Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Homosexualität. Ich muss schon sagen, wenn ich dich nicht besser kennen würde, Kate, würde ichdoch beinahe glauben, dass du ein wenig in mich verknallt bist.“ Ich wurde knallrot. „Das war nicht ernst gemeint!“, sagte er und drückte sanft meine Schulter. „Es war nur ein Witz. Also, wir sehen uns morgen?“ Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange, bevor er davonging. Wie in Zeitlupe verließ er den Raum, so, als wären alle Scheinwerfer auf ihn gerichtet, als wäre er ein Filmstar aus den 1950er-Jahren.
Auf jeden Fall waren die Scheinwerfer auf mich gerichtet, nachdem Peter gegangen war, jedenfalls im übertragenen Sinne, denn das Personal in der Bar starrte mich missbilligend an, und der Maitre d’Hotel schüttelte jedes Mal, wenn er zu mir herüberblickte, den Kopf. Hier hatte ich wohl am Vorabend den einen oder anderen Drink (zu viel) bestellt. Na toll …
Ich flüchtete wieder nach oben in mein Zimmer und versuchte, die Ereignisse des Abends zu verarbeiten. Also war Peter Parker doch nicht schwul. Wie seltsam. Wie unerwartet. Wie verwirrend. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, als wäre mein Universum leicht aus den Fugen geraten.
An diesem Abend fühlte ich mich anders als sonst, als ich ins Bett ging, es war so eine Art Sepiaton, der ja nicht richtig gelb und auch nicht richtig weiß ist, aber definitiv nicht schwarz und ganz sicher nicht grau.
Einschub
Liebes „True Love“-Team,
hallo, ich bin’s, Annie-pants. Ich wollte euch wissen lassen, dass ich an dem Designer-Grundkurs, den ihr für mich organisiert habt, teilgenommen habe. Und es war großartig. Federico, nur zur Info, fast alle, die den Kurs besucht haben, kamen „solo“. Und selbst die, die mit einer Freundin kamen, waren total offen und redselig. Und wir alle hatten ja etwas gemeinsam. Wir wollten alle lernen, wie wir unsere eigenen Sachen nähen können. Obwohl wir also alle einen anderen Background hatten und unterschiedliche Jobs, hatten wir alle was gemeinsam.
Ich muss zugeben, dass ich in den ersten Wochen nervös war. Immer wieder hatte ich das dringende Bedürfnis, im letzten Moment abzusagen. Ich erfand Ausreden, um länger zu arbeiten, oder wollte ins Fitnessstudio gehen oder meine Wäsche machen – alles Mögliche, nur um nicht hingehen zu müssen, was irgendwie komisch war. Aber die anderen Frauen haben mir erzählt, das sei total normal und dass sie alle dasselbe durchgemacht hätten. Also bin ich dabeigeblieben, und ich finde es echt toll. Inzwischen habe ich auch schon ein paar Vorlesungen an der London School of Fashion besucht. Es ist nämlich so, dass viele der Universitäten kostenlose oder ziemlich billige Einzelworkshops anbieten, die man einfach so besuchen kann. Letzten Sonntag bin ich zu einer Vorlesung über die Geschichte der Hutmacher gegangen. Das klingt, wenn ich es so schreibe, vielleicht ein bisschen langweilig, aber es war sehr interessant.
Mein Freund (der, der mir noch keinen Antrag gemacht hat) kam sich ein wenig wie eine Niete vor, als er jetzt donnerstagsabends immer allein zu Hause saß, daher hat er endlich zugestimmt, der Fußballmannschaft seiner Firma beizutreten. Anfangs hat er noch gelästert und gemeint: „Ach, das ist doch nur ein verdammtes Fünf-zu-fünf-Spiel. Ich weiß gar nicht, warum die da so einen Aufstand drum machen. Im Büro reden sie ständig darüber. Ich hasse es. Ich kann nicht mal aufstehen, um mir einen Kaffee zu holen, ohne dass jemand hinter mir herhuscht, um mit mir über Angriffstaktiken zu reden und ob ich nicht auch finde, dass der Torhüter Glen ausgetauscht werden sollte, was ich übrigens tatsächlich finde. Man hat das Gefühl, der Mann hat sich die Hände eingeölt.“
Im nächsten Spiel hat er dann das Siegtor geschossen. Jetzt redet er ununterbrochen über Fünf-zu-fünf-Fußball und kam in der letzten Woche mit dem Pokal für den besten Spieler nach Hause.
Das Beste an der Sache ist, dass all das Rumgerenne beim Fußball doch tatsächlich dazu geführt hat, dass er sein Hüftgold losgeworden ist (ein kleines Wunder!). Außerdem hat er viel mehr Energie als vorher, und er hat viel mehr Lust auf … Sex! Wer hätte gedacht, dass das Herumlaufen mit anderen Männern mittleren Alters ein paarmal die Woche solch eine Wirkung auf unser Sexleben hat? Eigentlich will ich darüber gar nicht weiter nachdenken …
Ach übrigens, Federico, das wollte ich dir auch noch erzählen: Mein Freund (immer noch der, der mir noch keinen Antrag gemacht hat) nahm
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