Die Liebe in Grenzen
all das, was in den nächsten Monaten auf mich wartete, und sogar von dem lustigen dicken Schecken, der so unbeirrt neben seiner Chefin trottete.
» Der Kollege hier heiÃt übrigens Bobby, meine beste Fachkraft « , erklärte Lena. » Mit ihm habe ich noch jeden aufs Pferd bekommen. Die anderen tierischen Mitarbeiter sind dort drüben, ich werde euch mal bekannt machen. «
Sie führte uns zu einer Gruppe von Pferden und Ponys, die sich alle als äuÃerst zugänglich erwiesen. Eine schlanke Fuchsstute rieb den Kopf an meinem Arm, ich kraulte ihr die Mähne, rupfte eine Handvoll frisches Gras, gab es dem Tier, dessen weiche Nüstern in meiner Handfläche kitzelten.
» Du hast nicht das erste Mal mit Pferden zu tun, oder? « , fragte Lena.
» Meine Mutter war eine begeisterte Reiterin. « Damit hatte ich ihre Frage nicht beantwortet. Aber kaum hatte ich es ausgesprochen, hätte ich die ÃuÃerung gern wieder zurückgenommen. Auf keinen Fall wollte ich etwas Persönliches von ihr erzählen, von dieser Frau, die hauptsächlich als Fehlstelle existierte, wenn denn eine Fehlstelle überhaupt existieren konnte. Ich fing einen Seitenblick von Carmen auf, vermied aber, ihn zu deuten.
» Du selbst reitest nicht? « , fragte Lena.
» Seit meinem zehnten Lebensjahr habe ich auf keinem Pferd mehr gesessen. «
Zu meiner Erleichterung lieÃen sowohl Lena als auch Carmen das Thema fallen.
Lena führte Bobby zu den anderen Ponys auf die Weide und brachte uns nun zu den Treibhäusern, zwei lang gestreckten Glasbauten. Im Kalthaus wurden Gemüse, Salat und Schnittblumen angebaut, das Warmhaus erschien mir wie der direkte Ableger des Garten Eden, und das sagte ich Lena auch. Sie erwiderte: » Ach was, das ist ein ganz normales, ziemlich unordentliches Gewächshaus. «
Von den dicht mit Töpfen unterschiedlichster GröÃe vollgestellten Brettern und übereinandergestapelten Holzkisten wucherte es in allen Grünschattierungen wie in einem tropischen Wald. Dazwischen waren Regale montiert, auf denen Hunderte von kleinen Töpfen nach Farbe der Blüten sortiert standen, kleine Inseln in Gelb, Blau, Pink, Lila oder Feuerrot.
» Demnächst pflanzen wir alles aus « , erklärte Lena. » Die ganze Belegschaft rutscht dann einen Nachmittag auf den Knien herum und legt die Sommerbeete an. Falls du mitmachen willst ⦠«
» Na klar. «
Hinter einem gewaltigen Ficus, der fast den gesamten Durchgang versperrte, bewegte sich etwas.
Lena rief: » Helmut, bist du schon da? «
Der Ficus raschelte, dann schob sich Helmut Jaspersen durch das Grün, die Hände voller Erde, die Wangen gerötet, äuÃerst zufrieden.
» Ich habe schon angefangen « , sagte er.
» Lass mal sehen! «
Lena verschwand hinter ihm durch das Gesträuch.
Carmen wartete, bis beide sich weit genug entfernt hatten. Danach erzählte sie mir mit gesenkter Stimme, dass Helmut sich als Bewohner der ersten Stunde ein ständiges Bleiberecht in der Mühle erworben hätte. » Eigentlich ist es nicht vorgesehen, dass jemand so lange hier wohnt, aber alle Versuche, Helmut in ein selbstbestimmtes Leben zu entlassen, sind bislang komplett gescheitert. Immer wieder rastete er aus. Laut unseren Statuten hätten wir ihn nicht wieder aufnehmen dürfen, und Martin musste hart mit seinem Bruder darum kämpfen. Aber Helmut hält es nirgendwo anders aus. Vielleicht müssen wir uns einfach damit abfinden. «
Sie sah die Besorgnis in meinem Gesicht und fügte hinzu: » Achte einfach darauf, dass er sich nicht aufregt, dann ist er der netteste Mensch der Welt. «
» Aber wie soll ich das tun, wenn ich nichts über seine Reaktionsweisen wei� « , fragte ich nach.
Carmen seufzte. » Da ist natürlich etwas dran. «
Ich erwartete weitere Informationen über Helmut, aber sie sagte nur: » Komm mit, ich zeige dir was. «
Wir schoben uns ebenfalls am Kübel mit dem Ficus vorbei, und ich sah Helmut und Lena Seite an Seite über eine Schale mit winzigen Pflänzchen gebeugt. Er brachte die zarten Keimlinge mithilfe eines Holzstäbchens so behutsam in die Erde, dass es unmöglich war sich vorzustellen, dass dieser Mann durchdrehen konnte.
Carmen sah mich bedeutungsvoll an: » Verstehst du jetzt, was ich meine? «
Es war rührend, Helmut dabei zu beobachten, wie er die Setzlinge behandelte. Aber
Weitere Kostenlose Bücher