Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
schon gar nicht mit einem Mann aus Neapel. Männer aus Neapel sind grässlich. Die sind ungehobelt, das sind Banausen. Nie und nimmer werde ich mit einem Mann aus Neapel ausgehen.‘ Und was ist passiert? Sie hat einen Mann aus Neapel getroffen und hat sich in ihn verliebt. Warum? Weil sie all ihre Energie auf das verwandt hat, was sie nicht wollte. Also hat das Universum immer und immer wieder gehört: ‚Verabrede dich mit einem Italiener‘ oder ‚Mann aus Neapel‘. Und genau das hat sie schließlich auch bekommen. Andere Menschen schaffen es, das Erste hinzubekommen, sie konzentrieren sich auf das, was sie wollen, stellen es sich einen Moment lang vor, doch dann verwerfen sie es wieder. Sie denken: Na ja, das wäre schon nett, aber das passiert ja doch nicht, oder: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? So viel Glück habe ich doch sowieso nicht‘, und das ist das, was das Universum hört. Es hört dich sagen: ‚Ich werde immer arm sein. Ich werde immer in schrecklichen Wohnungen wohnen müssen, mein Job wird immer fürchterlich sein. Ich bin sowiesonicht in der Lage, etwas zu verändern.‘ Und damit machen sie sofort all ihre harte Arbeit zunichte.“
„Quassel-Bob …“, sagte ich zu Quassel-Bob und vergaß dabei ganz, dass er seinen neuen Spitznamen ja noch gar nicht kannte. „Ich habe das beides schon gemacht.“
„Wenn du jemals wieder Zweifel hast …“, forderte Quassel-Bob, „nimm dir einen Moment Zeit und denk über Folgendes nach: Wenn du dich entschließt, von New York nach San Francisco zu fahren, kannst du nicht die ganze Strecke vor dir sehen. Es sind über zweitausendneunhundert Meilen. Genau genommen kannst du nicht einmal mehr als zweihundert Meter weit sehen. Aber ich wette, du zweifelst kein Stück daran, dass du dort ankommen wirst. Du würdest doch niemals denken: Ich kann nicht die ganze Strecke sehen, woher soll ich also wissen, ob ich wirklich dort ankomme? Woher soll ich denn wissen, ob ich es schaffe? Ich kann mir keine zweitausendneunhundert Meilen lange Straße vorstellen. Wie sieht die überhaupt aus? Wenn ich sie nicht sehen kann, kann ich darauf auch nicht fahren. Nein, du entscheidest dich, von New York nach San Francisco zu fahren, und du weißt einfach, dass du dort ankommst. Du konzentrierst dich auf das Ziel, nicht auf die Straße, die vor dir liegt. Und genau das musst du auch mit deinen Träumen machen. Vergiss die Straße, konzentriere dich auf das Ziel. Das Universum übernimmt den Rest.“
So ganz verstand ich die Funktionsweise von Quassel-Bobs Idee nicht, und ich verstand auch Quassel-Bob selbst nicht so ganz, aber ich war durchaus bereit, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er holte Stift und Papier, und wir fingen an, eine Liste zu erstellen – von all den Dingen, die mir an meinem vollkommenen Tag passiert waren – und eine Liste mit all den Empfindungen, die ich verspürt hatte. Als wir fertig waren, hatte ich eine sehr viel klarere Vorstellung von dem, was ich tun musste, um meinen eigenen, von der Liebe gestohlenen Traum zurückzuerobern.
Zugegeben, ich sah durchaus, dass sich da ein paar dringende Probleme abzeichneten, und zwar fielen die alle unter die Überschrift„Geld“. Denn die meisten Dinge, die ich gern tun wollte, waren viel zu teuer. Das Wichtigste, das, was mich wirklich während der nächsten Jahre glücklich machen würde, wäre eine Ausbildung zur Ski- und Snowboardlehrerin. Nach meinen Erfahrungen mit Gabriel und Julien war ich mir inzwischen sicher, dass es das war, was ich wirklich wollte. Ich wollte fünf Monate im Jahr damit verbringen, anderen Menschen das Skifahren beizubringen; ich wollte draußen sein und mich den ganzen Tag sportlich betätigen; am Ende des Tages wollte ich dann in mein Chalet zurückkehren, Käse essen, Französisch reden – allein der Gedanke daran ließ mich fast schweben vor Glück. Doch die Lehrgänge für Skilehrer waren teuer, einige Zehntausend Pfund, um genau zu sein, und einige Zehntausend Pfund sind kein Pappenstiel und auch keine lahme Ausrede, hinter der man sich verstecken will, sondern ein riesiger Berg von Geld, das ich definitiv nicht hatte. Und darin war noch nicht einmal der Französisch-Intensivkurs enthalten, den ich belegen wollte, und das Chalet, das ich kaufen müsste, um darin wohnen zu können, und wenn wir schon eine Liste machen, und ganz offensichtlich tun wir das, auch kein Flugticket rund um die Erde und kein Auto. Eine neue Skiausrüstung könnte ich auch mal wieder
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