Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
nachher bin ich mit ihr zum Essen verabredet, und wenn du möchtest, kannst du mitkommen. Anschließend kannst du dann wieder mit herkommen, wenn dir das hilft, und hier zusammen mit mir schlafen.“ Um ehrlich zu sein, war mir der letzte Satz entsetzlich peinlich, denn Peter Parker und ich verabredeten uns für gewöhnlich nicht, umdie Nacht gemeinsam zu verbringen, jedenfalls nicht mehr, seit wir aus dem Teenageralter heraus waren, aus dem Alter, als ich jeden Moment hätte aufwachen können, nur um festzustellen, dass er über mich herfallen wollte.
„Kate, woran denkst du gerade?“
„Äh, nichts …“ Ich war knallrot angelaufen. Zum Teufel mit dem Teenagersex, den wir nie gehabt hatten! „Ich denke an gar nichts, absolut gar nichts.“
„Okay, dann bis heute Abend, das hört sich doch perfekt an, oder?“, stellte er fest, umschloss mein Gesicht mit beiden Händen und küsste mich auf die Wange. „Bis heute Abend.“ Mit den Welpen im Schlepptau sprintete er aus meiner Wohnung.
Ich stand auf und machte mir erst einmal eine Tasse Tee. Da bemerkte ich es, das Foto, das verdammte Foto, von dem Jane ihm berichtet hatte, Peter Parker als Teenager in Kodak-Farbqualität, das mitten auf der Kühlschranktür prangte, äußerst peinlich, wenn auch nicht so peinlich wie der Flyer, der darunter hing und Werbung für eine Klinik machte, die sich auf die weibliche Sexualität und Gesundheit spezialisiert hatte. Man kann gar nicht vorsichtig genug sein – peinlich, peinlich.
Heile Familie
Da meine Eltern weder Weihnachten noch sonst irgendein anderes religiöses Fest feiern und ich meinen Geburtstag nicht gern zelebriere, ist Grandma Josephines Geburtstag eine der wenigen Gelegenheiten, zu der wir alle versuchen, uns im selben Land aufzuhalten und zu einem wunderbaren Familienessen zusammenzukommen. Meine Eltern waren bereits vor zehn Tagen eingeflogen, ein kurzer Abstecher vor ihrem achtzehnmonatigen Aufenthalt in Kasachstan, und mir war es gelungen, ihnen bis zu diesem Abend aus dem Weg zu gehen. Ich hoffte, dass Peter eine Art Puffer zwischen mir, ihren neugierigen Fragen und ihrer unverhohlenen Enttäuschung darstellen würde.
Das schwimmende Restaurant | Pepperpots
Als ich im schwimmenden Restaurant ankam, sah ich Peter Parker schweigend am Tisch sitzen. Stirnrunzelnd schaute er mich an, als ich hereinkam, und flüsterte mir, kaum dass mein Po den Stuhl berührt hatte, ziemlich laut zu: „Du hast mir nicht gesagt, dass deine Eltern auch hier sein würden!“
„Habe ich nicht? Entschuldige, das habe ich wohl vergessen …“ Ich verstummte, weil Peter aussah, als würde er gleich vor Wut explodieren, während er gleichzeitig so wirkte, als wäre er den Tränen nahe. Einen Augenblick lang sah er so aus wie der Neunjährige, der er einmal gewesen war. Mein Dad räusperte sich geräuschvoll.
„Entschuldige“, sagte ich und drehte mich zu meinen Eltern herum.
„Hallo, Dad, hallo, Mom“, begrüßte ich sie mit meiner Teenagerstimme, was zur Folge hatte, dass meine Mutter mich böse anschaute. „Entschuldige, hallo, Richard, hallo, Regina.“
„Du darfst deine Eltern nicht ‚Mum und Dad‘ nennen?“, flüsterte Peter mir zu.
„Ich bin ein Individuum, Peter, keine Gebärmaschine“,kreischte meine Mutter schrill, den Arm bis zum Ellenbogen in der Schüssel mit den Erdnüssen vergraben. „Ich bin ein Mensch mit einem Namen, nicht mit einer Jobbeschreibung. Du würdest Kate ja auch nicht ‚Schreiber‘ nennen, oder?“
„Nicht jeder nennt dich ‚Mum‘ , Mum“, jammerte ich. „Nur ich, deine tatsächliche Tochter, würde dich gern ‚Mum‘ nennen, und außerdem würde man mich ‚Autorin‘ nennen“, konnte ich mir nicht verkneifen hinzuzufügen.
Meine Mum verdrehte die Augen und schnipste mit den Fingern, um den Kellner herbeizuzitieren. Grandma küsste mich auf die Stirn, bevor sie ihren Platz am Kopf des Tisches einnahm. Der vietnamesische Poolboy schlich sich herein, setzte sich neben Grandma und legte ihr zärtlich eine Hand aufs Knie. Es war ein typisches Familienessen der Winters, mit meinen Eltern, die mich nicht großgezogen hatten, Peter, der sich selbst großgezogen hatte, Grandma, meiner Hauptbezugsperson, und dem Poolboy, dessen Rolle nicht so wirklich umrissen war.
„Schätzchen, erzähl deiner Mutter, was du in der Redaktion gemacht hast“, forderte Grandma mich auf und schenkte dem Poolboy Wein ein. „Kate macht sich ganz hervorragend bei ‚True Love‘. Sie leistet
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