Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
Vom Netzwerk:
Spannung, wie sie nur er mit einem einzigen Satz, manchmal mit einer Geste oder seiner bloßen Anwesenheit herstellen konnte. Bis dahin hatten wir einen heiteren Nachmittag verbracht. Nach einer Woche, in der es pausenlos geregnet hatte, waren wir froh über den ersten warmen Sommertag gewesen. Da es der dritte Dienstag im Monat war und » Stadtgang « auf dem Plan stand, entschieden wir, die Alsfelder Eisdiele » San Remo « aufzusuchen. Zur allgemeinen Überraschung war Konrad im Aufenthaltsraum erschienen, kaum dass der Beschluss gefasst war, und hatte erklärt, er würde uns begleiten, vorausgesetzt, er dürfe die Praktikantin auf einen Tropicana-Becher einladen. Das Wort » Praktikantin « sprach er mit einer Betonung aus, die zum Widerspruch reizte, aber ich wollte ihm nicht den Gefallen tun, vor den anderen auf seine Provokation einzugehen.
    Â» Praktikantinnen gibt es bei uns nicht exklusiv, Monsieur « , sagte ich. » Tropicana-Spende für alle oder für keinen, wir sind hier eine eingeschworene Clique, musst du wissen. «
    Manfred kicherte: » Jetzt bist du fällig, Alter! «
    Die anderen applaudierten, Konrad deutete eine Verneigung an: » Wohl gesprochen, Madame, dann soll es so sein, ihr seid meine Gäste. Wenn ihr mir also bitte folgen wollt. «
    Und schon war er der Führer der Gruppe, und wie alle anderen ließ auch ich mich von seinem lockend winkenden Zeigefinger leiten, heftete mich an seine federnden Schritte. Von der Mühle aus ging es zur Bushaltestelle, und der Fahrer sah promt in ihm den Hauptverantwortlichen, an den er die verlangte Gruppenkarte aushändigte, obwohl ich den Geldschein dafür hingelegt hatte.
    Im Bus war die Stimmung bestens gewesen, Konrad hatte gut gelaunt mit Mischa geplaudert und selbst für Suse ein paar freundliche Worte übrig gehabt. Ich genoss es, einmal mit allen in entspannter Atmosphäre unterwegs zu sein, ohne Carmens ordnende Strenge oder Martins ausgleichende Milde.
    Nach diesem geglückten Start saßen wir dann in der Alsfelder Fußgängerzone vor unseren Eisbechern und Getränken, und nun starrten mich ein halbes Dutzend Augenpaare an. Alle warteten gespannt, wie ich wohl auf Konrads Frage reagieren würde. Blitzartig flogen einige Antwortmöglichkeiten durch meinen Kopf, die ihn aber über die Tatsache in Kenntnis setzen würden, dass ich seine furiose Akte wenigstens in Teilen kannte: Weil sich im Vergleich zu deinem Zerstörerkonto die Liste der von mir zu Bruch gebrachten Dinge lächerlich ausnimmt. Weil mich, im Gegensatz zu dir, die Menschen immer nur für schräg, aber nicht für gefährlich gehalten haben. Weil mein Vater mich noch nie hat loswerden wollen. Weil keines der Kinder in meiner Grundschule von mir gequält worden ist. Weil du …
    Plötzlich hatte ich eine solche Lust, gemein zu ihm zu sein, dass mir beinahe übel wurde.
    Helmut räusperte sich, schnipste dann mit den Fingern vor meinem Gesicht: » Hey, ist ja auch egal, warum wer in der Geschlossenen war und wer nicht. War eh blöd von mir, so was anzusprechen, ’tschuldigung. Kann ich noch eine Fanta haben? «
    Die Bedienung besann sich auf ihre Aufgabe, trat einen Schritt zurück, notierte die Bestellung und entfernte sich Richtung Tresen. Es war deutlich zu spüren, dass die anderen, trotz Helmuts Versuch, von Konrads Angriff abzulenken, noch immer darauf warteten, was ich erwidern würde. Auch Konrad wollte eine Reaktion, das wusste ich, noch bevor er sich zu mir herüberbeugte und zu laut sprach, als dass es mir allein hätte gelten können: » Na, Katia, was meinst du? Was hat dich davor bewahrt, eine von uns zu sein? «
    Nein, mein Lieber, dachte ich, das machst du doch jetzt nur, damit ich dich vor allen angreife, mir ein Wortgefecht mit dir liefere, bei dem ich selbstverständlich den Kürzeren ziehen werde. Aber ich streite mich heute nicht in aller Öffentlichkeit mit dir, von mir bekommst du keine Bühne.
    Ohne von meinem Eisbecher aufzusehen, sagte ich: » Seit ich bei euch arbeite, stelle ich mir diese Frage auch ständig. Aber ich habe keine Ahnung, warum man mich verschont hat, denn so durchgeknallt wie ihr bin ich allemal. «
    Konrads Augen wurden zu Schlitzen, seine Lippen ein schmaler Spalt.
    Â» Geht das jetzt auf unsere oder auf deine Kosten? « Dann brach er in ein schallendes Gelächter aus.
    Die anderen zögerten noch

Weitere Kostenlose Bücher