohne auch auf dem Gelände. Mein Wagen steht dort drüben. «
    Sie zeigte in Richtung des größeren der beiden Treibhäuser. Ich folgte ihrer Hand, und in der Ferne konnte ich so etwas wie eine Bretterwand durch das Glas schimmern sehen.
    Lena lachte. » Ja, den meine ich. Ich mag keine feststehenden Häuser, sie machen mir Angst. Aber im Wagen lasse ich es mir gut gehen, der pure Luxus, alles Handarbeit, schau es dir gelegentlich an. «
    Â» Mache ich auf jeden Fall! «
    Lena war mir mit ihren unter einer dicken Wollmütze hervorquellenden Locken und der geflickten Latzhose über einem karierten Holzfällerhemd vom ersten Moment an sympathisch. Ich bin also optisch nicht der einzige Freak hier, dachte ich. Mit dieser Arbeitsstelle schien ich tatsächlich am richtigen Ort gelandet zu sein.
    Â» Von wegen, sie kümmert sich ein bisschen um Tiere und Garten « , sagte Carmen. » Glaub ihr kein Wort. Lena ist eine der Säulen unseres Betriebs: Tiergestützte Therapie, Motopädagogik, Beschäftigungstherapie, Tier- und Landschaftspflege, das geht alles auf ihr Konto. «
    Â» Nur weil du in deinem Hochglanzprospekt mit schicken Vokabeln angeben wolltest und ich leidlich mit Viechern und Blumen umgehen kann, musst du mich vor der Kollegin nicht als arbeitssüchtig darstellen « , versuchte Lena abzuschwächen.
    Carmen aber setzte ihre Lobeshymne fort: » Sie kann hexen, alles, was sie anfasst, fängt bald darauf an zu wuchern oder zu blühen. Es würde mich nicht wundern, wenn sie heimlich sogar die Wachstumsrichtung der Pflanzen beeinflusst, so perfekt stehen sie immer da. «
    Lena zeigte Carmen einen Vogel, was Carmen noch mehr anspornte: » Und als Therapeutin ist sie ein Genie. Du hättest dabei sein sollen, wie sie Ada zum Reden brachte. Dieser zu Fels erstarrte Koloss, der sich plötzlich in ein kleines Mädchen verwandelte, das sein Gesicht in der Mähne eines Ponys vergrub und von seinen Ängsten zu erzählen begann … Ich bekomme noch heute eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. «
    Carmen schloss mit der dann ziemlich nüchtern vorgebrachten Äußerung, was für ein Glück sie gehabt hätten, dass Lena sich beim Drogenhandel habe erwischen lassen. Ohne die folgende Haftstrafe hätte sie mit ihren Qualifikationen ganz andere Möglichkeiten gehabt.
    Mir fiel die Kinnlade runter. Wie konnte Carmen so ungeniert vor einer neuen Mitarbeiterin von Lenas Gefängnisaufenthalt sprechen? Aber die beiden Frauen lachten darüber wie über einen gelungenen Witz.
    Â» Ihr verarscht mich doch, oder? «
    Â» Nun tu mal nicht so unbedarft « , sagte Carmen schnippisch. » Für eine, die vor nicht allzu langer Zeit selbst wegen Drogenkonsums aus einer Hamburger Fachschule geflogen ist, klingt das etwas befremdlich. «
    Â» Ich wollte doch gar nichts sagen … Ich meine … Woher weißt du das überhaupt? «
    Carmen wurde sofort milder, als sie meine Bestürzung sah.
    Â» Selbstverständlich habe ich mich bei Direktor Scherer erkundigt, warum es nötig war, dich mitten im laufenden Schuljahr aufzunehmen. Glaubst du, ich kaufe die Katze im Sack? « Dann wandte sie sich Lena zu: » Sie hat auf dem Schulhof gekifft. «
    Lena kicherte: » So was Bescheuertes! «
    Ich wollte protestieren, ließ es aber bleiben, als ich in Carmens Gesicht schaute.
    Â» Jetzt guck nicht so, du hast deine zweite Chance ja genutzt. Aber eins sag ich dir, auf dem Mühlengelände wird nicht gekifft, ist das klar? «
    Ich nickte, unfähig, ein Wort zu sagen.
    Â» Willkommen im Club! « , feixte Lena und schlug mir so fest auf den Rücken, dass ich beinahe das noch immer seelenruhig auf weitere Anweisungen wartende Pony rempelte.
    Â» Dann hätten wir das auch geklärt « , sagte Carmen aufgeräumt. » Und nun zeigt uns Lena vielleicht ihr Reich? «
    Wir überquerten die Reitbahn und die daran angrenzende Wiese, das Pony ging einfach mit. Ich brauchte eine Weile, bis ich meine Sprache wiedergefunden hatte, nicht weil Carmen mich mit ihrer unverblümten Art schockiert hätte, im Gegenteil: Ich war hingerissen! Von Carmen, von Lena, von der Art, wie sie miteinander und mit mir umgingen, von der Aussicht auf

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