Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Lauft! Lauft! Lauft!“, brüllte er, während die anderen losrannten. Aber ich blieb regungslos auf dem Boden liegen, starrte hinauf in den morgendlichen Himmel von London. Vorsichtig legte ich mir die Hand aufs Gesicht, wo ich noch immer seinen Kuss spüren konnte, den Kuss von Peter Parker, dem Jungen, der nie lächelte.
Ein Freund in Not
Während unsere Moppel-Camp-Teilnehmerinnen zusammen mit Federico loszogen, um ihr Videotagebuch für den „True Love“- YouTube- Beitrag zu drehen, gingen Peter Parker und ich einen Kaffee trinken. Wir fanden eine leere Parkbank und setzten uns. Er legte einen Arm auf die Rückenlehne der Bank und spielte geistesabwesend mit der Kapuze meiner Trainingsjacke. Meine Haut begann zu kribbeln, weil ich jeden Moment darauf wartete, dass Peter mich berühren würde. Ich hatte nur die Hälfte der Trainingseinheit mitgemacht, war aber trotzdem verschwitzt und zerzaust. Was hätte ich jetzt nicht alles für einen kleinen Spiegel, eine Bürste und ein paar Minuten Privatsphäre gegeben, um mich frisch machen zu können. Ich fragte mich, ob ich wohl jemals so glamourös wie die Sprint-Göttin Anneka Rice aussehen würde, die mühelos ein Problem nach dem anderen löste. Im Gegensatz zu mir war Peter Parker überhaupt nicht aus der Puste. Im Gegenteil, er wirkte, als käme er direkt aus der Dusche, ein großer und verdammt gut aussehender Mann; ein Triathlet in winzigen Stoffteilchen von Nike , dem es mühelos gelang, meine Haut zum Kribbeln zu bringen.
Der Grund, warum ich Peter Parker eingeladen hatte, noch einen Kaffee mit mir zu trinken, hatte in gewisser Weise mit der Arbeit zu tun. Ich brauchte seinen Rat und hoffte, dass er heute genauso einfallsreich und prophetisch war wie sonst auch. Aber als er mir liebevoll einige meiner wild abstehenden Haarsträhnen hinters Ohr strich, hatte ich Mühe, mich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt dem überwältigenden Drang nachzugeben, mich auf den Boden zu werfen, in der irrigen Hoffnung, dass Peter mir noch einen Kuss geben würde. Es war nämlich so, dass ich jemandem helfen wollte, der meine Hilfe vermutlich gar nicht akzeptieren würde. Und dieser Jemand war Jenny Sullivan. Die Chancen, dass sie mir zuhören würde, waren gleich null. Also musste ich einen anderen Weg finden, besser gesagt, ich brauchte noch jemand anderes mit Köpfchen. Denn ich konnte nicht einfach tatenlos zusehen und so tun, als hätte ich diesen Kuss nichtgesehen. Es gab einen Verhaltenskodex in der Herrenabteilung von Liberty , und Jennys Ehemann hatte eine Grenze überschritten. Ich wünschte, jemand hätte mir geholfen, als Gabriel diese Grenze überschritten hatte. Ich wünschte, jemand hätte sich eingemischt, mir einen guten Ratschlag erteilt und mir erklärt, dass die Situation definitiv nicht okay war. Also war es meine Pflicht, Jenny Sullivan zu helfen. Es war meine Pflicht, ihr zu helfen, sich selbst zu helfen.
„Also, nur um das noch mal klarzustellen, Kate“, sagte Peter ruhig und trank einen Schluck Kaffee. Er war konzentriert und auf eine Art und Weise gut aussehend, wie ich es irgendwie nie zustande brachte. Nicht dass ich unbedingt als eine gut aussehende Lady betrachtet werden wollte, nur zielgerichtet. „Es gibt da diese namenlose Person …“ – ich hatte entschieden, dass Anonymität professioneller klang, Anneka hätte es genauso gemacht – „und du hast beschlossen, dass du einen Weg finden willst, um ihr zu helfen, ihr Leben zu verändern, aber es soll so aussehen, als hätte diese Person diese Veränderung selbst beschlossen.“ Präzise und brillant ausgedrückt, lobte ich Peter insgeheim.
„Genau“, sagte ich und nickte selbstzufrieden lächelnd, „genau das möchte ich gern tun.“
„Du willst das Leben einer anderen Person verändern, weil du glaubst, sie würde glücklicher sein, wenn sie ein anderes Leben führt?“ Das klang ein klitzekleines bisschen manipulativer, als mir lieb war. „Obwohl diese Person vielleicht sogar glücklich mit dem Leben ist, das sie für sich selbst gewählt hat?“
„Die Sache ist die, Peter, manchmal haben die Menschen Angst, etwas zuzugeben, was bereits allzu offensichtlich ist. Sie haben Angst vor Veränderung, Angst vor dem Unbekannten. Also brauchen sie ein wenig Hilfe, um den ersten Schritt zu machen. Ich möchte dieser erste Schritt sein.“
„Und wie willst du dieser namenlosen Person ihren Irrtum vor Augen führen? Und was genau willst du, das sie verändert? Was
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