Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Umständen unser Bestes gegeben haben, mit dem Wissen und der Erfahrung, die wir zu der Zeit hatten. Ich persönlich empfinde es als Privileg, dass ich die Frauen kennenlernen durfte, die ich kennengelernt habe.“ Sie schaute sich im Saal um. „Und dass ich an den Erfahrungen, die sie gemacht haben, teilhaben durfte.“ Alle nickten, sogar die Pensionäre, und das nicht, weil sie kurz davor waren, einzuschlafen. „Und dass ich miterleben durfte, wie sie sich den Herausforderungen stellten, die Hindernisse überwanden. Ich habe meine eigenen Herausforderungen bewältigen müssen. Meine eigenen Vorstellungen über die Liebe neu bewerten müssen, wie mächtig sie sein kann, wie negativ und andererseits auch wie wunderbar positiv.“
Mehrere Leute schauten zu mir und lächelten. Was würden sie wohl denken, wenn sie mein wahres Ich kennen würden, das wahre Ich der Initiatorin von „Was die Liebe mir gestohlen hat“, der Schöpferin, die leider absolut nichts gelernt hatte? Die sich verzweifelt danach sehnte, dass ihr Jugendfreund, ein Mann, mit dem sie noch nicht einmal in eine romantische Beziehung verwickelt war, in den Raum gestürzt kam, vorzugsweise in einem rot-blauen Spiderman-Kostüm (wenn wir schon beim Wünschen sind), und sie bittet, bei ihm zu bleiben, damit sie noch öfter zusammen etwas unternehmen können, vielleicht hin und wieder platonisch nebeneinander im Bett liegen, um sich dann irgendwann,hoffentlich, die Kleider vom Leib zu reißen und sich mit nicht konventionellen Aerobic-Übungen die Zeit zu vertreiben, bis die Gesichter heiß glühten. Ich war wie Judas beim letzten Abendmahl, ich nippte aus dem Becher des Lebens, während ich heimlich schon einen Big Mac und eine Cola light mit König Herodes im örtlichen Drive-in verputzt hatte.
„Also markiert der heutige Tag das Ende einer Ära“, fuhr Grandma fort. „Das Ende des ersten Kapitels.“ Chad nickte bei ihren Worten. „In England haben wir bereits Eindruck gemacht, also nehmen wir jetzt die ganze Welt in Angriff!“ Es wurde heftig applaudiert. Die Rentner klatschten am lautesten von allen. Ich hätte wetten können, dass sie schon den ganzen Nachmittag lang Margaritas getrunken hatten. „Und wir starten damit, dass wir Kate nach Kanada schicken.“ Es folgte noch mehr Jubel. In der Ecke entdeckte ich noch eine Kameracrew, die filmte die Moppel. Mir wurde ganz elend, weil ich so ein schlechtes Gewissen hatte und ich mich so sehr nach etwas sehnte. „Kate, hier ist dein Telefon, ein Laptop und ein GPS, damit wir dich immer und überall orten können. Unser Job ist es, Frauen auf der ganzen Welt zu finden, um ihnen zu helfen, sich selbst zu finden, mögen sie nun verliebt sein oder darauf warten, dass die Liebe zu ihnen zurückkommt. Mit Chads Hilfe und dem engagierten Team von Kundschaftern hier werden wir diese Frauen aufspüren und mit ihnen in Kontakt treten. Die Autoren von ‚True Love‘ werden ihre Geschichten niederschreiben. Mit unseren Taten werden wir Veränderungen herbeiführen. Wenn jede Frau, der wir helfen, einer anderen Frau hilft, dann gibt das einen unglaublich weitreichenden Dominoeffekt. Dann wird die Sache zu einer Bewegung. Willkommen zu ‚Was die Liebe mir gestohlen hat erobert die Welt‘!“
Wieder wurden ihre Worte mit donnerndem Applaus quittiert. Ich schaute mir den Wahnsinn an, der um mich herum tobte. Das war größer als alles, was ich mir je hätte vorstellen können, und doch hatte ich das Gefühl, nicht länger ein Teil davon zu sein. Das Einzige, woran ich denken konnte, war Peter. Warum war diese Mission, diese Sache, für die ich so hart gekämpft hatte, um sie anzuschieben,aufrechtzuerhalten, weiterzuentwickeln, für mich auf einmal nicht mehr genug? War ich ein Mensch, in dem absolute Leere herrschte, ein schwarzes Loch, das ständig Dinge in seinem endlosen Schlund verschluckte? Konnte ich deshalb nicht aufhören, Quality Streets zu essen? Wegen des schwarzen Lochs in meiner Seele, das sich jetzt Peter Parker wünschte, so wie die von der Liebe gestohlenen Träume aller anderen? Litt ich unter einer emotionalen, akuten und metaphorischen, Universen verschlingenden Essstörung?
Ich entfloh all diesem Wahnsinn, schlich mich durch eine Tür nach draußen auf die Terrasse und in die frische Luft. Chad folgte mir einen Moment später, zündete sich eine Zigarette an und baute sich neben mir auf. Gemeinsam starrten wir hinaus auf den dunklen und ruhigen See.
„Erst schwingt das Pendel in die
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