Die Liebe in Grenzen
hätte der Hund nicht gebellt. Trotz des Gekläffs blickte ich nicht in seine Richtung, tat so, als ginge es mich nichts an, was der Mann mit dem Hund dort machte.
Erst half ich Ada mit ihrem Koffer, begrüÃte danach Lena, berichtete ihr vom mustergültigen Betragen der Tiere und wie gut alles geklappt habe. Erst dann wandte ich mich dorthin, wo Konrad stand, um zu erfahren, wie er auf mögliche Erkundigungen nach seinem Aufenthalt am Comer See reagierte. Tatsächlich hatten wir keine Verabredungen getroffen, was jeder von uns sagen würde, damit unsere Versionen einander nicht widersprachen. Das fiel mir aber jetzt erst ein.
Konrad blieb abseits, hielt August am Halsband fest, das ich erst am Vortag in der Stadt für ihn gekauft hatte. Er redete mit Carmen, beim Näherkommen konnte ich Fetzen ihres Gesprächs aufschnappen: » Du hättest ihn einem Tierarzt vorstellen müssen ⦠er wird vielleicht irgendwo vermisst ⦠ganz eindeutig aus schlechter Haltung ⦠«
Es ging also nur um den Hund, das war beruhigend.
Plötzlich zog August blitzschnell seinen Kopf aus dem Halsband, rannte auf mich zu und sprang freudig an mir hoch. Ich kraulte ihn hinter den Ohren und merkte zu spät, dass Carmen mich scharf beobachtete.
» Na, der kennt dich aber schon ganz gut, dafür, dass er erst heute Nacht aufs Gelände gekommen ist. Ich durfte mich dem Tier nicht nähern. «
» Spontane Sympathie, so etwas soll es auch bei Tieren geben. « Konrad wandte sich unvermittelt ab und entfernte sich, der Hund folgte ihm dicht auf den Fersen.
» Habt ihr euch wieder gestritten? « , fragte Carmen.
» Wir hatten kaum Gelegenheit dazu « , sagte ich und versuchte nicht darüber nachzudenken, was der merkwürdige Ausdruck in ihrem Gesicht zu bedeuten hatte.
» Katia, was ist das für eine Geschichte? «
» Welche Geschichte meinst du? «
» Soll ich wirklich glauben, dass Konrad dieses halbwilde Vieh, das nur ihn und dich zu akzeptieren scheint, im Zug mitgenommen hat? «
Ich zuckte mit den Schultern.
» Frag Konrad. Es ist sein Hund. «
» Das habe ich bereits getan. Er weicht mir aus. Ich rede auch nicht vorrangig über den Hund. Rechtlich betrachtet gilt er übrigens als gestohlen, solange er nicht offiziell als gefunden gemeldet wird. Das muss euch doch klar sein. «
» Wieso uns? «
Carmen sah mich an, als würde sie mich im nächsten Moment fragen wollen, ob ich sie für dumm verkaufe. Ich tat so, als würde ich es nicht bemerken, und schaltete schnell wieder auf das Hunde-Thema um.
» August wird es bei Konrad in jedem Fall deutlich besser haben als bei seinem Vorbesitzer « , sagte ich, » und Konrad tut der Hund auch gut, das kann man doch auf den ersten Blick sehen. Sagst du nicht immer, die Mühlenbewohner müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen? «
» Was auch immer hier gespielt wird, ich will keinen neuen Ãrger mit den Dorfbewohnern haben. Sorgt also dafür, dass ich nicht einen seines Hofhunds beraubten Bauern beschwichtigen muss. «
» Wovon redest du? Konrad weià schon, was er macht. «
» Und du? WeiÃt du das? «
» Ja. «
Mit dieser Bemerkung lieà ich sie stehen, um Martin zu begrüÃen, der gerade zu uns herübersah.
Als ich später den Flur betrat, stand meine Reisetasche gepackt vor dem Erzieherbüro. Zum Glück fragte niemand, wie sie dort hingekommen sei. Ich verabschiedete mich, gab vor, in Eile zu sein, wünschte alles Gute für die Wiedereingewöhnung und rannte vom Gelände, ohne noch einmal den Versuch zu unternehmen, mit Konrad zu sprechen.
In meine Wohnung zurückgekehrt, lieà ich mich aufs Bett fallen und bemühte mich, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was richtig und was falsch war, wie ich Konrad weiterhin nah sein konnte â und ob ich das überhaupt wollte. Unsere Beziehung könnte mich, würden wir sie öffentlich machen, den Job kosten. Doch hinter Carmens und Martins Rücken eine Affäre mit ihm zu haben, kam auf Dauer nicht in Frage. Wie ich es auch betrachtete, der Knoten lieà sich nicht lösen.
Die erste Nacht ohne Konrad an meiner Seite war endlos. Sollte ich ihn anrufen, einfach bei ihm auftauchen, mich fernhalten, bis wir uns abgesprochen hatten? Ich fand mich gleichzeitig albern, unfähig und hysterisch, bis ich gegen Morgen
Weitere Kostenlose Bücher