Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
Vom Netzwerk:
so aufgeregt, dass wiederholtes Nachfragen nötig war, bis deutlich wurde, wovon Mischa redete: Er wollte sein Zimmer streichen.
    Â» Warum muss ich damit einverstanden sein, Mischa? «
    Â» Grün, ich möchte es grün haben, und Konrad sagt, das ist deine Farbe, und ich muss dich deshalb fragen, nicht dass du was Falsches denkst. «
    Einen solchen Wortschwall hatte ich selten aus Mischas Mund gehört. Ich war bereit, seine Begeisterung zu teilen, auch wenn ich meine Zweifel hatte, ob die Initiative ursprünglich von ihm stammte.
    Â» Eine Farbe gehört niemandem, du kannst dein Zimmer streichen, wie du willst. «
    Â» Das heißt, du bist einverstanden? «
    Â» Natürlich habe ich nichts dagegen, aber darum geht’s nicht. Carmen und Martin müssen einverstanden sein. Du brauchst dazu sicher Geld und Unterstützung. «
    Â» Konrad meint, du würdest mir bestimmt helfen. «
    Das Anliegen war für einen Menschen, der so große Angst vor jedweder Veränderung hatte, eine Sensation, und Carmen zeigte sich entsprechend begeistert von dem Einfall. Sie forderte uns auf, noch am selben Tag mit der Arbeit zu beginnen, wobei es für sie keine Frage war, dass die Aktion unter meiner Regie stattfinden würde. Sie drückte mir einen Autoschlüssel in die Hand, zog ein paar Scheine aus der Handkasse in ihrer Schreibtischschublade, überreichte sie mir und sagte: » Ihr müsst ja nicht alles ausgeben. Mischa, willst du mit zum Baumarkt? «
    Mischa schüttelte heftig den Kopf.
    Carmen seufzte. » Katia, bekommst du das hin? Für einen professionellen Malermeister reichen die Finanzen nämlich nicht. «
    Â» Konrad! Konrad bekommt das hin. Er kann malen « , wandte Mischa ein.
    Â» Es wäre nicht die erste Wand, die ich in meinem Leben streiche « , entgegnete ich. » Aber bitte, wenn Konrad auch möchte. «
    Konrad stieg grinsend zu mir auf den Beifahrersitz, machte im Baumarkt einen gewaltigen Aufriss, bis er endlich die Farben gefunden hatte, die er zu » Mischas Traumgrün « zusammenrühren wollte. Ich musste lachen, wie er die einzelnen Farbeimer neben meinen Kopf hielt und zum Verkäufer gewandt blödelte: » Sehen Sie dieses schöne grüne Fräulein hier, wir streichen ihr Aquarium, da darf man sich keine Fehler erlauben, sonst wächst ihr wieder der Fischschwanz, und ich muss sehen, wie ich damit fertigwerde. «
    Bei unserer Rückkehr in der Goldbachmühle wurden wir von einem Mischa empfangen, der Angst vor seiner eigenen Courage bekommen hatte.
    Â» Carmen sagt, ich muss alles rausräumen, meine ganzen Sachen, sie müssen auf den Flur, wo jeder drankann! «
    Â» Das wird nicht nötig sein « , beruhigte ihn Konrad. » Wir machen einen großen Haufen in der Mitte deines Zimmers und legen eine Plane drüber, die wir extra dafür gekauft haben. Schau … « Er zog die entsprechende Packung aus dem Karton mit den Einkäufen, schüttelte die riesige Folie vor Mischa auseinander, bis sie die Hälfte des Flurs abdeckte. » Und davon haben wir mindestens zwanzig, mein Freund, damit decken wir notfalls noch die Ställe ab. Deine Sachen bleiben jedenfalls in deinem Raum. «
    Mischa strahlte, und alles war gut.
    Es war erstaunlich, wie viel Kraft Konrad beim Räumen der Schränke und Regale zeigte, zumal er sich sonst den ganzen Tag eher mit Zeichnen, Lesen und Spaziergängen beschäftigte. Noch beeindruckender aber war es, wie es ihm gelang, Mischa bei Laune zu halten, ihn mit einzubeziehen, ihm Aufgaben zuzuweisen, die er bewältigen konnte, und die ganze Situation so ruhig zu gestalten, dass es fast schon unheimlich war.
    Â» Wir wollen doch nicht den Panikriesen wecken, oder, Mischa? «
    Â» Nein « , kicherte er und sah dabei aus wie ein ganz gewöhnlicher Junge, der mit Freunden sein Zimmer strich.
    Gegen neun Uhr abends waren wir bei der letzten Wand angekommen, als Konrad plötzlich zu einem Kantenpinsel griff, ihn in den Farbeimer tauchte und begann, ein Portrait auf der Wand zu skizzieren. Mit weit ausholenden Bewegungen setzte er Strich um Strich, wurde dabei immer schneller, hektischer, keuchte vor Anstrengung, bis er ruckartig innehielt und von seinem Werk zurücktrat.
    Â» Da! « , sagte er zufrieden.
    Zu sehen war mein Gesicht in einer Größe von mindestens zwei mal drei Metern, mit groben grünen Pinselzügen an die Wand geworfen.

Weitere Kostenlose Bücher