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Die Liebe ist ein Daemon

Die Liebe ist ein Daemon

Titel: Die Liebe ist ein Daemon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorotea de Spirito
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gibt so viele Dinge, die ich ihr sagen möchte, den ganzen Vormittag schwirren sie mir im Kopf herum. Und am Ende krieg ich vielleicht keinen einzigen Ton raus und ich steh dann vor ihr, starr sie an und kann nur noch wie eine Idiotin mit der Hand winken.«
    Noch mal rollen mir zwei winzig kleine Tränen über das Gesicht.
    Auch die wischt er mir sanft mit dem Handrücken fort.
    »Das wird dir sicher nicht passieren«, versichert er. »Außerdem bist du so süß, wenn du nervös bist, du gehst also überhaupt kein Risiko ein.«
    »Na, mal sehen, wie ich mich anstelle«, sage ich und muss unwillkürlich lächeln.
    Er nimmt mein Gesicht in seine Hände, küsst meine feuchten Wangen und wischt damit die restlichen Tränen weg.
    »Ich hab mal eine ganz andere Frage.« Meine Stimme klingt schon fast wieder normal. »Warum gefällt es dir eigentlich so gut hier drin?«
    Er kichert.
    »Ganz einfach, ich will ja nicht von der Schule fliegen. Und das könnte passieren, wenn sie uns dabei erwischen, wie wir das hier«, er küsst mich ganz leicht und zärtlich, »auf dem Gang machen. Den Ärger können wir uns ersparen.«
    |307| »Das klingt vernünftig«, pflichte ich ihm bei.
    »Geht’s dir wieder etwas besser?«
    »Mir geht’s einfach super   … Ich hab dieses Gespräch mit deiner Lehrerin echt gebraucht.«
    »Das kannst du immer haben. Sie hält sehr große Stücke auf dich, weißt du? Auch wenn ich noch nicht ganz kapiert habe, warum.«
    Ich lache, während wir den Raum verlassen und wieder den Gang entlanglaufen. Der Hausmeister ist immer noch mit dem »verflixten« Wasserhahn in den Toiletten beschäftigt.
    Hand in Hand schlendere ich mit Federico zu meinem Klassenzimmer zurück und plötzlich steht Paride vor uns. Ich werde stocksteif, quetsche Federicos Hand zusammen und gucke auf den Boden.
    Paride glotzt uns unverschämt aus seinem dümmlichen Ohrfeigengesicht an.
    »Hast du irgendein Problem?«, fragt Federico herausfordernd.
    »Ich ganz sicher nicht«, antwortet Paride hochmütig und verkreuzt mit arroganter Miene die Arme vor der Brust. »Doch wohl eher du, Vittoria, oder?«
    Ich blicke hoch und sehe, dass er seine blauen Augen auf meine Hand geheftet hat, die Federicos Hand umklammert hält.
    Ich lasse los und bereue es sogleich wieder. Das sieht ja praktisch nach einem Schuldeingeständnis aus.
    Paride schaut wieder zu mir und starrt mich eine Weile amüsiert und frech an.
    |308| »Interessant, sehr interessant. Na gut, ich muss jetzt weiter, schönen Tag noch, Leute.«
    Er geht an uns vorbei, ohne diesen verdammt irritierenden Gesichtsaudruck abzulegen.
    Dann, als er schon ein paar Schritte entfernt ist, dreht er sich um und wendet sich noch mal direkt an mich. »Ach ja, Vittoria, wie geht’s deinem Arm? Da hast du dir ja ganz schön wehgetan, oder?«, fragt er mit einem sarkastischen Unterton.
    Die Wunde am Arm ist bereits vollkommen verheilt, aber die Narbe brennt einige Sekunden lang vor Zorn.
    Federico schaut plötzlich hoch. Purer Hass verzerrt sein normalerweise so feines Gesicht. Er ballt vor Wut die Hände zusammen.
    Paride guckt ihn an und nickt. »Interessant, wirklich sehr interessant«, wiederholt er.
    Dann dreht er sich um und verschwindet.
    »So ein Mist, er hat alles verstanden«, sage ich erschrocken, als wir wieder alleine sind.
    »Ich würde dieses armselige Würmchen nicht überbewerten«, beruhigt mich Federico. »Er will uns nur provozieren.«
    Das hoffe ich auch. Aus tiefstem Herzen hoffe ich, dass es nur das ist.

|309| DER LETZTE SONNENSTRAHL
    Heute Nachmittag scheinen die Stunden so schnell wie Sekunden zu vergehen, die Zeit rast nur so dahin, und als ich die Straße in Richtung Zentrum entlanglaufe, steht die Sonne bereits tief am Himmel. Schon wieder bin ich in der beginnenden Dämmerung unterwegs, genau wie vor zwei Tagen, nur dass mich heute die sonst wunderschönen Schattierungen des Sonnenlichts traurig stimmen. Nichts kann mich im Moment aufheitern, nicht einmal der in ein warmes orangefarbenes Licht getauchte Peperinstein der Häuser oder der bernsteingelbe Himmel mit seinen dunkelroten Wolken.
    Der Weg zu Ginevras Haus erschien mir noch nie so schwer wie heute.
    Immer noch schwirren mir die Worte im Kopf herum, sie verflechten sich, verdrehen sich und setzen sich immer wieder zu neuen Sätzen zusammen.
    Im Grunde gibt es nur eine einzige Sache, die ich ihr sagen möchte, nur einen Satz, den ich jedoch nie über die Lippen bringen werde: »Ginevra, bitte fahr nicht.«
    Vor

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