Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

von mildem Spott und Ausgrenzung gemacht hatte. Schon mit vier war sie in Peter Parker verliebt gewesen. Mich hasste sie, seit sie vier ein Viertel war. Das war ungefähr zu der Zeit, als ich ein gemaltes Bild von ihr entdeckt hatte, auf dem sie und Peter sich unter einem Regenbogen küssten. Sie hatte es „Peter & ich – für immer“ genannt. Ich hatte nie daran gedacht, Peter ein Bild zu malen, und war eifersüchtig auf ihren originellen und kreativen Einfall gewesen. Also beschloss ich, das Bild oben an die Tafel zu hängen, sodass jeder es sehen, Tabitha Jones es aber nicht erreichen konnte. Sie heulte und jammerte, während sie auf und ab hüpfte und versuchte, es abzureißen, ehe Peter Parker einen Blick darauf erhaschen konnte. Die anderen Kinder lachten. Mit einem grünen Buntstift ging sie auf mich los und warf mir ihre Mr-Happy-Frühstücksdose an den Kopf. Irgendwann sah Peter Parker natürlich die Zeichnung und,gutmütiger Junge, der er war, nahm sie ab und gab sie Tabitha zurück. Dann schloss er Tabitha in die Arme und sagte ihr, dass es ein ganz tolles Bild sei, was mich nur noch wütender machte. Ich bin sicher, dass die anderen nach dieser Umarmung alle normal weitermachten, was das Emotionale anging, aber ich habe das nie wirklich geschafft. Bis zu diesem Tag schämte ich mich für den Vorfall. Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich jemand anderen drangsaliert hatte, und die Erinnerung daran klebte an mir wie Rohöl an einem jungen Seevogel. Aber ich hatte gedacht, dass es Strafe genug sei, wenn man sich ein Leben lang Vorwürfe wegen eines Vorfalls machte. Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Frau, die mich sozusagen in meine nächste Lebensphase katapultierte, ausgerechnet Tabitha Jones war? Das war Karma – und es war hiermit eindeutig bewiesen, dass es so etwas gab –, es hatte auf diesen entscheidenden Moment gewartet, um mir einen Schlag ins Gesicht zu versetzen. Nicht dass ich jemals die Macht des Karmas infrage gestellt hätte. Ich war nur mehr daran interessiert gewesen, was es mit Gabriel anstellen könnte.
    „Sie kommen mir so bekannt vor“, sagte sie, als ich ihr mein Ticket und den Reisepass reichte. Freundlich lächelte sie mich an, als sie meine Reisedokumente nahm und die Daten in ihren Computer eingab. „Fliegen Sie regelmäßig mit uns?“ Sie hörte mit dem Tippen auf, um mich anzuschauen, offen, interessiert. Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein, ich fliege normalerweise nicht nach Kanada.“
    „Oh mein Gott! Sie sind es! Sie sind es wirklich!“, rief sie aufgeregt, bevor sie unter ihrem Tisch verschwand. Mit einer Ausgabe von „True Love“ in der Hand tauchte sie wieder auf. „Das sind Sie! Sie sind die Frau, die Frau mit der ‚Was die Liebe mir gestohlen hat‘-Kolumne!“ Die Flughafenpolizei blickte zu uns herüber. „Oh, ich liebe Sie! Ich habe sämtliche Artikel der Serie gelesen, und ich liebe das Moppel-Camp-Videotagebuch auf der Website. Es gibt ja jetzt sogar schon Uploads auf YouTube ! Es ist so großartig, was Sie da machen“, meinte sie und hielt mir meinen Pass hin. Doch gerade, als sie ihn schließlich aus den Fingern gebenwollte, die so gekonnt mit grünen Buntstiften werfen konnten, spürte ich, wie jemand mir seine Hände auf die Schultern legte. Die Hände drückten meine Schultern sanft, bevor sie um meine Taille geschlungen wurden. Im nächsten Moment spürte ich den warmen Atem von Peter Parker an meinem Hals, als er mir etwas ins Ohr flüsterte.
    „Es tut mir leid, Kate.“ Er hielt mich ganz fest an sich gepresst. „Es tut mir so leid.“ Ich löste mich von ihm und drehte mich herum, um ihn anschauen zu können. Er nahm meine Hand und zog mich näher an sich. Ich starrte ihn an. Er starrte mich an. „Es ist kein schönes Gefühl, wenn Menschen, die einem etwas bedeuten, weggehen, Kate.“
    „Das weiß ich, Peter. Es fühlt sich auch nicht schön an, wenn du von einem Freund angelogen wirst bezüglich der Sachen, die ihm passiert sind, und wenn du dann auch noch gebeten wirst, die Wohnung deines Freundes zu verlassen, ist das die Hölle.“
    „Es tut mir wirklich leid, Kate, aber ich wollte nicht, dass du wegfliegst, ohne dass wir uns voneinander verabschiedet haben.“ Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange, und statt den Kopf dann wieder zu heben, schmiegte er seine Wange an meine, bevor er mich wieder in die Arme schloss und so fest hielt, dass ich fühlen konnte, wie sein Herz an meiner Brust