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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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fiel. Seine Augen waren auf mich gerichtet, glitten aber sofort weg, als unsere Blicke sich trafen. Ich fragte mich, wie lange er schon so dagestanden hatte und ob ich vielleicht etwas Bescheuertes gemacht oder womöglich vor mich hingemurmelt hatte. Drückte der Zug um seinen Mund nicht einen Hauch Verachtung aus?
    Â» Guten Morgen, Konrad « , sagte ich knapp, um ihn meine Unsicherheit nicht spüren zu lassen.
    Er nickte vage, löste sich vom Türrahmen und setzte sich langsam in Bewegung. Scheinbar ohne sich auch nur im Geringsten mit mir beschäftigen zu wollen, schlenderte er zur Küchendurchreiche, lehnte sich mit beiden Ellenbogen auf die Holzplatte und steckte seinen Kopf durch die Öffnung.
    Â» Grüß dich, Helga! Alles klar bei dir? « , rief er mit einer Ungezwungenheit, die ich ihm nicht zugetraut hätte.
    Ich hörte, wie die Köchin den Gruß gut gelaunt erwiderte, sah, wie er ihr durch die Öffnung zuwinkte und sich dann wieder zu voller Größe aufrichtete. Danach ging er noch immer mit der gleichen provozierenden Langsamkeit zum Servierwagen, fischte sich ein Brötchen aus dem Korb und wandte sich nun an mich.
    Â» Sieh mal einer an, die neue Mitarbeiterin so früh am Tag schon so emsig bei der Arbeit. Aber was tut sie da genau? Meditiert sie? Denkt sie über die Ungerechtigkeit der Welt nach? Löst sie ein Rätsel der Menschheit? «
    Sein herablassender Ton klang definitiv nach Beleidigung.
    Â» Ich habe fünf Minuten Pause gemacht, weil in der Küche alles erledigt war. « Dass ich mich ihm gegenüber verteidigte, ärgerte mich fast mehr als sein hochnäsiges Gerede.
    Â» Ah, sie ruht sich nur von ihrem schweren körperlichen Einsatz aus. Sind die Eier denn hart oder weich? «
    Arroganter Arsch, dachte ich und beobachtete, wie er seine Finger in das Brötchen grub, es in der Mitte aufriss und eine Kugel aus weichem weißem Teig formte.
    Â» Ich habe die Eier weder probiert noch gekocht « , gab ich nicht eben freundlich zurück und rauschte an ihm vorbei, um ihm nicht auch noch die Inszenierung eines lässigen Abgangs zu gönnen. Ich wusste selbst nicht, warum er mich so schnell auf die Palme brachte. Aber nachdem ich gehofft hatte, in ihm einen Verbündeten zu finden, so etwas wie einen Türöffner zu den anderen, zu Erziehern und Bewohnern gleichermaßen, war mir die Art, wie er an diesem Morgen mit mir sprach, schwer erträglich. Er hatte Carmen doch zugeredet, mich einzustellen, war von meiner Eignung für den Job überzeugt gewesen, hatte sich für mich interessiert, ein ganzes Vorstellungsgespräch in Szene gesetzt. Und jetzt sprach er mit mir, als wäre ich eine ihm untergebene Reinigungskraft.
    In der Tür stieß ich heftig mit Mischa zusammen, der aufschrie und einen Satz nach hinten tat.
    Â» Was willst du von mir? … Was denn? « , stotterte Mischa und hielt die Arme vor sich, als rechnete er mit weiteren Angriffen meinerseits.
    Â» Pardon, ich habe dich nicht gesehen, das ist alles. «
    Â» Kannst du nicht aufpassen? Du hast mir wehgetan! Warum machst du das? Warum? « Mischas Stimme kippte, er atmete schnell und rasselnd, starrte den Boden an, wobei er heftig den Kopf schüttelte.
    Â» Ich habe dich nicht mit Absicht angerempelt. «
    Noch immer schüttelte er in diesem irren Tempo seinen Kopf, wie ein Roboter mit Funktionsstörung, zischte unverständliche Worte vor sich hin, war leichenblass. Ich hatte Sorge, er könnte einfach umfallen oder auf mich losgehen, sobald er in die Gegenwart zurückkehrte. Beides schien im Bereich des Möglichen zu liegen, und ich wusste weder, welche Variante schlimmer wäre, noch, was ich jetzt tun sollte.
    Â» Hey, Alter! Ganz ruhig, beruhige dich. Sie hat sich entschuldigt, alles halb so wild, komm wieder runter. So ist es gut. «
    Ich wusste nicht, wie er das machte, es grenzte an Zauberei. Konrad gab seiner Stimme einen dunklen, samtenen Ton, der, obwohl sehr leise, vor allem zu Mischa durchdrang. Dessen Anspannung ließ augenblicklich nach. Seine Schultern und Arme lockerten sich, er rieb sich verlegen die Ellenbogen, bekam sogar wieder Farbe im Gesicht. Dann schaute er mich verlegen lächelnd an.
    Â» Hab mich bloß erschrocken. Das passiert mir öfter. Tut mir leid, Katia. «
    Â» Mir tut es leid, Mischa, ich wollte dir keine Angst einjagen. «
    Â» Hab ’ne Macke, was das angeht, musst

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