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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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steckte.
    Wo ist er jetzt? Noch in Granville oder bereits weitergezogen auf unserer Route? Sitzt er in einem Café am Hafen und schaut auf die friedlich im Wasser schaukelnden Fischerboote? Es gibt in diesen kleinen Küstenstädten überall ein kleines Café, von dem aus man einen guten Blick auf das Hafenbecken hat, auf die frühzeitig vom Pastis gealterten Franzosen in den Bars. Ich könnte jetzt dort sein. Bei ihm.
    Konrad liebt Schiffe. Wenn er von ihnen sprach, leuchtete er von innen heraus, sodass man ihn für einen glücklichen Menschen halten konnte. Als kleiner Junge segelte er mit seinen Eltern oft an der normannischen und bretonischen Küste, fuhr frühmorgens mit den Fischern raus aufs Meer, ein- oder zweimal auch noch als Jugendlicher, wenn sein Vater in einem Anfall von Gutwilligkeit davon absah, den Sohn in Sicherungseinrichtungen zu stecken. Leider wurde Konrad stets vorzeitig in die Obhut der Psychiater zurückgebracht, weil irgendeine familiäre Katastrophe, meistens ein depressiver Schub der Mutter, dessen Auslöser er angeblich war, die Fortdauer des Urlaubs unmöglich gemacht hatte. Mit Konrads Übersiedlung in die Goldbachmühle hatte Professor Albrecht weitere Ferien als » den Therapieerfolg gefährdend « unterbunden. Konrad war das mehr als recht gewesen, dennoch hatte er das Meer, den Wind, die Schiffe und den Geruch des Hafens vermisst.
    Jetzt aber kann er wieder dort sein, ein für alle Mal der Willkür seines Vaters entzogen. Immerhin dabei habe ich ihm helfen können, seine Flucht ist gelungen. Die Beweise dafür habe ich in den letzten Tagen erhalten.
    Carmen sagte noch am Telefon, ich müsse mir über meine Zukunft klar werden. Ich will mir aber über nichts klar werden, ich will ihn zurück.
    Will ich nicht.
    Der Konrad, den ich will, existiert nicht, das muss ich endlich einsehen.
    Warum schreibt er nicht: » Komm zu mir, wir fangen noch einmal an! « , wenn er weiter etwas von mir will?
    Es liegen gerade mal zwölf Stunden Zugfahrt zwischen uns, ich würde ihn schon finden, weil ich wüsste, wo ich nach ihm zu suchen hätte. Und selbst wenn ich nichts wieder rückgängig, nichts wiedergutmachen könnte, würde ich doch wenigstens etwas tun, statt auf seine Zeichen zu warten.
    Jetzt, in diesem Moment, könnte ich mit ihm in dieser kleinen nordfranzösischen Hafenstadt sitzen, einen petit café vor ihm, einen Calvados vor mir, zwei croque monsieur auf einem Teller zwischen uns. Meine Hand würde unter seiner liegen, während er mich seinem neuen Freund Jean-Pierre oder Jacques oder Yves vorstellt: » Hier ist sie, die Frau, auf deren Ankunft ich all die Tage gewartet habe! «
    Die vorbeigehenden Passanten sähen ein normales Paar, das einen gemeinsamen Abend in einem Café verbringt.
    So hätte es aussehen können.
    So wird es nie aussehen.
    Â» Ein Leben auf dem Pulverfass, ist es das, was du willst? « , hatte er mich in einem seiner düsteren Momente gefragt.
    Â» Notfalls auch das « , hatte ich geantwortet – und schreckte im selben Moment vor meiner Antwort zurück.
    Immerhin hatten wir fast drei Sommerwochen miteinander, die denen eines gewöhnlichen Paars ziemlich ähnlich waren.

9 – Liebe ohne Grenzen
    W ieso landet einer wie du eigentlich schon als Kind in der Klapse? « Helmut wandte sich eines Nachmittags mit dieser Frage völlig unvermittelt an Konrad. » Ich meine, wenn ich mir uns Totalschäden so ansehe, okay, aber du? Allein dein familiärer Hintergrund … «
    Der gesamte Tisch verstummte. Selbst die Bedienung, die gerade eine Espressotasse vor Beate und ein Spagetti-Eis mit extra Sahne vor Ada abgestellt hatte, stoppte mitten in ihrer Bewegung. Konrad zuckte herablassend mit den Schultern, gab einen Löffel Kandis in seinen Darjeeling, rührte bedächtig in der Tasse herum, sah kurz zu mir, dann wieder zu Helmut. Schließlich sagte er: » Seit wann schützt ein familiärer Hintergrund vor irgendwas? «
    Â» Auch wahr « , erwiderte Helmut und widmete sich seinem Bananensplit.
    Aber Konrad war noch nicht fertig.
    Â» Wisst ihr, was ich mich dagegen öfter frage? «
    Verhaltenes Kopfschütteln. Jedem am Tisch war bewusst, dass Konrad zu einem Gegenschlag ausholen würde, gegen wen oder was auch immer.
    Â» Wieso ist eine wie Katia bis heute noch nie in der Klapse gewesen? «
    Die Stille bekam eine

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