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Die Liebe in Grenzen

Die Liebe in Grenzen

Titel: Die Liebe in Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Peters
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«
    Â» Weil wir ihn füttern und gut zu ihm sind, er ist ja nicht blöd. «
    Â» Das ist nicht der Grund. Er spürt meine Überlegenheit und erkennt sie an, indem er mir folgt. «
    Ich holte Luft, um etwas zu erwidern, überlegte es mir dann aber anders. Das war der Augenblick, in dem sich erstmals wieder dieses Unbehagen einschlich, das ich fast schon vergessen hatte. Ich versuchte, es wegzuschieben, sagte mir, dass dafür noch Zeit sei, wenn wir wieder in die Heimlichkeit abtauchen müssten, wenn wir zu entscheiden hatten, wie es mit uns weitergehen sollte. Aber die Leichtigkeit dieser » geschenkten Tage « , wie wir sie nannten, hatte einen ersten Riss bekommen. Konrad muss das gespürt haben, so wie er stets alles witterte, dem Hund ähnlich, der still in eine Ecke auswich, kurz bevor sein Herr in eine seiner Verfinsterungen fiel. An diesem Abend war es die erste, seit er mich im Bauwagen an sich gezogen hatte.
    Ich tat alles, um ihn wieder ans Licht zu holen, lockte sogar August mit Hackfleisch und gurrenden Lauten aus seiner Ecke, verfluchte dabei gleichzeitig meine Abhängigkeit von Konrads Stimmungen.
    Mit Sicherheit hätte ich den Fehler, den ich beging, ohne langes Suchen in einem meiner Lehrbücher finden können, wenn ich diesen Teil meines Gehirns nicht bewusst abgeschaltet hätte. Wir stritten an diesem Abend wegen einer Banalität, versöhnten uns danach umso heftiger, und während ich in dieser Nacht wach lag, den neben mir schlafenden Körper betrachtete, befiel mich eine Traurigkeit, die so stark wurde, dass ich ihn weckte, um sie mir von seinen zaubermächtigen Händen aus dem Bewusstsein streicheln zu lassen.
    Es war am nächsten Morgen, als wir begannen, die Reise zu planen, spielerisch zunächst, wie verträumte Kinder. August lag vor mir auf dem Boden und ließ sich von meinen nackten Füßen den Pelz kraulen, als Konrad mit dem Atlas erschien.
    Â» Willst du wissen, an welchem Ort dieser Welt ich vollkommen glücklich sein könnte? «
    Â» Bist du das denn jetzt nicht? «
    Â» Katia, ich bitte dich, uns bleiben noch fünf Tage und Nächte, bis wir wieder Patient und Erzieherin spielen müssen. «
    Â» Du bist kein Patient. «
    Â» Sag das mal Hajo oder meinem Vater. «
    Â» Also gut, wo ist dieser glücksbringende Ort? «
    Er schlug die Karte von Nordfrankreich auf.

10 – Zeichen vom Land am Meer
    V ier Wochen ist nun nichts mehr von ihm gekommen. Anfangs bin ich noch mindestens zehnmal am Tag zum Briefkasten gerannt, nach einer Woche habe ich mich dann der Übung unterzogen, nicht öfter als einmal täglich nachzuschauen, seit vorigem Montag war ich mir sicher, dass nichts mehr zu erwarten sei. Ich hatte es vermasselt – oder ich hatte es geschafft, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es betrachten wollte.
    Jetzt ist es wirklich vorbei, dachte ich, drei Rätsel, drei Zeichen, dreimal habe ich nicht verstanden oder nicht verstehen wollen. Jedenfalls kann er diese Schlussfolgerung ziehen, wenn er es denn will. Noch immer hocke ich in Hamburg, habe mich nicht auf den Weg gemacht, von mir aus keine Signale gesendet. Er kann sich nicht einmal hundertprozentig sicher sein, dass mich seine verworrenen wortlosen Botschaften überhaupt erreicht haben. Ich könnte vergessen und neu beginnen. Konrad ist weg, in Sicherheit, das ist das, was wichtig ist. So redete ich es mir täglich aufs Neue ein.
    Sicher würde auch bald die Kraft für meinen eigenen Neuanfang kommen, das habe ich mir gesagt, das habe ich auch Manu und meinem Vater gesagt, es werde sich bestimmt etwas für mich auftun, die Zeit des Traurigseins sei so gut wie vorbei. Manu und Papa denken ja noch immer, ich sei verlassen worden. Dabei ist es umgekehrt. Na ja. So genau kann man es nicht sagen.
    Gestern Abend lag dann aber dieser Abholschein auf dem Küchentisch, den ich nicht einmal gleich bemerkt habe, weil ich nicht genau hinsah, als ich dort die Zeitung ablegte.
    Â» Du musst morgen früh auf die Post « , sagte Manu leichthin, » die Hausmeisterfrau nimmt anscheinend nichts mehr für uns entgegen. «
    Ich starrte auf das gelbweiße Stück Papier, das sie unter dem Abendblatt hervorzog, und steckte es wortlos in die Hosentasche. Manu füllte mir ungefragt ein Glas mit Weißwein.
    Schon über zwanzig Minuten stehe ich jetzt in einer Schlange von Leuten, die der übel gelaunten

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